Kinderbuch:"Mama, die lachen ja auf Deutsch!"

Kinderbuch: Alexandra Pöller.

Alexandra Pöller.

(Foto: privat)

Die Freisingerin Alexandra Pöller hat ein paar Jahre mit ihrer Familie in Schweden gelebt. In ihrem Buch beschreibt sie, wie ein fremdes Land zu einem Zuhause wird und dass Kinder nicht dieselbe Sprache sprechen müssen, um sich zu verstehen.

Von Pauline Held, Freising

Neue Sprache, seltsames Essen, lustig klingende Straßennamen und fremde Menschen: Als die vierjährige Tilda mit ihrer Familie nach Schweden zieht, ist erst einmal alles ungewohnt. Tilda spricht deutsch, ihre neuen Freunde im Kindergarten schwedisch. Trotzdem spielen sie miteinander im Sandkasten auf dem Spielplatz. Sie brauchen keine Worte, um sich zu verstehen. Denn ihre gemeinsame Sprache ist das Lachen.

Dass Kinder nicht die gleiche Sprache sprechen müssen, um gemeinsam Spaß zu haben, beschreibt die Freisingerin Alexandra Pöller in ihrem ersten Kinderbuch "Mama, die lachen ja auf Deutsch!" Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: In einzelnen Szenen erzählt die 47-Jährige von der Zeit ihrer Familie in Schweden und davon, wie ein fremder Ort zu einem Zuhause wird. Der fiktive Charakter Tilda verkörpert dabei ihre mittlerweile erwachsene Tochter, die als Vierjährige mit ihrer Familie für zwei Jahre nach Schweden zog.

"Die ganze Weisheit eines Kindes"

16 Jahre dauerte es, bis Alexandra Pöller ihre Erfahrungen über ihr Leben in einem fremden Land aufschrieb und veröffentlichte. Dabei wusste sie schon damals in Schweden, dass sie eines Tages ein Buch schreiben will. Der Auslöser war eine Aussage ihrer Tochter, in der für sie "die ganze Weisheit eines Kindes lag". Es war ein Nachmittag auf dem Spielplatz, ihre Tochter buddelte mit den schwedischen Kindern im Sand. Auf einmal rannte sie auf ihre Mutter zu und rief: "Mama, die lachen ja auf Deutsch!" Noch am selben Abend sagte Pöller zu ihrem Mann, dass sie darüber eines Tages ein Buch schreiben wird.

Seit ein paar Tagen ist das Buch von Alexandra Pöller in den Buchhandlungen in Freising erhältlich. Auf 32 Seiten können Kinder ab vier Jahren, so die Empfehlung der Autorin, Tilda in ihrem neuen Alltag in Schweden begleiten. Da ist zum Beispiel das Einkaufen im Supermarkt, das für Tilda und ihre Mutter zum Erlebnis wird, da die Produkte alle so lustige Namen haben. Dabei steht immer die Frage im Hintergrund: Wie fühlt sich Tilda ohne ihre Freunde aus Deutschland und wie gelingt es der Familie, Schweden zu ihrem neuen Zuhause zu machen?

Alles viel ruhiger und gemächlicher

Wenn Alexandra Pöller heute an ihre Zeit in Schweden zurückdenkt, kommt ihr als erstes das Wort "Entspannung" in den Sinn: "Dort ist alles viel ruhiger und gemächlicher", sagt sie. Die Mentalität der Schweden sei anders: "Die Menschen sind wie das Wetter: Im Norden sind sie anfangs eher verschlossen, im Gegensatz zu den Bewohnern der südlichen Länder." Zu Beginn habe sie sich deshalb manchmal einsam gefühlt. Die Familie sprach kein Wort schwedisch. "Doch meine Tochter zeigte mir: Die Basis für eine gemeinsame Verständigung ist das Lachen."

Ein Jahr lang arbeitete Alexandra Pöller an ihrem Kinderbuch. Für die ehemalige Seniorenbeauftragte der Stadt Freising war das eine Herausforderung, denn sie hatte keinen Verlag an ihrer Seite: "Wer druckt und bindet die Seiten, welches Papier und welches Format eignet sich?" Antworten auf diese Fragen fand sie bei einer Freisinger Druckerei. Zwei Freundinnen aus der Nachbarschaft wurden zu ihrer Lektorin und Korrektorin. Die minimalistisch gehaltenen Illustrationen stammen aus ihrer Hand. In Freisinger Buchhandlungen stellte sie das Manuskript den Fachleuten vor, sie war sich unsicher, ob sich die Geschichte für ein Buch eignet: "Ich musste mich um alles selber kümmern. Das hatte auch Vorteile, denn so ich konnte alles bestimmten und gestalten."

Alexandra Pöller hat es geschafft, seit Samstag liegt die Kindergeschichte in Freisinger Buchhandlungen aus. Vorerst können Familien das Buch auch nur dort erwerben, ab kommenden Jahr können sie es online bestellen. Bis dahin will Alexandra Pöller in Kindergärten und Grundschulen Lesungen geben. Zudem ist sie mit Kulturvereinen in Freising in Kontakt, macht Werbung über ihre Website und in den sozialen Medien.

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