Bilanz der Agentur für Arbeit:153 Ausbildungsplätze bleiben vakant

Bilanz der Agentur für Arbeit: Jobmessen wie hier in der Stadthalle Erding sind wichtige Foren, damit Arbeitgeber für ihre Ausbildungsplätze werben und erste Kontakte knüpfen können.

Jobmessen wie hier in der Stadthalle Erding sind wichtige Foren, damit Arbeitgeber für ihre Ausbildungsplätze werben und erste Kontakte knüpfen können.

(Foto: Stephan Görlich)

Während die Berufsberater fast alle Bewerber vermitteln können, gehen viele Arbeitgeber im Landkreis Erding leer aus. Dabei sind Azubis ein wichtiger Baustein gegen den Fachkräftemangel.

Von Petra Schnirch, Erding

Für junge Leute, die mit Hilfe der Berufsberater einen Ausbildungsplatz suchen, ist es eine komfortable Situation: Nur sechs von ihnen hatten im September noch nichts gefunden. Anders sieht dies bei den Unternehmen im Landkreis Erding aus, 153 Stellen konnten nicht besetzt werden, das sind 80 mehr als im Vorjahr. "Der Ausbildungsmarkt ist in unserer Region ein Bewerbermarkt. Die Unternehmen stehen im Wettbewerb untereinander um die besten Köpfe", sagt Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Erding/Freising. "Vielen ist das sehr bewusst. Sie engagieren sich stark in der Berufsorientierung."

Zum Ende des Berufsberatungsjahres zieht die Arbeitsagentur Anfang November regelmäßig Bilanz. Die Situation in den Landkreisen ist teils sehr unterschiedlich. Während die Arbeitgeber in Freising 94 Lehrstellen mehr gemeldet hatten als im Jahr zuvor, blieb die Zahl in Erding in etwa gleich. Insgesamt 752 Ausbildungsplätze waren im Landkreis im Angebot. Im gleichen Zeitraum suchten 527 Jugendliche mit Unterstützung der Berufsberater nach der richtigen Ausbildung, 15 weniger als vor einem Jahr.

Trotz der aktuellen Krisen setzen die Betriebe auf die Ausbildung

"Es ist sehr erfreulich, dass die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze im Landkreis weiter hoch ist", sagt Windisch. Die Betriebe setzten nach den Jahren der Pandemie und trotz weiterer Krisen und anhaltender Unsicherheit auf die Ausbildung. "Das spiegelt die Stärke der hiesigen Wirtschaft wider." Es zeige auch, dass den Betrieben bewusst sei, dass die Ausbildung junger Menschen "ein wichtiger Baustein ist, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken" - wenngleich sich dieser damit alleine nicht beseitigen lasse.

Die Jugendlichen wiederum haben die Qual der Wahl. "Allein im Landkreis Erding meldeten die Unternehmen im vergangenen Jahr Ausbildungsplätze in 116 unterschiedlichen Berufen - von Augenoptik bis Zerspanungsmechanik", bilanziert Harald Brandmaier, Leiter der Berufsberatung. Er rät dazu, "den eigenen Interessen zu folgen und nicht nur auf die Bedarfslage zu schauen, diese ändert sich immer wieder". Im Laufe des Berufslebens gebe es viele Möglichkeiten für eine Weiterqualifizierung und berufliche Fortentwicklung. "Das sage ich auch, um den Jugendlichen an der Stelle etwas Druck zu nehmen." Hilfe, den eigenen Stärken auf die Spur zu kommen, bekämen sie von den Berufsberatern - im individuellen Gespräch und durch bewährte Testverfahren.

Für viele sind Kfz-Mechatroniker und Medizinische Fachangestellte Traumberufe

Lieblingsberufe der Mädchen sind aktuell Medizinische Fachangestellte, Kauffrau Büromanagement, Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel und Zahnmedizinische Fachangestellte. Für viele Jungs ist Kfz-Mechatroniker nach wie vor ein Traumberuf, gefolgt von Fachinformatiker, Kaufmann Büromanagement und Elektroniker Energie-/Gebäudetechnik. Die meisten gemeldeten Stellen gab es in diesem Jahr für Verkäuferinnen und Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel, Zahnmedizinische Fachangestellte, Bürokaufleute und Fachkräfte Lagerlogistik. Unbesetzt geblieben sind beispielsweise 22 Stellen für Zahnmedizinische Fachangestellte, Fachkräfte Lagerlogistik (17), Feinmechaniker (15) sowie Verkäuferinnen und Verkäufer (8).

Um für ihre Ausbildungsplätze zu werben, unternehmen die Betriebe einiges: Sie informieren an den Schulen, sind auf Messen präsent, bieten Praktika an. Die Arbeitsagentur werbe außerdem dafür, auch Jugendliche in den Fokus zu nehmen, die auf den ersten Blick nicht zu den Top-Bewerberinnen und Bewerbern zählen, sagt Windisch. Erwachsenen ohne Ausbildung eine Chance zu geben, könne ebenfalls zum Erfolg führen. Menschen auszubilden sei für einen Betrieb immer auch mit Aufwand verbunden. "Es ist kein Selbstläufer." Windisch verweist aber darauf, dass es über die Agentur für Arbeit eine Reihe von Ausbildungsförderungen für Betriebe sowie für Jugendliche beziehungsweise Erwachsene ohne Ausbildung gebe.

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