Kultur in Grafing:Das Licht bleibt an

Kultur in Grafing: Momentan wird die Grafinger Stadthalle noch saniert, doch ab Anfang 2023 soll dort wieder Kulturprogramm stattfinden.

Momentan wird die Grafinger Stadthalle noch saniert, doch ab Anfang 2023 soll dort wieder Kulturprogramm stattfinden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach der Kündigung von Sebastian Schlagenhaufer drohte die künstlerische Leitung der Grafinger Stadthalle irgendwo im ohnehin schon überlasteten Rathaus angedockt zu werden. Jetzt verkündet Bürgermeister Christian Bauer (CSU) eine Lösung - aber sie ist nicht der prominente Ebersberger, der zwischenzeitlich mal im Gespräch war.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Gefahr einer bald nurmehr spärlich bespielten Grafinger Stadthalle scheint abgewendet. Wie Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) mitteilt, übernimmt die Ickinger Eventmanagement-Firma "Brotzeit & Spiele" ab Jahresbeginn den Schwerpunkt des Stadthallenprogramms. Der entsprechenden Kooperationsvertrag ist demnach bereits abgeschlossen.

Einen Beitrag zur "kulturelle Grundversorgung" wolle sie leisten, schreibt die Agentur auf ihrer Homepage. Dafür arbeite ein "fachkundiges, seit Jahren bewährtes Team von drei festangestellten Mitarbeitern und einem Netzwerk von professionellen Partnerfirmen, Licht- Ton- und Bühnentechnikern, Gastronomen, Institutionen, Vereinen, Städten und Gemeinden" zusammen.

Einen Beschluss des Stadtrats hat es in der Sache offenkundig nicht gebraucht

Bedeutet ab Januar in Grafing: "Brotzeit & Spiele bieten einen Teil des Programms an, das ab 2023 in der Stadthalle laufen wird", erklärte Bürgermeister Bauer auf SZ-Nachfrage. "Dazu kommen Vereinsveranstaltungen und eigene Veranstaltungen." Alles Weitere würde am kommenden Donnerstag bei einer Pressekonferenz mitgeteilt. Einen Beschluss von Stadtrat oder Kulturausschuss hat es in der Sache offenkundig nicht gebraucht - wie das Gremium diesen Umstand auffasst, wird sich vermutlich in der Sitzung am kommenden Dienstag zeigen.

Das Rathaus hatte jedenfalls nach der Kündigung des aufgrund mangelnder politischer Unterstützung einigermaßen frustrierten Kulturmanagers Sebastian Schlagenhaufer unter Zeitdruck gestanden. Zwar befindet sich die Mitte der 1980er Jahre gebaute Halle derzeit mitten in der Sanierung, neben allerlei Brandschutzthemen steht im Zuge der "Minimalsanierung plus" auch ein neuer Eingangsbereich im Lastenheft. Aber im Veranstaltungsgeschäft ist einiges an Vorlauf nötig. Wer jetzt nicht plant, steht spätestens im nächsten Sommer oder Herbst ohne große Veranstaltungen da. Und die braucht die Halle nun einmal, um ihr jährliches Defizit zumindest halbwegs in Grenzen zu halten.

Die Agentur bietet auch in diversen anderen Gemeinden ein Abo-Programm mit durchaus bekannten Namen

Nicht zuletzt weil drohte, dass das Management der Stadthalle irgendwo im ohnehin schon überlasteten Rathaus angedockt würde, kamen die Ickinger wie gerufen. Denn so kann Grafing offenbar auf eine Art "Brotzeit & Spiele"-Rahmenprogramm aufspringen, das die Agentur in Abo-Form auch in anderen Gemeinden fährt. Auf den Plakaten für beispielsweise Bad Aibling, Bad Tölz, Peißenberg oder Starnberg sind durchaus bekannte Namen zu lesen - Django Asül, Chris Böttcher, Luise Kinseher, Helmut Schleich, Christian Ehring und Willy Astor zum Beispiel. Dass in deren Tourkalender bald auch der Veranstaltungsort Grafinger Stadthalle auftauchen wird, dürfte daher gesetzt sein.

"Kurze Wege, moderate Eintrittspreise, niveauvolles Ambiente, abwechslungsreiches Programm - vom Newcomer bis zum Kabarettstar und der persönliche Kontakt zu Veranstalter und Künstlern sind die Zutaten für eine erfolgreiche, unabhängige, freie Kulturszene, die nicht am Tropf von Subventionen hängt, sondern sich selbst trägt", umreißt die inhabergeführte Veranstaltungsagentur ihre Herangehensweise. "Das ausgefeilte Konzept hat sich in über zehn Jahren bewährt und ist eine große Freude für Publikum und Künstler. (...) Einmal im Monat ins Theater. Außer in den Monaten mit Biergartenwetter, Schulferien, Fußball-EM, WM oder Olympiade."

Von Markus Bachmeier vom Alten Kino in Ebersberg gab es eine Absage

Den Plakaten der anderen Gemeinden nach zu urteilen, ist der Besuch des Programms in der Tat recht günstig. Ein Abo für sechs oder sieben Besuche kostet 150 respektive 175 Euro. Abo-Tickets sind darüber hinaus übertragbar. Eine Abendkasse mit Karten für Einzelbesuche gibt es auch, grob gerechnet allerdings mit 20-prozentigem Preisaufschlag.

Wahr ist jedoch auch, dass die Ickinger in Grafing eher die zweite Wahl waren. Zunächst hatte die Stadt bei Markus Bachmeier angefragt, der in Ebersberg das Alte Kino und den Alten Speicher-managt - also bei einer renommierten Branchengröße. Die Variante hatte daher insbesondere im Lager der kulturinteressierten Stadträte Anklang gefunden. Bachmeiers Büro aber habe "Grafing logistisch nicht stemmen" können, erklärte Bürgermeister Bauer gestern. Fürs Erste dürfte in seiner Stadt gelten: Sei's drum. Hauptsache, die Stadthallenlichter bleiben erstmal an.

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