Bad Tölz vergibt Planung:Ein "Nebendarsteller" fürs Kurhaus

Bad Tölz vergibt Planung: Das Tölzer Kurhaus nach dem Entwurf von Gabriel von Seidl soll ein eingeschossiges Nebengebäude bekommen. Die Vorgabe lautet, dass sich der Neubau gegenüber dem Kurhaus architektonisch zurücknimmt und in den Hang einfügt.

Das Tölzer Kurhaus nach dem Entwurf von Gabriel von Seidl soll ein eingeschossiges Nebengebäude bekommen. Die Vorgabe lautet, dass sich der Neubau gegenüber dem Kurhaus architektonisch zurücknimmt und in den Hang einfügt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Architekten und Stadtplaner des Büros "Beer, Bembé Dellinger" aus Greifenberg sollen einen Erweiterungsbau konzipieren, der sich neben dem Jugendstilgebäude von Gabriel von Seidl zurücknimmt und gut in den Hang einfügt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Es ist ein sensibles Bauprojekt, das viel Fingerspitzengefühl erfordert: Das 1914 eingeweihte Kurhaus in Bad Tölz soll einen eingeschossigen Erweiterungsbau bekommen, der - vom Kurpark aus gesehen - halb versteckt rechts zum Hang hin liegt. Mit der Planung hat der Stadtrat jetzt das Büro "Beer, Bembé, Dellinger" aus Greifenberg beauftragt. Die Architekten waren von Vertretern der Stadtverwaltung, des Stadtrats und des Landesamtes für Denkmalpflege ausgewählt worden.

Neben dem Kurhaus, das vom Münchner Baumeister Gabriel von Seidl kurz vor seinem Tod entworfen und von seinem Bruder Emanuel von Seidl vollendet wurde, wolle man "keinen selbstständigen Klotz" sehen, sagt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU), der die Vergabe der Planung am Mittwoch im Rathaus bekannt gab. Gewünscht sei ein Neubau, der sich hinter dem denkmalgeschützten Jugendstilgebäude architektonisch zurücknimmt und gut in den Hang zur "Türkwiese" hin einfügt. Mit den Architekten aus Greifenberg bei Landsberg am Lech habe die Stadt ein Büro gefunden, "das unser Vertrauen hat, nicht nur was die Kompetenz angeht, sondern dass es auch so weiterplant", meint Mehner. Vorgesehen ist ein Gebäude mit einer Glasfassade samt unauffälligen Stützen, einem grünem Dach und Innenräumen, in denen mit Holz "ein natürlicher Akzent" gesetzt werden soll.

Der Grund für das Projekt: Das Kurhaus selbst ist als kultureller Veranstaltungsort sanierungsreif. Eine unzureichende Lüftung, eine zu kleine Bühne, muffige Backstage-Räume, alte Technik - all dies entspricht nicht mehr modernen Anforderungen. "Da können wir bei vielen Veranstaltungen nicht mehr mithalten", hatte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier schon vor gut einem Jahr im Stadtrat erklärt, als die Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde. Der Auftrag an ein Planungsbüro wurde dann europaweit ausgeschrieben.

Bad Tölz vergibt Planung: "Ich halte es für wichtig, aber wir brauchen ein Preisschild", sagt Bürgermeister Ingo Mehner zu dem geplanten Erweiterungsbau neben dem Tölzer Kurhaus.

"Ich halte es für wichtig, aber wir brauchen ein Preisschild", sagt Bürgermeister Ingo Mehner zu dem geplanten Erweiterungsbau neben dem Tölzer Kurhaus.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mehner zufolge meldeten sich zahlreiche Bewerber, auch international. "Und damit meine ich nicht Österreich." Darunter seien auch bisweilen Büros, die eher als Verkäufer unterwegs seien, "die uns erzählen, was im Kurhaus für schöne Konzerte stattfinden können und wie viele Besucher kommen, die die schönsten Worte finden". In die engere Auswahl kamen schlussendlich fünf Interessenten, wobei das Votum für die Greifenberger Architekten und Stadtplaner einstimmig ausfiel. Auch der Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege habe deren Präsentation als "den besten Vorschlag gesehen und interpretiert", berichtet Mehner.

Eindruck, Wirkung, Funktionalität und Materialien waren Kriterien, die eine wichtige Rolle bei der Entscheidung der Jury spielten, der neben Bürgermeister Mehner unter anderem seine beiden Stellvertreter Michael Lindmair (FWG) und Christof Botzenhart angehörten. Vor allem Botzenhart, der auch stellvertretener Vorsitzender des Historischen Vereins ist, hatte im Stadtrat voriges Jahr eindringlich davor gewarnt, die Debatte über einen Neubau ausschließlich unter Nützlichkeitsaspekten führen. Die Lage am Kurhaus, am Hang, "uns war extrem wichtig, dass man sich sehr intensiv damit befasst", sagt Mehner. Von Beer, Bembé, Dellinger habe man den Eindruck gewonnen, "dass sie es am besten schaffen". Als ein Beispiel nannte Mehner "sehr gute Ansätze zur Verwendung des Materials", etwa auch die Wahl eines an Nagelfluh erinnernden, grobgestockten Betons oder brünierten Edelstahls.

Eine Skizze, wie der Neubau am Kurhaus einmal aussehen soll, gibt es derzeit nicht. In Auftrag gegeben sei die Planung, da gebe es nun mal "noch kein Ergebnis", sagt der Tölzer Bürgermeister. Für das auserkorene Büro gehe "das Arbeiten jetzt erst richtig los". 2023 wolle man das Resultat sehen. Ein genaues Datum mochte Mehner nicht nennen - "ich bin nicht mehr bereit, für Planer den Kopf hinzuhalten". Genug Erfahrung mit Alt und Neu haben die Architekten und Stadtplaner aus Greifenberg jedenfalls. Zu ihren Objekten gehören unter anderem das Rathaus Berg, das Seniorenstift Münsing, der Hölzerbräu Ebersberg, das Kloster Seeon oder die Erweiterung des Rathauses Murnau.

Ob das Kurhaus in Bad Tölz jedoch überhaupt einen "Nebendarsteller" bekommt, ist nicht sicher. "Ich halte es für wichtig, aber wir brauchen ein Preisschild", sagt Rathauschef Mehner. Dies unterstreicht auch Stadtkämmerer Hermann Forster: "Wir müssen erst einmal wissen, wie schaut die Planung aus und wie viel kostet es, das ist alles nicht hundertprozentig entschieden." Mit Blick auf die hohe Inflation und die angehobenen Leitzinsen gibt Forster zu bedenken, dass man sich mit Bauprojekten gegenwärtig "in einer Phase befindet, die preismäßig nicht gerade günstig ist".

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