Katastrophenschutz:Zumindest die Wasserversorgung ist sicher

Katastrophenschutz: Nicht alle Kommunen im Landkreis München haben ein Notstromaggregat im Rathauskeller.

Nicht alle Kommunen im Landkreis München haben ein Notstromaggregat im Rathauskeller.

(Foto: Florian Peljak)

Der Landkreis München steht im Fall eines Blackouts besser da als andere Landkreise. Dennoch fehlt es auch hier an Notstromaggregaten und Krisenstäben.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Wenn der Strom ausfällt, bleibt auch die Heizung kalt, das Internet geht nicht mehr, ebenso wenig das Festnetz. Nach etwa zwei Stunden fallen auch das Mobilfunknetz und Brand- und Alarmmeldeanlagen aus. Und in den folgenden Stunden dürften zahlreiche Notstromaggregate ebenfalls außer Betrieb gehen. Und dann? Könnten lokale, in den 29 Städten und Gemeinden des Landkreises München etablierte Krisenstäbe längst die Arbeit aufgenommen haben. So zumindest schlägt es der Experte Konstantin Hartmann vom Berliner Büro Komre vor, das den Zustand des Katastrophenschutzes im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats analysiert und die Ergebnisse am Montag in der Sitzung des Kreisausschusses vorgestellt hat.

Das Szenario, das Hartmann seiner Analyse zugrunde gelegt hat, ist ein bis zu 96-stündiger Blackout, ein Ausfall der Stromversorgung, der weit über die Grenzen des Landkreises hinausgeht - möglicherweise sogar ein deutschlandweiter Energieengpass. Auch im Landkreis München, so der Energieexperte, sei der Katastrophenschutz in den vergangenen 30 Jahren vernachlässigt worden; allerdings stehe der Landkreis im deutschlandweiten Vergleich mit den allermeisten Landkreisen besser da. Das betreffe vor allem die Wasserversorgung, die auch im Falle eines Blackouts weiter sichergestellt werden könnte. Zwar hätten zahlreiche Kommunen auch hier keine Notstromversorgung, allerdings, so Hartmann, gebe es auch Positivbeispiele wie das Isar-Amper-Klinikum, das dank seiner Infrastruktur auch einen viertägigen Stromausfall überstehen könnte.

Einen besonderen Fokus legte er bei seiner Betrachtung auf die Situation in Alten- und Pflegeheimen, denn dort müsse mit Todesfällen gerechnet werden, wenn etwa Beatmungsgeräte nicht mehr betrieben werden könnten. Zudem, so die Analyse des Büros Komre, das für Kommunen auch mögliche Ausmaße für Kommunen und Landkreise bei einem Blackout prognostiziert, müsse im Landkreis München bei einem Stromausfall von etwa 96 Stunden mit erheblichen Schäden gerechnet werden, etwa durch nicht realisiertes Bruttosozialprodukt, an der Infrastruktur oder in der Landwirtschaft - diese könnten sich auf bis zu eine Milliarde Euro belaufen.

Die Bevölkerung soll frühzeitig informiert werden

Dennoch, so Hartmann, sei der Landkreis gut aufgestellt und weiter als andere Landkreise. Und auch deshalb warb er bei den Kreispolitikern vor allem dafür, die Bevölkerung frühzeitig darüber zu informieren, was im Bereich des Katastrophenschutzes getan werde - und lokale Krisenstäbe einzurichten.

Der Oberhachinger Bürgermeister und CSU-Kreisrat Stefan Schelle sagte, mit dem Thema müsse pragmatisch umgegangen werden, da es das Potenzial habe, Ängste zu schüren. Die Vorbereitungen auf einen möglichen Blackout dürften nicht das nächste "Klopapier-Szenario" herbeiführen; vielmehr müsse die Bevölkerung dafür sensibilisiert werden, etwa einen Notvorrat anzulegen und sich nachbarschaftlich zu unterstützen. Pullachs Bürgermeisterin und Grünen-Kreisrätin Susanna Tausendfreund ergänzte, es würde über Szenarien gesprochen, die sehr wahrscheinlich gar nicht eintreten würden. Dennoch müssten sich die Kommunen vorbereiten und das Hauptaugenmerk sollte auf den Alten- und Pflegheimen liegen.

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