Theresienwiese:Das Frühlingsfest wird nicht verlängert

Theresienwiese: Kleine Schwester des Oktoberfests: das Frühlingsfest auf der Theresienwiese.

Kleine Schwester des Oktoberfests: das Frühlingsfest auf der Theresienwiese.

(Foto: Robert Haas)

Der Stadtrat lehnt eine Extra-Woche ab und stellt damit die Interessen der Nachbarn über die der Schausteller. Insbesondere ein CSU-Stadtrat übt scharfe Kritik an der Entscheidung.

Von Heiner Effern

Der Wunsch der Schausteller nach einem längeren Frühlingsfest erfüllt sich nicht. Dieses wird auch 2023 wie gewohnt 17 Tage dauern, und nicht wie beantragt 24. Das beschloss der Stadtrat mit den Stimmen von Grünen/Rosa Liste, SPD/Volt und Linke/Die Partei. Die Koalition stellte damit das Ruhebedürfnis der Anwohner über die wirtschaftlichen Interessen der Münchner Schausteller. Diese hätten wegen ihrer schwierigen Lage nach zwei Jahren Corona und einem schwer verregneten Oktoberfest die Theresienwiese im kommenden Frühjahr gerne eine Woche länger bespielt. "Bitter, eine Verlängerung hätte uns wirklich geholfen", sagte Peter Bausch, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller (VMS), nach der Entscheidung.

Die Enttäuschung bei den Schaustellern über die Stadtpolitik ist groß. "Wir müssen die Entscheidung hinnehmen, nachvollziehen können wir sie nicht", sagte Bausch. Nach den harten Zeiten hätte es den Kollegen gut getan, angesichts des teuren Auf- und Abbaus für das Frühlingsfest eine Woche länger öffnen zu können. Bei der VMS als Veranstalter des Frühlingsfests seien dieses Jahr keine Beschwerden von Anwohnern eingegangen. Der Stadtratsmehrheit sei es offenkundig darum gegangen, keinen Präzedenzfall zu schaffen.

Theresienwiese: Immer gut besucht: das Frühlingsfest.

Immer gut besucht: das Frühlingsfest.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

In der Debatte hatten sich CSU, FDP und ÖDP für ein längeres Frühlingsfest ausgesprochen. Insbesondere Stadtrat Thomas Schmid (CSU) hatte die Koalition scharf angegriffen. "Sie treiben ein unwürdiges Spiel, das leicht zu durchschauen ist", sagte er. Grün-Rot zeige stets Verständnis für die Schausteller, wenn es dann aber darum gehe, den Worten auch Taten folgen zu lassen, "dann lehnt ihr das ab". Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne), deren Amt als Scharnier zwischen Beschickern und Politik gilt, ging der CSU-Stadtrat persönlich an: "Gelingt es dir nicht, die Nöte der Schausteller in deine Fraktion zu tragen? Oder wollt ihr einfach nicht?"

2023 kommt der Circus Carl Busch, 2024 der Cirque du Soleil

Berger selbst meldete sich nicht zu Wort. Ihr sprangen die Stadtratskollegen Christian Vorländer (SPD) und Clara Nitsche (Grüne) sowie ihr Fraktionschef Dominik Krause zur Seite. "Eine blindwütige Generalattacke" nannte Vorländer den Debattenbeitrag von Schmid, Nitsche wies die Vorwürfe vehement zurück. SPD und Grüne betonten, dass in einer schwierigen Abwägung die Interessen der Anwohner die der Schausteller überwogen hätten. Die benachbarten Bezirksausschüsse hätten sich einstimmig oder mehrheitlich gegen ein längeres Frühlingsfest ausgesprochen.

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) zeigte dafür kein Verständnis. "Wenn jemand länger als 220 Jahre an der Theresienwiese wohnt, kann er sich beschweren. Die anderen wussten, worauf sie sich eingelassen haben, als sie dorthin gezogen sind", sagte Baumgärtner.

Einhellig gefolgt ist ihm der Stadtrat dafür bei seinen Vorschlägen, welche Zirkus-Attraktionen in den kommenden Jahren auf die Theresienwiese kommen sollen. Für 2023 erhielt der Circus Carl Busch mit der Show "Yakari und Kleiner Donner", die an die bekannte Zeichentrickserie angelehnt ist, den Zuschlag. Im Jahr darauf kann der Cirque du Soleil mit seinen weltbekannten Artisten ein Gastspiel geben.

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