Kurznachrichtendienst:Musk schließt Pleite von Twitter nicht aus

Kurznachrichtendienst: Der Kurznachrichtendienst Twitter kommt seit der Übernahme durch Elon Musk nicht zur Ruhe. Nach Umsatzeinbrüchen hat der Tech-Milliardär Mitarbeitern eine mögliche Insolvenz angedeutet.

Der Kurznachrichtendienst Twitter kommt seit der Übernahme durch Elon Musk nicht zur Ruhe. Nach Umsatzeinbrüchen hat der Tech-Milliardär Mitarbeitern eine mögliche Insolvenz angedeutet.

(Foto: Susan Walsh/dpa)

Der Milliardär warnt Mitarbeiter, dass eine Insolvenz möglich ist. Die wirtschaftliche Lage sei "schlimm". Derweil spricht die US-Verbraucherschutzbehörde eine scharfe Warnung nach dem Chaos um die bezahlten Häkchen aus.

Tech-Milliardär Elon Musk hat wenige Wochen nach der 44 Milliarden Dollar schweren Twitter-Übernahme eine Insolvenz des Online-Dienstes nicht ausgeschlossen. Bei einem Auftritt vor Mitarbeitern am Donnerstag warnte er Medienberichten zufolge, dass bei Twitter im kommenden Jahr ein Milliarden-Loch in der Bilanz klaffen könnte. Wenn es unter diesen Umständen nicht gelinge, mehr Geld reinzubringen als auszugeben, sei "eine Insolvenz nicht ausgeschlossen", zitierten Musk unter anderem der Finanzdienst Bloomberg sowie die Tech-Medien The Information und Platformer.

Twitter schrieb bereits vor der Übernahme zuletzt rote Zahlen. Nach dem Deal beklagte Musk einen Umsatzeinbruch, weil einige große Werbekunden Anzeigen auf der Plattform ausgesetzt hatten. Sie sorgen sich, dass ihre Werbung neben anstößigen Tweets auftauchen könnte, wenn Musk wie angekündigt die Inhalte-Regeln lockern sollte. Auf Twitter lastet zudem der Kredit von rund 13 Milliarden Dollar, den Musk für den Kauf aufnahm. Medienberichten zufolge kostet die Bedienung dieser Schulden rund eine Milliarde Dollar im Jahr.

Home-Office nur noch nach persönlicher Erlaubnis

Der Tech-Milliardär will die Werbeerlöse, die bisher 90 Prozent der Einnahmen ausmachen, durch ein Abo-Geschäft ergänzen. Der Start seines neuen Abos mit Verifizierungshäkchen sorgte zunächst einmal für Chaos, weil einige Nutzer Prominente und Unternehmen mit täuschend echt aussehenden Fake-Accounts imitierten. Zuvor hatte Musk die Beschäftigten bereits in einer E-Mail vor schwierigen Zeiten gewarnt. Die wirtschaftliche Lage sei "schlimm", besonders für ein Unternehmen, das von Werbeeinnahmen abhänge.

In dem Memo kündigte Musk auch neue Richtlinien in Sachen Home-Office an - künftig ist Heimarbeit demnach nur noch mit seiner ausdrücklichen persönlichen Erlaubnis zulässig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen laut dem Memo, aus dem US-Medien übereinstimmend zitierten, mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro erscheinen. Vor der Übernahme durften Twitters Beschäftigte von überall aus arbeiten. Musk gilt als ausgesprochener Gegner des Home-Office-Trends, das hatte er bereits bei seinem Elektroautokonzern Tesla deutlich gemacht.

Musk hatte vergangene Woche rund jeden zweiten der zuvor etwa 7500 Jobs bei Twitter gestrichen. Jetzt sagte er den Berichten zufolge, dass die Firma zum Teil immer noch zu viele Beschäftigte habe. Medienberichten zufolge verließen am Donnerstag weitere Manager in Schlüsselpositionen die Firma: Der für das Herausfiltern anstößiger Inhalte verantwortliche Yoel Roth sowie der Datenschutzbeauftragte Damien Kieran und die Leiterin der Abteilung Compliance, Marianne Fogarty, sind den Berichten zufolge von ihren Posten zurückgetreten. Sie folgen auf die Kündigung von Lea Kissner, der ehemaligen Chefin für Informationssicherheit, die ihren Rücktritt bereits am frühen Donnerstagnachmittag in einem Tweet bekannt gegeben hat.

Scharfe Warnung der US-Verbraucherschutzbehörde

Twitter hat sich zudem nach der Übernahme durch Elon Musk und dem Chaos um Fake-Accounts mit Verifikationshäkchen eine scharfe Warnung der US-Verbraucherschutzbehörde FTC eingehandelt. "Wir beobachten die jüngsten Entwicklungen bei Twitter mit großer Sorge", teilte ein FTC-Sprecher mit.

Twitter hatte am Mittwoch die von Musk angekündigte Neuordnung bei der Vergabe der Verifikationshäkchen umgesetzt. Bisher wurden sie von Twitter nach einer Prüfung Prominenten, Politikern und Unternehmen zugestanden. Nach dem neuen System bekommt das Häkchen jeder, der acht Dollar (etwa 7,90 Euro) pro Monat in einem Abo bezahlt. Eine Identitätsprüfung gibt es nicht. Das Häkchen sieht dabei in beiden Fällen gleich aus. Ob man es mit einem früheren tatsächlich verifizierten Account oder mit einem neuen gekauften Häkchen zu tun hat, erfährt man nur aus dem Text nach Anklicken des Symbols.

Einige Nutzer machten von der neuen Funktion Gebrauch, um täuschend echt aussehende Fake-Accounts anzulegen: Etwa von Basketball-Star LeBron James, der Spielefirma Nintendo und Ex-US-Präsident Donald Trump. Der Pharmakonzern Eli Lilly entschuldigte sich bei Twitter-Nutzern, die ein Fake-Account glauben ließ, Insulin werde künftig kostenlos vertrieben. Twitter hatte sich nach früheren Verstößen bei der FTC unter anderem verpflichtet, neue Funktionen vor der Einführung einer Prüfung in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit zu unterziehen. Musk versicherte laut Medienberichten in einer E-Mail an die Mitarbeiter nach der FTC-Warnung, Twitter werde alles tun, um die Vereinbarung mit der Behörde einzuhalten.

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