U-Bahn-Bau:Die Verlängerung der U 6 wird noch einmal deutlich teurer

U-Bahn-Bau: Die Erdarbeiten für die Verlängerung der U 6 vom Klinikum Großhadern nach Martinsried haben bereits begonnen.

Die Erdarbeiten für die Verlängerung der U 6 vom Klinikum Großhadern nach Martinsried haben bereits begonnen.

(Foto: Catherina Hess)

Für den sogenannten "Brain-Train" nach Martinsried sind mittlerweile Gesamtkosten von 212 Millionen Euro veranschlagt, 37 Millionen mehr als zuletzt. Die Gemeinde Planegg muss nun auch einen erhöhten Anteil übernehmen und fragt sich: Wie konnte das passieren?

Von Rainer Rutz, Planegg

Jetzt ist die Schallmauer durchbrochen: Nicht mehr rund 175 Millionen Euro, wie es in den vergangenen Monaten von offizieller Seite aus noch hieß, soll die U-Bahn-Verlängerung auf den Campus in Martinsried kosten, sondern 212 Millionen Euro. Diese enorme Zahl nannte am Montagabend der Geschäftsführer der Projektmanagementgesellschaft, Dimitri Steinke, den sichtbar konsternierten Planegger Gemeinderäten im Werkausschuss. Steinke begründete die Prognose unter anderem mit der Ukraine-Krise, der Corona-Pandemie, der damit zusammenhängenden Inflation, vor allem aber dem neuesten Stand der Technik, nach dem man sich richten müsse. Er versicherte, dass nun das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Man gehe davon aus, dass es zu keinen weiteren erheblichen Kostensteigerungen mehr kommen werde.

Zu Beginn der Planungen für das rund einen Kilometer lange Teilstück der U 6 vom Klinikum in Großhadern auf den Campus in Martinsried - vor knapp 20 Jahren - war man von Kosten deutlich unter 80 Millionen Euro ausgegangen. Praktisch jährlich hatten sich die Prognosen danach erhöht, aber dass es nun erheblich mehr als 200 Millionen Euro sein werden, brachte dann doch einige Gemeinderäte zum Schlucken. Denn mit den Gesamtkosten für den sogenannten "Brain-Train", der die direkte Verbindung vom Campus Martinsried zum Campus Garching schafft, erhöhen sich logischerweise auch die Kosten, die die Gemeinde Planegg anteilig beisteuern muss. Statt rund zwei Millionen, die ursprünglich im Raum standen, ist man jetzt bei 6,7 Millionen Euro angekommen.

"Wir haben nun wirklich alles abgearbeitet", versichert der Projektmanager

Die jetzt von Steinke genannte Zahl setzt sich aus 187 Millionen reinen Baukosten und 25 Millionen Euro Planungs- und anderen Nebenkosten zusammen. Dies habe "ein Kassensturz" ergeben, sagte Steinke: "Wir haben nun wirklich alles abgearbeitet." Die Zahlen bis zur geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2027 seien vom zuständigen zentralen Bauunternehmen bestätigt: "Ich halte das für ein gutes Zeichen." In der Summe von 212 Millionen seien auch schon prognostizierte Preissteigerungen, also die zu erwartende Inflation, enthalten.

Steinke zeigte sich insgesamt positiv eingestellt. Ein Kilometer U-Bahn koste nun mal rund 200 Millionen Euro, sagte er; in Martinsried liege man mit 187 Millionen reinen Baukosten sogar noch unter diesem Wert. "Wir stehen gut da. Das ist eine vernünftige und bodenständige Planung, damit kann man arbeiten. Das Projekt läuft." Steinke sagte, technische Vorgaben hätten sich verändert und es gebe auch einen "neuen Sicherheitsstandard". Sein Resümee: "Die Kosten folgen der Technik." An der Würmtalstraße wird bereits Bauschutt abgetragen, da werde "schon ordentlich Boden bewegt". Der eigentliche U-Bahnbau beginnt im Februar, für 6. Februar ist der symbolische erste Spatenstich geplant.

Nach Steinkes Ausführungen gab es im Gemeinderat kaum Wortmeldungen, die meisten Gemeinderäte wirkten geradezu überfahren. Kritik kam nur von Peter von Schall-Riaucour (Pro Planegg und Martinsried). Er wünschte sich von dem Projektmanager "genauere Angaben" über die einzelnen Kostensteigerungen und die weiteren Aussichten, vor allem, was die zu erwartende Inflation betrifft: "Wir müssen als Gemeinde schließlich planen." Immerhin sei man jetzt bei einer weiteren Kostensteigerung von 20 Prozent angelangt. Steinke wollte sich dazu nicht äußern: "Ich habe meine Gründe", sagte er. Schall-Riaucour ließ sich seine Vorbehalte protokollieren.

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