Pilotprojekt für den Landkreis:Nachhaltige Weihnachten

Pilotprojekt für den Landkreis: Christkindlmarkt mal anders: In Miriam Boehlkes "Wandeljurte" findet ein Programm mit viel Praxis und Theorie zum Thema Nachhaltigkeit statt.

Christkindlmarkt mal anders: In Miriam Boehlkes "Wandeljurte" findet ein Programm mit viel Praxis und Theorie zum Thema Nachhaltigkeit statt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Drei engagierte Menschen wollen das Thema in seiner ganzen Fülle auf dem Christkindlmarkt in Ebersberg präsentieren: Es wird einen Pavillon geben, in dem alle Kreativen ihre Produkte anbieten können, sowie ein buntes Programm in einer Jurte.

Von Anja Blum, Ebersberg

Bergeweise Lametta, Geschenkpapier und neu gekaufte Sachen: Weihnachten kämpft seit Jahren mit seinem Image als riesige Konsumschlacht. Dass es auch anders geht, nicht nur rund um den Heiligen Abend, das möchten nun ein paar Aktive zeigen, und zwar auf dem Ebersberger Christkindlmarkt am Wochenende vom 26./27. November. Sie haben zwei Angebote geplant, die beide unter dem Überbegriff Nachhaltigkeit stehen: Es wird einen "leeren Stand" geben, in dem alle Interessierten selbst hergestellte Sachen anbieten können, und gleich nebenan eine Jurte, in der allerlei Veranstaltungen rund um das Thema stattfinden.

Pilotprojekt für den Landkreis: Tanja Gronde, Kai Platz und Miriam Boehlke, per Laptop zugeschaltet, erzählen von ihren Plänen für den Ebersberger Christkindlmarkt.

Tanja Gronde, Kai Platz und Miriam Boehlke, per Laptop zugeschaltet, erzählen von ihren Plänen für den Ebersberger Christkindlmarkt.

(Foto: Christian Endt)

Allerdings wolle man mit diesen beiden Angeboten keinesfalls eine Art kritischen Kontrapunkt zum traditionellen Christkindlmarkt in der Kreisstadt darstellen, betont Initiatorin Tanja Gronde. "Der ist ja ganz liebevoll gemacht, bietet zum Beispiel viel Kunsthandwerk und ausschließlich Mehrweggeschirr", so die Journalistin und Kommunikationstrainerin aus Ebersberg. Insofern gehe es lediglich darum, das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten im Rahmen dieser schönen Veranstaltung noch präsenter zu machen, ergänzt Grondes Mitstreiter Kai Platz.

Pilotprojekt für den Landkreis: Letztlich wird der "leere Pavillon" gut gefüllt sein. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Holzobjekte von Konstantin Cibu aus Moosach...

Letztlich wird der "leere Pavillon" gut gefüllt sein. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Holzobjekte von Konstantin Cibu aus Moosach...

(Foto: Veranstalter)
Pilotprojekt für den Landkreis: ...süße Babyschuhe von Nina Buske...

...süße Babyschuhe von Nina Buske...

(Foto: Veranstalter)
Pilotprojekt für den Landkreis: ...oder hübsche Boxen von Petra Pfeiffelmann aus Ebersberg.

...oder hübsche Boxen von Petra Pfeiffelmann aus Ebersberg.

(Foto: Veranstalter)

Die beiden haben sich über das Ebersberger Projekt "Gemeinsam.Zukunft.Machen" kennengelernt und nun unter anderem die Idee eines "leeren Stands" für den Christkindlmarkt geboren und umgesetzt. Dabei handelt es sich um einen schönen, sehr stabilen Pavillon aus Holz, in dem Gronde und Platz unter dem Motto "Vielfalt in Ebersberg für Ebersberg" Selbstgemachtes aller Couleur verkaufen werden. "Wir wollen damit allen, die Lust dazu haben, eine Gelegenheit geben, ihr Talent zu zeigen. Vielleicht haben ja manche im Lockdown angefangen zu stricken oder zu häkeln, Lichterketten zu knüpfen oder ein anderes Handwerk zu erlernen", so Gronde. Und diese verborgenen Talente suche man nun eben für den Pavillon.

Stolz berichten die beiden Initiatoren: Man habe bereits hübsche Überraschungsboxen aus Papier, Hüttenschuhe, upgecycelte Dekostücke, Babyschuhe mit Brezn darauf, Kissen und sogar einen Häkelbikini angeboten bekommen. Überhaupt komme es auf Masse nicht an: Selbst wenn jemand nur drei Paar Socken gestrickt habe, seien diese herzlich willkommen. Außerdem nehme man auch gerne spontan, direkt auf dem Christkindlmarkt, noch Waren an. "Einfach vorbeikommen, wir sind da", sagt Platz.

