Hochschule für Fernsehen und Film:"Das wird's nie mehr geben"

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Anerkennung aus Los Angeles: Nils Keller, Simon Denda und Welf Reinhart (von links) mit ihren Studenten-Oscars. (Foto: Robert Haas)

Gleich drei Studenten-Oscars gehen an die HFF - die schmeißt eine Party für ihre Preisträger. Prominente Gäste wie Caroline Link geben Karriere-Tipps.

Von Thomas Becker

Spike Lee hat einen, Robert Zemeckis ebenso, auch South Park-Schöpfer Trey Parker und Toy Story-Regisseur John Lasseter. Man kann sich also durchaus ein bisschen was auf diesen "Student Academy Award" einbilden, auch wenn der hierzulande etwas despektierlich klingt: Studenten-Oscar. Das ändert nichts daran, dass er in Los Angeles verliehen wird, wenn auch nicht in ganz so pompösem Rahmen wie bei den Oscars. Auch phänotypisch liegen die Trophäen weit auseinander: Während der mit Gold überzogene Bronze-Oscar schön schlank daher kommt, wird die Studentenversion eher quadratisch, schwarz und bleischwer auf den Sideboards der Preisträger zu liegen kommen. Egal, geht ja um die Geste, und entsprechend demütig gehen die drei Gekürten der Münchner Filmhochschule HFF mit ihrem Studi-Oscar um.

Zum Beispiel Simon Denda. Der HFF-Absolvent ist schon im vergangenen Jahr für seinen Kurzfilm "Adisa" ausgezeichnet worden, hat die Verleihung aber in kurzen Hosen erlebt, in München, virtuell, wegen Corona. Sein Oscar kam mit der Post - und einer abgeplatzten Ecke links oben. "Den hat FedEx wohl fallen lassen", erzählt er bei der Award-Party im knüppelvollen Milla-Club. Ein Ersatz sei bereits aus Hollywood geliefert worden, aber zur Party nimmt Denda lieber das ramponierte Stück mit. Sicher ist sicher.

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Wie wichtig eine solche Auszeichnung für einen jungen Filmemacher ist, erklärt sich von selbst, dazu muss man nicht Caroline Link oder Marcus H. Rosenmüller fragen - tut es aber trotzdem. "Ein Preis ist auch die Reaktion des Publikums. Wenn du merkst: Die haben ja doch gelacht oder geweint", sagt Rosenmüller, der für viele Filme ausgezeichnet worden ist und der seit zwei Jahren an der HFF mit Julia von Heinz den Studiengang Regie Kino- und Fernsehfilm leitet: "Wenn du aber einen Preis von einer Jury bekommst, bist du erst mal baff. Das ist ein riesengroßes Dankeschön, ein Schulterklopfen - und Entschädigung für die Schmerzen, die es brauchte, bis der Film fertig war." Dass neben Vorjahres-Silber-Preisträger Denda nun auch Welf Reinhart mit Silber für "Eigenheim" und Nils Keller mit Gold für "Almost Home" ausgezeichnet wurden, "das wird's nie mehr geben", meint Rosenmüller. Gab's zuvor auch noch nie. Zuletzt war 2015 ein HFF-Student ausgezeichnet worden.

HFF-Präsidentin Bettina Reitz ist mit dem Klingelbeutel rumgegangen

Kein Wunder, dass der HFF-Präsidentin Bettina Reitz an diesem Abend das selige Lächeln zu keinem Zeitpunkt aus dem Gesicht weicht. Drei Studenten-Oscars für die HFF: Das sei "so unglaublich, dass wir das unbedingt feiern mussten", so Reitz. "Mega stolz" sei sie auf ihre Absolventen, sagt sie auf der Milla-Bühne zu Beginn der Party, die ein "Mega-Ereignis" sei, denn Steuergelder für Partys seien selbstredend nicht drin gewesen, weshalb sie bei ihren Abteilungsleitern, bei Produzenten, Filmfirmen und anderen Gönnern mit dem Klingelbeutel herumgegangen sei, und siehe da: Es taten sich so einige Geldbeutel auf. Sogar eine Reise nach Hollywood für die Gewinner-Teams war noch im Hochschul-Budget drin, wovon eine Bilder-Collage der Preisträger kündet.

Die wird auch HFF-Honorar-Professorin Caroline Link gern angeschaut haben, war sie doch schon in den 80ern als Au-Pair-Mädchen in Los Angeles - und dann 2003 zur Oscar-Verleihung, für "Nirgendwo in Afrika". Julia von Heinz wollte sie vorab fragen, ob sie den Oscar zur Party mitbringen könne, doch das hätte nicht geklappt, wie Link erzählt: "Den Preis gab's ja für den Film, und so teile ich mir den Oscar mit dem Produzenten: Ein Jahr steht er bei ihm, ein Jahr bei mir." Natürlich breche über einen Oscar-Preisträger in den Tagen danach so einiges herein, doch davon sollten sich auch Student-Academy-Award-Gewinner nicht allzu sehr beeinflussen lassen: "Bei sich bleiben, kühlen Kopf bewahren, in sich rein hören: Was kann ich? Was will ich? Nicht so schnell Ja sagen! Lieber weniger Auftragsarbeiten, sondern eigene Sachen machen - das sind die einzigen Ratschläge, die ich habe."

Und natürlich: gut auf den Preis aufpassen! Deshalb packt Simon Denda seinen Studi-Oscar vor dem inoffiziellen Teil des Abends lieber ein, in einen sehr stabil wirkenden Karton. Sicher ist sicher.

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