Pleite der Kryptobörse FTX:"Ich habe nie versucht, zu betrügen"

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FTX-Gründer Sam Bankman-Fried (auf der Leinwand) wurde am Mittwoch von Andrew Ross Sorkin befragt, einem Wirtschaftsjournalisten der "New York Times". (Foto: Michael M. Santiago/Getty Images/AFP)

Sam Bankman-Fried, Gründer der Kryptobörse FTX, nimmt Stellung zu seiner Milliardenpleite. Der einst 26-fache Milliardär sagt, er habe noch "vielleicht 100 000 Dollar auf dem Konto".

Der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat sich nach dem spektakulären Zusammenbruch seines Firmenimperiums gegen Täuschungsvorwürfe verteidigt. "Ich habe nie versucht, zu betrügen", sagte der 30-jährige US-Unternehmer bei einer Konferenz in New York. Zugeschaltet aus den Bahamas, wo seine Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin ihren Hauptsitz hatte, erklärte Bankman-Fried: "Ich sah es als florierendes Geschäft und war schockiert davon, was diesen Monat passiert ist." Im Nachhinein schäme er sich. "Wir haben komplett versagt", sagte Bankman-Fried mit Blick auf die Milliardenverluste seines Krypto-Konzerns.

FTX - einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen - war vor rund drei Wochen nach enormen Mittelabflüssen binnen weniger Tage kollabiert. Milliarden an Kundengeldern konnten nicht ausgezahlt werden. Es stellte sich heraus, dass Bankman-Fried Gelder seiner FTX-Kunden verwendet hatte, um damit seinen Krypto-Hedgefonds Alameda Research zu stützen. Der hatte sich mit waghalsigen Unternehmenskäufen verhoben und brauchte viel Geld. Der Mann, der in der Kryptobranche oft nur SBF genannt wird, gab am 11. November seinen Rücktritt bekannt und beantragte Insolvenz für den Konzern. Wo die Milliarden der Kunden geblieben sind, bleibt auch nach seinem Auftritt am Mittwoch unklar.

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"Die US-Plattform ist vollkommen solvent"

Der neue FTX-Chef John Ray, der die Führung im Zuge des Konkursverfahrens übernahm, kritisierte seinen Vorgänger, dessen Insolvenz er nun verwaltet, scharf: "Noch nie in meiner Karriere habe ich solch ein komplettes Versagen an Unternehmenskontrolle und so einen Mangel an vertrauenswürdigen Finanzinformationen erlebt." In den USA laufen Ermittlungen und Sammelklagen gegen Bankman-Fried. Er beteuerte, dass FTX genug Geld habe, Kunden dort auszuzahlen. "Die US-Plattform ist vollkommen solvent", sagte er.

Auf die Frage, warum er noch auf den Bahamas sei und ob er sich angesichts der prekären rechtlichen Lage noch in die USA traue, erwiderte Bankman-Fried lediglich, dass er bereits im vergangenen Jahr auf der Karibikinsel gelebt habe.

Bankman-Fried hatte nach dem Studium zunächst bei einem Broker an der Wall Street angeheuert und sich 2017 mit der Brokerfirma Alameda selbstständig gemacht. Mit dem Geld aus Spekulationen mit Kryptowährungen gründete er zwei Jahre später FTX, deren Geschäft sehr schnell wuchs. 2021 machte das Handelsvolumen zehn Prozent des Weltmarktes. Im selben Jahr landete er mit einem geschätzten Vermögen von 26,5 Milliarden Dollar auf der Liste der reichsten Amerikaner des Magazins "Forbes". In dem Interview am Mittwoch sagte Bankman-Fried nun, dass er "fast nichts" mehr habe und nur noch eine funktionierende Kreditkarte mit "vielleicht 100 000 Dollar auf dem Konto" besitze.

Auf die Betrugsvorwürfe konzentriere er sich gerade nicht. "Es wird für mich eine Zeit und einen Ort geben, an dem ich über mich selbst und meine eigene Zukunft nachdenken kann."

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