Mitbewerber sind skeptisch:Neues System für Mehrwegbecher: "Kooky" will in München durchstarten

Mitbewerber sind skeptisch: Der Rücknahmeautomat im Kaffeeladen Yellowcup in der Holzstraße.

Der Rücknahmeautomat im Kaffeeladen Yellowcup in der Holzstraße.

(Foto: Robert Haas)

Das Start-up aus der Schweiz will mit seinen Mehrwegbechern und Rückgabe-Automaten in der Stadt Fuß fassen. Wie das System funktioniert - und warum andere Anbieter nicht mitmachen wollen.

Von Sarah Maderer

Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein, ein neues Mehrwegsystem für Pfandbecher in München einzuführen. Schließlich hat der Stadtrat erst im Sommer ein Konzept verabschiedet, das München bis 2035 zum Titel "Zero Waste City" führen soll. Dazu kommt das neue Mehrweggesetz, dem zufolge jeder Gastronomiebetrieb in Deutschland von Anfang 2023 an neben Einwegverpackungen eine Mehrwegalternative anbieten muss.

Auftritt "Kooky": Das Schweizer Start-up hat für seine Mehrwegbecher ein Rückgabesystem entwickelt, das rund um die Uhr und von Ausgabestellen unabhängig funktioniert. In der App wird der Becher beim Kauf über QR-Code erfasst und kann an jeder Kooky-Rückgabestation eingeworfen werden. Die App verweist auf Verkaufs- und Rücknahmestellen in nächster Umgebung und erstattet den Pfandbetrag per Überweisung zurück. Die Gastronomiepartner zahlen wiederum eine Servicegebühr von zehn bis fünfzehn Cent pro Becher an Kooky für Reinigung und Umverteilung. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Preis für Einwegbecher liegt bei fünf bis neun Cent.

Im Frühjahr 2021 ging das System in der Schweiz an den Start, vor knapp einem Monat nun auch in München als erste deutsche Stadt. Hier habe man die perfekten Rahmenbedingungen vorgefunden, meint Geschäftsführer und Mitgründer Torge Barkholtz: "München ist deutschlandweit eine sehr saubere Stadt, man stößt hier auf offene Ohren." Zwei von drei Gründern seien außerdem gut in München vernetzt, Maximilian Zott ist gebürtiger Münchner und Barkholtz selbst habe hier fünf Jahre gewohnt und als Projektmanager in der Gastro-Branche gearbeitet.

Mitbewerber sind skeptisch: Knapp 40 der Rückgabe-Stationen gibt es bislang in der Stadt - hier in der Hans-Sachs-Straße.

Knapp 40 der Rückgabe-Stationen gibt es bislang in der Stadt - hier in der Hans-Sachs-Straße.

(Foto: Robert Haas)

Etwa 35 Verkaufsstellen und knapp 40 Rückgabestationen für Kooky-Becher finden sich bis jetzt in München, hauptsächlich im Glockenbachviertel und um den Gärtnerplatz. Das seien natürlich noch zu wenige für den angestrebten "Convenience-Faktor", so Barkholtz, aber man werde sich in den nächsten Monaten auf den Ausbau fokussieren. Zwei Vorteile dürften hierbei helfen: Einerseits kümmert sich Kooky um die Transportlogistik und das professionelle Spülen der Becher, gleichzeitig, so Barkholtz, habe man andere Anbieter eingeladen, die Kooky-Rückgabestationen zu nutzen. So verstehe sich Kooky mehr als Infrastruktur und weniger als Becheranbieter.

Aktuell keine Aussicht auf Einigung mit Mitbewerbern

Mit den "drei großen" Mehrwegsystemen, die bislang in München vertreten sind, wolle man sich in den nächsten Wochen über die Nutzungsbedingungen einig werden, führt Barkholtz weiter aus, ohne Namen zu nennen. Der lokale Marktführer in Sachen Mehrwegbecher "Recup" bestreitet jedoch auf Anfrage der SZ, dass es in naher Zukunft konkrete Kooperationsvorhaben mit Kooky gebe. Die Anbieter "Vytal" und "Relevo" bestätigen zwar, dass sie, Recup und die Stadt seit Längerem mit Kooky im Gespräch seien, bis jetzt habe man aber noch keine gemeinsame Lösung finden können.

Matthias Potthast, Mitgründer von Relevo, hält Kooky als Infrastruktur und besonders deren Spüllogistik für "durchaus interessant", doch fehle dem Schweizer Start-up als Strukturversorger die Neutralität, nachdem es selbst Becher vertreibe und dadurch eben doch als Wettbewerber auftrete. Ähnlich skeptisch zeigt sich Vytal-Mitgründer Fabian Barthel. Bis jetzt sei nichts passiert, "als dass Kooky seine Rückgabestationen aufgestellt und seine Becher in Umlauf gebracht hat".

Barthel zufolge scheitert eine Übereinkunft auch daran, dass Kooky-Becher und -Stationen mit einer Chip-Technologie arbeiten, die kein anderer Anbieter nutzt. Matthias Potthast hält es daher für einfacher, die Kooky-Stationen mit QR-Codes auszustatten, als das Mehrweggeschirr aller anderen Anbieter mit Chips nachzurüsten. Doch da zeige sich Kooky noch sehr resolut.

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