Kleine Olympiahalle:Das hat die "Disney 100"-Erlebnisausstellung zu bieten

Walt Disney im Jahr 1939.

Der Meister und seine Schöpfung: Micky Maus schaut Walt Disney bei der Arbeit auf die Finger (Fotomontage aus dem Jahr 1939).

(Foto: Walt Disney Photo Library/picture alliance/dpa/Disney)

Walt Disney erschuf Helden für Generationen: Eine Erlebnisausstellung zeigt im Jubiläumsjahr epochale Originale aus dem Werk des Zeichentrick-Meisters. Und im kommenden Jahr gibt es in München noch mehr Veranstaltungen für Disney-Fans.

Von Michael Zirnstein,

Walt Disney hing sehr an seiner Maus. Als der Filmemacher seinen neuen rundohrigen Star aus Filmchen wie "Plane Crazy" 1928 groß herausbringen wollte, verlangten viele große Filmverleiher, dass er ihnen Micky mit allen Rechten verkaufte. Der 26 Jahre junge Zeichner, Regisseur und Produzent dachte gar nicht daran, er blieb alleiniger Maus-Manager und zeigte die Filme wie "Steamboat Willie" lieber in kleinen, unabhängigen Kinos.

Ob aus wirtschaftlicher Voraussicht oder väterlicher Zuneigung für sein Geschöpf, jedenfalls ist die Hingabe an seine Figuren wie später auch den frecheren Donald Duck, Goofy, Pluto, Minnie oder Daisy die Grundlage für Disneys weltberühmtes Lebenswerk. Es sind ja gerade all die kleinen Helden und Schurken, mit deren Schrullen und Alltagssorgen sich Fans in aller Welt bis heute identifizieren können; keine Film- und Comic-Marke dürfte bekannter sein, keine Unterschrift verbreiteter.

Kleine Olympiahalle: Mickey Mouse als Dampfschiffkapitän 1928 in "Steamboat Willie".

Mickey Mouse als Dampfschiffkapitän 1928 in "Steamboat Willie".

(Foto: Rights Managed/imago images/Mary Evans)

Sein verspieltes Signet setzte Walt Disney am 16. Oktober 1923 unter einen folgenreichen Vertrag. Er verkaufte endlich zwölf Filme von "Alice in Cartoonland", seiner Version des Klassikers "Alice im Wunderland" an die New Yorker Filmvermietung M.J. Winkler. Obwohl der kunstsinnige Zitrusbauernsohn davor bereits mit seiner Filmfirma Lough-o-Gram Werbefilme und Märchen-Cartoons in Kansas angefertigt hatte, gilt der Alice-Deal samt Umzug nach Hollywood als Gründungstag der Walt Disney Company.

Kleine Olympiahalle: An Multimedia-Stationen sollen die Besucher der Ausstellung "Disney 100" mehr über die Exponate erfahren.

An Multimedia-Stationen sollen die Besucher der Ausstellung "Disney 100" mehr über die Exponate erfahren.

(Foto: Semmel Concerts)
Kleine Olympiahalle: Cinderellas Kristallschuh aus der Realverfilmung mit Lily James ist in der Ausstellung zu sehen.

Cinderellas Kristallschuh aus der Realverfilmung mit Lily James ist in der Ausstellung zu sehen.

(Foto: Semmel Concerts)
Kleine Olympiahalle: Emma Stone trug dieses Kleid in "Cruella" (2021).

Emma Stone trug dieses Kleid in "Cruella" (2021).

(Foto: Semmel Concerts)

Die ersten 100 Jahre des Medienkonzerns, der derzeit 75 Milliarden Dollar erwirtschaftet, werden 2023 groß gefeiert. Anlässlich des Jubiläums öffnen auch die Walt Disney Archives ihre Archive, die seit 50 Jahren wertvolle Objekte aus der Unternehmensgeschichte bewahren. Nach der Weltpremiere in Philadelphia kommt "Disney 100" zur Europapremiere von 18. April an mehrere Monate lang nach München (wofür es jetzt schon, wie bei heiß ersehnten Konzerten, Karten im Vorverkauf gibt). In der Kleinen Olympiahalle baut der Veranstalter Semmel Exhibitions dann eine Infotainment-Erlebniswelt auf, wie seit 2014 schon für die Grabschätze Tutanchamuns, die Street-Art-Schau "Magic City" oder das Star-Wars-Universum. In letzteres kann man auch bei "Disney 100" wieder eintauchen, denn längst gehören Luke Skywalker wie auch alle Marvel Helden zur Unternehmensfamilie. So werden die Besucher Lukes Lichtschwert, Captain Americas Schild und Helme anderer Superhelden - alles Original-Filmrequisiten - aus der Nähe betrachten können.

