Straßenbeleuchtung:Warum sich kleine Kommunen beim Energiesparen leichter tun

Straßenbeleuchtung: Einfach das Licht abschalten, um Energiekosten zu sparen? So einfach geht das im Straßenverkehr nicht überall. Deshalb tüfteln viele Kommunen an praktikablen Lösungen.

Einfach das Licht abschalten, um Energiekosten zu sparen? So einfach geht das im Straßenverkehr nicht überall. Deshalb tüfteln viele Kommunen an praktikablen Lösungen.

(Foto: Imago)

Im Allgäuer Ort Irsee geht nachts fast überall das Licht aus. Beschwerden der Einwohner gibt es nur, wenn doch mal eine Lampe brennt. In Großstädten ist das nicht so einfach.

Von Florian Fuchs

Andreas Lieb muss man sich als entspannten Bürgermeister vorstellen, inmitten von Rathauschefs in ganz Bayern, bei denen den Sommer über hektische Betriebsamkeit ausgebrochen ist. Energie wird teuer, sehr teuer sogar, auch Kommunen sollen Gas und Strom sparen, und so haben sie allerorten Energiesparkonzepte aufgesetzt. Andreas Lieb und seine etwa 1500 Mitbürger im kleinen Markt Irsee im Ostallgäu können da entspannt lächeln, ein Energiesparkonzept haben sie seit zwölf Jahren, seitdem ist auch die Straßenbeleuchtung nachts abgestellt.

Zwischen 1 Uhr nachts und 5 Uhr morgens erhellen die innerörtlichen Straßenlaternen nur noch gefährliche Kreuzungspunkte an der Kreisstraße, sonst bleibt alles dunkel. Bedenken in der Bürgerschaft? "Gibt es nicht", sagt Lieb. "Es gab nur mal Beschwerden, als nachts eine Zeitschaltuhr ausfiel und dann doch die Leuchten brannten."

Die Straßenbeleuchtung ist ein großes Thema beim kommunalen Energiesparen, gerade jetzt nach der Zeitumstellung, wenn es wieder früher dunkel wird. Manche Kommunen schalten die Beleuchtung zeitweise ganz ab, andere dimmen sie, viele rüsten noch so viel wie möglich um auf die energiesparende LED-Technik. Und viele Bürger fragen nicht nur nach der Verkehrssicherheit, die durch die Abschaltungen nicht beeinträchtigt werden soll. Gerade das subjektive Sicherheitsgefühl, weiß die Polizei, sinkt, wenn es nachts plötzlich dunkler ist. Wobei das Innenministerium betont, dass zumindest aus der polizeilichen Kriminalstatistik heraus keine unmittelbaren Bezüge zwischen weniger Beleuchtung und der Häufigkeit von Straftaten hergestellt werden können.

Andreas Lieb also ist nun ein gefragter Mann, einige Anrufe aus anderen, zumeist nahen Gemeinden hat er schon erhalten, wie es denn so läuft mit der Verdunkelung in Irsee. 47 000 Kilowattstunden verbrauchte die Gemeinde vor zwölf Jahren jährlich, etwa 15 000 sind es nun mit der nächtlichen Abschaltung, weite Straßenzüge auf LED umgestellt hat der Ort auch. "Damals haben wir uns schon gewundert, dass keine Beschwerden kamen", sagt Lieb. Aber beschwert haben sich anfangs nur die Zeitungsausträger, die plötzlich Probleme hatten, die Briefkästen zu lokalisieren.

Allerdings ist das Erfolgskonzept von Irsee nicht so ohne Weiteres auf andere Kommunen im Freistaat zu übertragen. Auch Cornelia Hesse, Direktorin beim Bayerischen Gemeindetag, zuständig für Verkehr und Mobilität, weiß von einigen Kommunen, die nun nachts verdunkeln, manche sogar bereits von 23 Uhr an. Große Städte sind allerdings nicht dabei. Grundsätzlich, erklärt Hesse, liegt die Straßenbeleuchtung in kommunaler Hoheit, allerdings müssen die Rathäuser gewisse Vorgaben erfüllen: Straßen mit hoher Verkehrsfrequenz müssen zwingend weiterhin ausgeleuchtet werden. Gibt es ein Gewerbegebiet, in dem es Nachtschichten gibt? Befinden sich die Straßenlaternen in einem Ausgehviertel, gibt es abendliche Sport- oder andere Großveranstaltungen, sodass auch nachts viele Leute unterwegs sind? Kleine Kommunen tun sich also leichter, ganze Straßenzüge abzuschalten als große Städte, in denen auch nachts vergleichsweise viel los ist.

Kommunen holen sich Tipps beim Gemeindetag

Die Stadt Würzburg etwa teilt mit, die Beleuchtung inzwischen nachts zwischen 21 und 6 Uhr zu dimmen, um 60 Prozent im Vergleich zum normalen Niveau. 17 000 Straßenleuchten stehen in Würzburg, durch die Umrüstung von 10 000 Leuchten auf LED wurde der Energieverbrauch in den vergangenen Jahren ohnehin schon von 6,6 Millionen Kilowattstunden auf 4,3 Millionen Kilowattstunden reduziert. Eine komplette Abschaltung sei aus Gründen der Sicherheit und Einhaltung der öffentlichen Ordnung nicht möglich.

Beim Bayerischen Gemeindetag haben bereits einige Kommunen angefragt, um sich Tipps zu holen. Cornelia Hesse sagt aber auch, dass man erst einmal die technischen Voraussetzungen schaffen muss, um die Beleuchtung auszustellen: Es ist nicht so einfach, bestimmte Straßenzüge auszunehmen oder das eine Viertel abzustellen und das Ausgehviertel beleuchtet zu lassen. In jedem Fall, sagen sowohl der Gemeindetag als auch das Innenministerium, sollen sich Kommunen von der örtlichen Polizeidienststelle beraten lassen. Dort kann man Gefahrenstellen am besten bewerten. "Der Einzelfall ist entscheidend", heißt es auch beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West.

Was die Einhaltung der öffentlichen Ordnung anbelangt, so gebe es keine Studien, sagt ein Sprecher, wonach die Kriminalität in dunklen Straßen steige. Und vor dem subjektiv geminderten Sicherheitsgefühl müssen sich Lokalpolitiker offenbar auch nicht fürchten, siehe Beispiel Irsee. Das Polizeipräsidium rät dennoch grundsätzlich eher dazu, auf LED umzurüsten, als gleich ganz abzuschalten.

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