Nachruf Uwe Bertram:Der Menschenverzauberer

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Uwe Bertram (Foto: Christian Endt)

Uwe Bertram, der 20 Jahre das Theater Wasserburg leitete, ist gestorben.

Von Egbert Tholl, Wasserburg

Dieser Verlust ist schwer in Worte zu fassen. Am Donnerstag vergangener Woche, am 10. November, starb einer der wundervollsten, wärmsten und klügsten, dabei bescheidensten Menschen, der je im deutschen Theater gearbeitet hat. Uwe Bertram ist tot, der Krebs hat ihn besiegt. Das ist unendlich traurig.

2003 übernahm er die Leitung des Theaters Wasserburg, machte aus dem kleinen, aber liebevoll unterstützten Haus ein Kleinod der Theaterkunst, bewies, dass außerhalb der Metropolen wundervolle Kunst entstehen kann. Er bewies dies als fantasievoller Regisseur, als Animator für Jüngere, als Hüter des Hauses, als Erfinder von einem eigenen Festival. Und wenn es sein sollte, auch als Schauspieler. Das hat er gelernt, an der Ernst Busch Schule, Außenstelle Rostock, in den letzten DDR-Tagen.

Uwe Bertram wurde 1962 in Magdeburg geboren, lernte Schlosser, dann Beleuchter, dann Schauspielerei. Er wusste, wie man Theater herstellt. Und er spielte an vielen Häusern, begann in Rostock, landete am Münchner Residenztheater (damals "Staatsschauspiel"), spielte unter Andrea Breth bei den Salzburger Festspielen und der Ruhrtriennale, ging mit Elisabeth Schweeger nach Frankfurt und kehrte nach Bayern zurück, um sich seinen Traum vom großen Ganzen zu erfüllen. Der Leitung eines eigenen Hauses. Und dies gelang ihm auf unnachahmlich grandiose Weise.

Bertram inszenierte die Tom Waits/Robert Wilson-Trilogie (darunter "Black Rider"), erzählte Tschechows "Kirschgarten" in einer DDR-Gartenlaube, ob Büchner, Kafka, Fallada oder Shakespeare, immer interessierte ihn der (versehrte) Mensch im Mittelpunkt. Er ließ unglaubliche Apparaturen bauen, in die er seine ganz eigene Vorstellung von einem politischen, poetischen, menschlich anrührenden Theater hineinzauberte. Er mischte sich ein, war in Jurys vertreten. Und er scharte am Belacqua, am Theater Wasserburg also, ein (junges) Team um sich, hoffentlich machen die weiter. Doch hilft es nichts, er wird fehlen. Ein Freund ist tot.

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