Auf 1500 Quadratmetern wird man dann aber nicht nur an Vitrinen vorbeilaufen, in denen etwa Originaldrehbücher, Disneys Briefe, eine Broadway-Maske vom "König der Löwen", das Kostüm von Elisabeth Swan aus "Fluch der Karibik", der Glasschuh von Cinderella oder Mary Poppins' Schneekugel zu bestaunen sind. In zehn Galerien solle es auch immersive Multimediastationen geben, die alles erklären und erlebbar machen. Das größte Ausstellungsstück ist ein tonnenschwerer Peter-Pan-Parade-Wagen aus Disneyland, Disneys erstem, 1955 eröffneten Themenpark, Traumziel der meisten Kinder.

Kleine Olympiahalle: Für "Star Wars"-Fans könnten diese Jedi-Texte "Star Wars: The Last Jedi" eine interessante Lektüre sein.

Für "Star Wars"-Fans könnten diese Jedi-Texte "Star Wars: The Last Jedi" eine interessante Lektüre sein.

(Foto: Semmel Concerts)
Kleine Olympiahalle: Angereist aus Disneyland ist dieser alte Wagen aus dem Fahrgeschäft "Mr. Toad's Wild Ride".

Angereist aus Disneyland ist dieser alte Wagen aus dem Fahrgeschäft "Mr. Toad's Wild Ride".

(Foto: Semmel Concerts)
Kleine Olympiahalle: Walt Disney begeisterte sich für Filmtechnik: Dieses Praxinoscope stand in seinem Büro in den Studios in Burbank.

Walt Disney begeisterte sich für Filmtechnik: Dieses Praxinoscope stand in seinem Büro in den Studios in Burbank.

(Foto: Semmel Concerts)

Natürlich gibt es bei der "Kronjuwelen"-Schau auch Original-Zeichnungen und -Kunst von Walt Disney zu sehen, etwa einige der frühesten Zeichnungen von Micky Maus und Skizzen für "Steamboat Willie". Wie er dann daraus quasi lebendige Charaktere erschuf und sie auf die Leinwand brachte. Dabei war Disney findig wie die wenigsten sonst, immer begeistert für Innovationen - nicht nur mit dem ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm ("Schneewittchen und die sieben Zwerge", 1937) sorgte er für Furore, auch bei der Entwicklung von Ton und Farbe war er stets vorne dabei, etwa beim ersten Technicolor-Film "Von Blumen und Bäumen", der ihm 1932 den ersten von insgesamt 26 Oscars einbrachte.

Musik war Disney immer immens wichtiges Ausdrucks- und Unterhaltungsmittel - man sehe sich noch einmal auf Youtube an, wie er Micky auf dem Dampfschiff auf einem ganzen Tierorchester spielen lässt. Ein interessantes Ausstellungsstück dazu ist ein Instrument, das eigens erfunden wurde, um Tinker Bells Feen-Zauberklang in "Peter Pan" (1953) zu erzeugen. Legendär ist auch "Fantasia" von 1940; damals eine Sensation, nichts nur als erster Film im Stereo-Ton, sondern überhaupt die erste Zeichentrick-Revue um die Werke klassischer Komponisten wie Strawinsky, Tschaikowsky und Beethoven - natürlich mit einem großen Auftritt für die kleine Maus.

Kleine Olympiahalle: Das Hollywood Sound Orchestra geht 2023 wieder mit Melodien und Ausschnitten aus den Disney-Filmen auf Tournee.

Das Hollywood Sound Orchestra geht 2023 wieder mit Melodien und Ausschnitten aus den Disney-Filmen auf Tournee.

(Foto: Julie Beck Fotografie; Semmel Concerts)

Deswegen ist die Musik aus Disney-Filmen (zu denen auch alles von Pixar, aber auch Naturdokumentationen wie "Die Wüste lebt" zählen) seit einigen Jahren auch eine Fundgrube für filmverliebte Sinfonieorchester. Das Hollywood Sound Orchestra geht 2023 wieder mit großer Leinwand auf Tour, diesmal unter dem Motto "Disney 100 - The Concert" (am 22. April zum Beispiel in der Olympiahalle). Eines von Disneys Meisterwerken mit Oscar-prämiertem Soundtrack ist im Januar 2023 im Deutschen Theater München zu erleben: "Die Schöne und das Biest" - ein Publikumsliebling als Zeichentrick, aber auch in der Realverfilmung mit Emma Watson - kommt als Musical mit 21-köpfigem Orchester, Belle und dem Biest. Micky ist ausnahmsweise nicht dabei, aber die singende Teekanne ist ja auch zum Liebhaben.

Kleine Olympiahalle: Disneys "Die Schöne und Biest" kommt als Musical ins Deutsche Theater.

Disneys "Die Schöne und Biest" kommt als Musical ins Deutsche Theater.

(Foto: Stefan Malzkorn)

Disney 100 - die Ausstellung, 18. April bis 3. September, München, Kleine Olympiahalle

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