Mysteriöse Sendungen an ukrainische Botschaften:Tieraugen, Blut und Briefbomben

Mysteriöse Sendungen an ukrainische Botschaften: Ein Foto des Pakets, das am Mittwoch bei der ukrainischen Botschaft in Madrid eingegangen war.

Ein Foto des Pakets, das am Mittwoch bei der ukrainischen Botschaft in Madrid eingegangen war.

(Foto: Ukraine Foreign Ministry/Reuters)

Die anonyme Post ging zunächst an offizielle Stellen in Spanien. Nun meldet das ukrainische Außenministerium weitere Vorkommnisse - in anderen Ländern.

Von Celine Chorus

Eine Reihe von Briefsendungen mit brennbarem Inhalt beunruhigt Spanien. Und die Angelegenheit scheint sich auszuweiten. Es könnte einen Bezug zum Krieg in der Ukraine geben.

Insgesamt fünf Sendungen waren zwischen Mittwoch und Donnerstag an den Botschaften der Ukraine und der USA, im spanischen Verteidigungsministerium, in der Luftwaffenbasis Torrejón de Ardoz in Madrid sowie beim Rüstungskonzern Instalaza in Saragossa angekommen.

Wie das ukrainische Außenministerium am Freitag mitteilte, hat die Botschaft in Madrid zudem ein "blutiges Päckchen" erhalten. Ähnliche Sendungen mit Tieraugen sind auch an die Botschaften in Ungarn, den Niederlanden, Polen, Kroatien und Italien sowie an drei Konsulate in Italien, Polen und Tschechien geschickt worden. Die Sendungen seien synchron aus "einem europäischen Land" eingegangen.

Bereits am 24. November ist nach offiziellen Angaben eine Briefbombe an das Büro des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez geschickt worden. Den Erhalt meldeten die Behörden jedoch erst an diesem Donnerstag. Der an Sánchez adressierte Umschlag sei "durch die Sicherheitsdienste neutralisiert worden", hieß es aus dem Innenministerium.

Nach den Vorfällen wurden die Sicherheitsvorkehrungen an öffentlichen und diplomatischen Gebäuden erhöht. Die spanischen Behörden ermitteln wegen Terrorverdachts. Sie schließen nicht aus, dass alle Sendungen mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen könnten - die Auswahl der Ziele jedenfalls spräche dafür. Der Staatssekretär für Sicherheit, Rafael Pérez, hielt es jedoch für "riskant, über bestimmte Ermittlungslinien zu sprechen".

Er bestätigte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, dass sich die in Spanien versandten Briefbomben sowohl inhaltlich als auch kalligrafisch ähnelten und deshalb auf dieselbe Urheberschaft hindeuteten. Die braunen Umschläge seien in gewöhnlichen Briefkästen deponiert worden und haben ihre Empfänger über den herkömmlichen Postweg erreicht.

Es gibt Hinweise, dass die Umschläge aus Spanien verschickt wurden

Nach Angaben des Innenministeriums enthielten sie "deflagrierende", also verpuffende Substanzen, ähnlich denen, die auch bei Feuerwerkskörpern verwendet werden. Die Folge sei eher eine Stichflamme, keine Explosion. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert eine mit den Ermittlungen vertraute Person, der zufolge die Konstruktionen zwar selbstgebaut seien, jedoch "nichts, was jeder herstellen kann".

Der verdächtige Umschlag, der am Donnerstagmorgen an der Luftwaffenbasis Torrejón de Ardoz abgefangen wurde, war an das dort angesiedelte Satellitenzentrum der EU gerichtet. Das Zentrum sammelt und analysiert Satellitendaten, die auch in Verteidigungsfragen genutzt werden.

Dieser Umschlag ist der einzige, der bei der Neutralisierung durch Sprengstoffexperten der Nationalpolizei nicht zerstört wurde. Das erleichtert die Ermittlungen dazu, wie das brennbare Material zusammengesetzt war, und soll weitere Hinweise liefern, wer für die Sendungen verantwortlich ist. Erste Ermittlungen lassen laut Pérez darauf schließen, dass die Umschläge innerhalb des spanischen Territoriums abgesendet wurden.

Der ukrainische Botschafter zeigt auf Russland

Ebenfalls am Donnerstag wurden in der US-Botschaft und im Verteidigungsministerium ähnliche Briefe sichergestellt, Letzterer adressiert an Ministerin Margarita Robles. Diese besuchte jedoch gerade die ukrainische Hafenstadt Odessa. Dort erklärte sie, dass die Briefbomben "die Position Spaniens bei der Verteidigung der Freiheit der Ukraine nicht ändern werden".

Bereits am Mittwoch waren zwei Sendungen mit ähnlichem Inhalt gefunden worden. Ein Sicherheitsbeamter wurde am Nachmittag leicht verletzt, als er einen Brief an den ukrainischen Botschafter Serhij Pohorelzew öffnete. Dieser deutete bei der Frage, wer hinter dem Anschlag stecken könnte, auf Russland. "Wir kennen die terroristischen Methoden des Aggressorlandes", sagte Pohorelzew dem TV-Sender TVE. Die russische Botschaft in Spanien jedenfalls verurteilte jede Drohung oder terroristische Handlung "auf das Schärfste".

Am Mittwochabend wurde auch ein Mitarbeiter des Rüstungskonzerns Instalaza auf eine verdächtige Sendung aufmerksam. Das Unternehmen produziert Raketenwerfer vom Typ C-90, von denen Spanien mehr als 1000 an die Ukraine geliefert hat. Zu möglichen Tätern gab es zunächst keine Angaben, es bekannte sich auch niemand zu den Vorfällen. Laut den spanischen Behörden seien bei beiden Sendungen falsche E-Mail-Adressen als Absender hinterlegt gewesen.

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