Pullach:Krach um Lärmschutzwand hält an

Pullach: Die Aufbringung von Flüsterasphalt bringt Anwohnern zwar Entlastung, eine Verlängerung der Lärmschutzwand ist laut der Mehrheit des Pullacher Gemeinderats dennoch nötig.

Die Aufbringung von Flüsterasphalt bringt Anwohnern zwar Entlastung, eine Verlängerung der Lärmschutzwand ist laut der Mehrheit des Pullacher Gemeinderats dennoch nötig.

(Foto: Claus Schunk)

Die WIP-Fraktion scheitert im Gemeinderat mit ihrem Antrag, auf eine Verlängerung des Walls an der Wolfratshauser Straße zu verzichten, nachdem inzwischen Flüsterasphalt verlegt wurde.

Von Michael Morosow, Pullach

In ihrem Bemühen, den Bau des zweiten Teil der Lärmschutzwand an der Wolfratshauser Straße/B 11 in Pullach zu verhindern, hat die WIP-Fraktion zum zweiten Mal eine Schlappe hinnehmen müssen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat mehrheitlich den Antrag abgelehnt, den für das Frühjahr 2023 vorgesehenen Baubeginn zurückzustellen und stattdessen ein zweites Lärmschutzgutachten einzuholen.

Gemeinderat Reinhard Vennekold begründete den abermaligen Vorstoß der WIP-Fraktion, die bereits bei der Beschlussfassung im April vergebens gegen den Bau opponiert hatte, mit der Tatsache, dass in diesem Bereich zwischenzeitlich ein Flüsterasphalt gelegt worden ist, der den Lärm um 80 Prozent mindere; daher sei eine Lärmschutzwand nicht mehr notwendig. Es sei eine reine Gefälligkeit für wenige. Dafür 84 gesunde Bäume "platt zu machen", lehne seine Fraktion entschieden ab, sagte Vennekold, zumal viele Anwohner gar keine Notwendigkeit für diese Lärmschutzmaßnahme sähen.

Für letztere These erntete Vennekold indes Widerspruch von Peter Kotzur, dem Leiter der Bautechnik im Rathaus. 350 unmittelbare Nachbarhaushalte seien angeschrieben worden, 250 Unterschriften seien zurückgekommen, darunter nur fünf Ablehnungen, berichtete Kotzur. Eine davon sei von ihm gekommen, erklärte Johannes Schuster von der WIP. Bereits vor dem Verlegen des Flüsterasphalts habe er kaum einen von der B 11 ausgehenden Lärm bemerkt, jetzt erst recht nicht.

Die Wirkung des neuen Straßenbelags dürfte nur zehn Jahre halten

Gänzlich anderer Meinung ist Jörg Beate, ein Sprecher der Anlieger. Er wohne seit 1956 neben der B 11 und bemerke seit 2014 einen enormen Anstieg des Schalls, verstärkt durch Lastwagen in der Früh. Der Flüsterasphalt bringe viel, er reduziere aber nicht die Motorgeräusche, gerade von Motorrädern, sagte Beate und erinnerte daran, dass die Anwohner einst selbst eine Lärmschutzwand auf eigene Kosten hätten bauen wollen und bereits dafür die Genehmigung in der Tasche gehabt hätten. Dann aber habe die Gemeinde angekündigt, die Lärmschutzwand zu bauen. WIP-Gemeinderätin Angelika Metz konnte sich daraufhin nicht eine Spitze gegen Jörg Beate verkneifen: "Fahren Sie immer noch Ihren Porsche?", fragte sie ihn, der darauf kurz mit "Ja" antwortete. Es wäre unfair gegenüber den Anwohnern, jetzt einen Rückzieher zu machen, sagte Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne).

Dass der Flüsterasphalt zwar Verbesserungen bringe, aber keine Dauerlösung sein könne, darauf machte Fabian Müller-Klug (Grüne) aufmerksam. Dieser Straßenbelag halte nur zehn bis zwölf Jahre, verliere danach merklich seine Wirkung. "Dann haben wir keine Lärmschutzwand und eine laute Bundesstraße", sagte Müller-Klug und erinnerte an die lange Dauer des Bauvorhabens. "Wir sind eine Gemeinde des Schneckentempos", sagte er.

Der Flüsterasphalt sei nicht dauerhaft, sagte auch sein Fraktionskollege Peter Bekk und verwies auf laufende Studien an der Uni Stuttgart. Um der "leisen Straße" zum Durchbruch zu verhelfen, wollen die Wissenschaftler die Materialoberfläche so verändern, dass sie nicht mehr leicht verschmutzen können. Der Flüsterasphalt werde bisher nur zögerlich eingesetzt, weil die Poren schnell verstopften und somit der Effekt verpuffe, heißt es von dort. Der Antrag der WIP wurde mit elf zu neun Stimmen abgelehnt.

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