Kirchbergers Woche:Blaue Fische und geschockte Löwen

Kirchbergers Woche: In der Moosach schwimmen jetzt auch blaue Fische.

In der Moosach schwimmen jetzt auch blaue Fische.

(Foto: Johannes Simon)

In Freising gibt es viel Kunst im öffentlichen Raum, nicht immer gefällt sie den Passanten. Bei dem neuen Denkmal für Schauspieler Karl Obermayr soll das anders sein.

Von Johann Kirchberger

Mit Kunst am Bau ist das so eine Sache. Was Experten begeistert, stößt in der breiten Öffentlichkeit oft auf Unverständnis. Aber wie das so ist, mit der Zeit verstummt die Kritik, die Menschen gewöhnen sich eben an alles. Wenn jetzt in der Oberen Altstadt bald ein Denkmal für den legendären Freisinger Schauspieler Karl Obermayr aufgestellt wird, dann ist zu hoffen, dass es von Anfang an auf allgemeine Zustimmung trifft. Schließlich wurden die 17 eingereichten Entwürfe erst von der Bevölkerung, dann von den Stadträten und vom Verein Stadtheimatpflege geprüft und zum Grande Finale auch noch von einer siebenköpfigen Jury. Die hat jetzt gesprochen, der Pokal geht nach Düsseldorf, und schon im nächsten Jahr soll der Obermayr Karl bequem auf den Stufen zur offenen Moosach sitzen.

Weniger Aufwand wurde mit einem anderen Kunstobjekt in der Moosach getrieben. Blaue Fische und sogar ein Oktopus wurden da an den Wänden der Betonrinne angebracht, einfach so. Über diesen Fischbesatz in der Moosach ist der Betreiber eines Fischgeschäfts an der Angerbrunnenstraße offenbar so erschrocken, dass er seinen Laden zugesperrt hat. Mit blauen Fischen können Seeteufel und Kabeljau einfach nicht mithalten.

Bald zurück aus der Reha

Erschrecken werden auch die beiden Löwen, die den Obelisken des Freisinger Kriegerdenkmals flankiert haben, bevor sie in Reha geschickt wurden. Wenn die Löwen demnächst zurückkehren, werden sie nämlich das vertraute Oktogon auf dem Domberg nicht mehr sehen können. Und das nicht, weil das Fundament für das Denkmal zu tief gelegt worden ist. Der Fehler wurde per Presslufthammer-Einsatz behoben. Die neue Betonplatte ragt jetzt über das Straßenniveau hinaus, schon damit unsere Löwen bei Starkregen keine nassen Füße bekommen. Aber das Oktogon werden sie trotzdem nicht mehr zu sehen bekommen. Es wurde in ihrer Abwesenheit erst als Kloturm verunglimpft und dann abgerissen, weil seine Bedeutung in der Geschichte der Hygiene liegt und nicht in seiner architektonischen Qualität, meint das Landesdenkmalamt. Ja, so ist das, wenn ein Denkmal die Zufahrt zu einem Restaurant stört, dann muss es weg. Das neue Museums-Wirtshaus stößt mittlerweile allerdings auf allgemeine Begeisterung. Wegen der schönen Aussicht auf die Dächer Freisings, auf die betonierte, geteerte und gepflasterte Innenstadt und in einiger Zeit auch wieder auf die beiden Löwen am Kriegerdenkmal.

Nur ein paar Meter weiter, am Wörth, da steht ein anderes Denkmal, das mit dem Roider Jackl einen der bekanntesten Freisinger des vergangenen Jahrhunderts zeigt. Ein bisschen klein geraten ist es vielleicht schon, aber auch die nach dem Gstanzlsänger benannte Straße in der Savoyer Au ist ja recht klein. Dafür durfte und darf der von Baumaschinen eingekeilte Roider Jackl die Verschönerung der Innenstadt hautnah miterleben. Längst kennt er jeden Bauarbeiter, weiß, wer die Schaufel schwingt und wer sich nur darauf stützt. Und damit er auch im Winter alles sieht, wurde der Brunnen zwar geschützt, aber nur unten rum, "wo das Wasser rausrinnt". Motto: "Den Kopf kalt, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm". So gesehen wäre es fatal, wenn beim nächsten Schneefall irgendjemand dem Jackl eine wärmende Wollmütze aufsetzen würde.

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