Und das Gute ist: Wer möchte, kann eigene Produkte selbst verkaufen, doch es muss sich niemand die Füße in den Bauch stehen. Das Pavillonteam verkauft gerne auf Kommission. Eine Gebühr verlangt es dafür nicht. "Unser Projekt ist ehrenamtlich und zielt nicht auf Gewinn ab, das ist uns ganz wichtig", erklärt Platz. "Aber wenn uns jemand beim Bezahlen der Standgebühr unterstützen möchte, nehmen wir das natürlich gerne an."

Für das Angebot in der Jurte wiederum, hat sich der Ebersberger Kai Platz mit einer Grafingerin zusammengetan, mit Miriam Boehlke. Beide sind auch beruflich als Berater im Bereich Nachhaltigkeit unterwegs und stellen nun ihr Wissen und ihre Kontakte für ein außergewöhnliches Programm auf dem Christkindlmarkt zur Verfügung. Zunächst einmal soll die "Wandeljurte" von Boehlke, das traditionelle Zelt der Nomadenstämme in Zentralasien, für sich gesehen ein "Sinnbild sein für Nachhaltigkeit und für ein rundes Miteinander". Das Zelt sei mit Holz, Filz und Schnüren naturnah gebaut, und seine runde Form lasse Menschen automatisch im Kreis zusammenkommen, so Boehlke.

Pilotprojekt für den Landkreis: Miriam Boehlke hat viele Akteure eingeladen, sich in ihrer Jurte dem Publikum vorzustellen.

Miriam Boehlke hat viele Akteure eingeladen, sich in ihrer Jurte dem Publikum vorzustellen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Inneren der Jurte gibt es an beiden Markttagen Workshops, Spiele und Infos zu allen möglichen Facetten des Themas Nachhaltigkeit. Man kann dort zum Beispiel Geschichten über Ebersbergs Zukunft lauschen, ein Repaircafé kennenlernen, seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen oder über Gemeinwohlökonomie diskutieren. Auch die Klimamanagerin des Landkreises, Lisa Rütgers, wird von ihrer Arbeit berichten. Die Kinder aber werden sich wohl vor allem über den "Schneckenbläser" freuen, der ihnen beibringen wird, den hübschen Gehäusen schöne Töne zu entlocken.

Die Initiatoren hoffen, dass daraus ein Leuchtturmprojekt für die Kreisstadt und sogar den Landkreis wird

"Wir wollen den verschiedenen lokalen Initiativen und Akteuren Raum und Möglichkeit geben, sich vorzustellen", sagt Boehlke. "Wir wollen zeigen, was es bereits alles gibt, und was jeder selbst im Sinne der Nachhaltigkeit beitragen kann." Alle Beteiligten haben von den Organisatoren ein Zeitfenster von einer halben bis eineinhalb Stunden zugeteilt bekommen, Pausen wird es vermutlich nicht geben, so voll ist das Programm. Auf reges Interesse hoffen die Gastgeber auch nicht zuletzt deshalb, weil es in der Jurte warm und trocken ist, außerdem wird es immer selbst gekochten Chai geben, in Mehrwegbechern, versteht sich. "Hier soll man wirklich Zeit verbringen, Kontakte knüpfen und ratschen können", so Jurtenbesitzerin Boehlke.

Auch wenn die drei Engagierten ihre beiden nichtkommerziellen Oasen auf dem Ebersberger Christkindlmarkt noch als "Versuchslabor" bezeichnen, hoffen sie doch, dass daraus ein Leuchtturmprojekt für die Kreisstadt und sogar den Landkreis wird - schließlich böten Pavillon und Jurte doch einen echten Mehrwert für alle Seiten, für die Konsumenten, für die Produzenten und auch die Kommunen. "Unser Ziel ist jedenfalls, dass sich diese Angebote etablieren, dass sie nicht mehr hinterfragt, sondern einfach unterstützt werden", sagt Gronde. Schließlich brauche es für einen echten Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit die Beteiligung aller Seiten, der Zivilgesellschaft, der Unternehmen sowie der öffentlichen Stellen.

Wer sich für den Verkauf im Pavillon interessiert kann Kontakt aufnehmen zu Kai Platz und Tanja Gronde per Mail an hello@kaiplatz.de oder info@herzensohr.de.

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