Energiekrise:Kurzschlusshandlung

Energiekrise: Wo kein Versorger, dort auch kein Licht.

Wo kein Versorger, dort auch kein Licht.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die Stadt Unterschleißheim sichert sich auf den letzten Drücker die Stromversorgung für 2023. Eine Bündelausschreibung mit Hunderten Kommunen war ohne Ergebnis geblieben.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Die Energiekrise hat Unvorstellbares in den Bereich des Möglichen rücken lassen. Aber dass ein bayerischer Bürgermeister im Rathaus im Dunkeln sitzen könnte, war bisher nicht dabei. Und wer hätte je gebangt, ob es in Schulen und Kindergärten Strom gibt? Unterschleißheim drohte genau dies: Fünf Wochen vor Jahresende stand die Stadt ohne Stromversorger für 2023 da. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) hat das Problem am Donnerstag mit einer kurzen E-Mail gelöst und mit den Gemeindewerken Oberhaching einen Vertrag fürs kommende Jahr vereinbart.

Die Stadt hatte sich zuvor wie 1453 öffentliche Auftraggeber an einer vom Bayerischen Gemeindetag vermittelten Bündelausschreibung beteiligt. Mehr als 550 Teilnehmer gingen wie Unterschleißheim wegen der schwierigen Marktlage leer aus - mit dem nicht ganz unrealistischen Szenario vor Augen, am 1. Januar 2023 ohne Stromversorger dazustehen.

Natürlich gibt es Auffangnetze, damit keiner mitten im Winter hängen gelassen wird. Der örtliche Grundversorger nimmt Privatpersonen auf, und Firmen werden im schlimmsten Fall nach den Regeln der Ersatzversorgung wenigstens befristet zu hohen Preisen mit Strom beliefert. In welche Kategorie Kommunen gehören, die mit all ihren öffentlichen Einrichtungen zu den großen Verbrauchern gehören, ist rechtlich strittig und war auch bisher kein Thema. Bis es Probleme gab, neue Verträge für die Jahre von 2023 bis 2025 über die in der Vergangenheit bewährte Bündelausschreibung abzuschließen. Dies sei in vielen Fällen misslungen, sagt Katrin Anders von der Firma Kubus GmbH, weil etliche Stromversorger als Bieter aus dem Verfahren ausgestiegen seien. Am 7. Oktober hat das Unternehmen, das die Ausschreibung übernahm, alle Kommunen informiert, die betroffen waren.

Eine halbe Stunde Zeit, um das Angebot anzunehmen

Damit lag der Ball wieder in den Rathäusern - und so auch in Unterschleißheim. Dort wurden Anwälte zu Rate gezogen, um zu klären, ob ein Rückfall in die Grundversorgung eine Lösung wäre. Auch über einen eventuell möglichen Anschlussvertrag mit dem bisherigen Versorger wurde nachgedacht. Hunderte Kommunen oder Zweckverbände standen laut Unterschleißheims Bürgermeister vor demselben Problem, aber eine Patentlösung existiert nicht. Manche Kommune habe die Option über die Grundversorgung gewählt, so Böck. In Unterschleißheim nahm das Rathaus dagegen das Heft in die Hand und nutzte das durch die Notlage nach Vergaberecht erlaubte Verfahren, in direkte Verhandlungen mit Versorgern einzutreten. Allerdings musste die Stadtverwaltung mehrere Anbieter anschreiben, am Ende hatten man zwei Angebote auf dem Tisch: von den Stadtwerken Dachau und den Gemeindewerken Oberhaching.

Wie Spitz auf Knopf das alles ablief, schilderte Bürgermeister Böck im Stadtrat, wo er sagte, dass er nach Eingang der Angebote am Donnerstagmittag eine halbe bis maximal eine Stunde Zeit gehabt habe, die Angebote anzunehmen. Er sagte beim etwas günstigeren Angebot aus Oberhaching zu, auch wenn es für die Stadt schlechter ist als der bisherige Vertrag, den man auch mit den dortigen Gemeindewerken hatte. Statt 13,69 Cent pro Kilowattstunde netto werden laut Rathaus nun gut 40 Cent fällig. Die Stadt mache beim Strom eben dieselbe Erfahrung wie viele Privatleute, so Böck.

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