Bali-Anschlag:Bali-Attentäter kommt frei

Bali-Anschlag: Rauch steigt auf, nachdem im Oktober 2002 in Kuta auf Bali eine Bombe explodierte.

Rauch steigt auf, nachdem im Oktober 2002 in Kuta auf Bali eine Bombe explodierte.

(Foto: Cyril Terrien/AFP)

Als im Jahr 2002 auf der indonesischen Insel mehrere Bomben explodierten, kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, unter ihnen viele Australier. Nun kommt einer der Attentäter frei. Er hat erst die Hälfte seiner Strafe abgesessen, die Empörung in Australien ist groß.

Von David Pfeifer, Bangkok

Der Terror kam ins Paradies, als vor 20 Jahren mehrere Bomben auf Bali explodierten. Die indonesische Insel ist ein Mekka für Sinnsuchende, mit Yoga, Meditation, Surfen und Coaching für alle Lebenslagen. 2002 wurde Bali plötzlich zur Zielscheibe für islamistischen Terror, ein Jahr nachdem zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center in New York gelenkt worden waren. Nun kommt Umar Patek, einer der Attentäter von damals, frei.

Patek, heute 52, hatte die Bomben zusammengebastelt, die 202 Menschen aus aller Welt töteten, unter ihnen 38 Indonesier, 88 Australier und auch sechs Deutsche. Die Bomben explodierten in zwei Nachtclubs. Kuta, der Ort, an dem die Anschläge verübt wurden, galt damals wie heute als Partymeile. Ein "Ballermann" für Australier und ein ideales Ziel für Islamisten. Patek war damals Mitglied der Jemaah Islamiyah, einer Terrorgruppe mit Verbindungen zur Al-Qaida. Indonesien ist das größte muslimische Land der Welt, auf Bali aber leben mehrheitlich Hindus.

Erst 2011 wurde Umar Patek in Pakistan gefasst, nach vielen Jahren auf der Flucht. In Indonesien steht die Todesstrafe auf Terrorakte, doch die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft, weil Patek während des Prozesses Reue zeigte. Der Richter verurteilte ihn schließlich zu 20 Jahren, auch wegen anderer Anklagen im Zusammenhang mit einer Serie von Bombenanschlägen in Jakarta im Jahr 2000, bei denen an Heiligabend christliche Gottesdienste angegriffen und 19 Menschen getötet worden waren.

Nach seiner Entlassung muss Umar Patek bis 2030 an einem Mentorenprogramm teilnehmen

Das Ministerium für Recht und Menschenrechte teilte nun mit, dass Patek auf Bewährung freikomme, nachdem er etwas mehr als die Hälfte seiner Strafe abgesessen hat. Das Justizministerium begründete dies damit, dass er die Voraussetzungen für eine Freilassung erfüllt habe, einschließlich guter Führung und Teilnahme an sogenannten Deradikalisierungs-Programmen. Nach seiner Entlassung müsse er allerdings bis zum Jahr 2030 an einem "Mentorenprogramm" teilnehmen. Sollte er in dieser Zeit gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen, wird er wieder eingesperrt.

Bali-Anschlag: Umar Patek 2012 in Jakarta, wo gegen ihn verhandelt wurde. Nun kommt er frei.

Umar Patek 2012 in Jakarta, wo gegen ihn verhandelt wurde. Nun kommt er frei.

(Foto: Mast Irham/picture alliance / dpa)

Die Empörung in Australien ist groß. "Dieser Mann bekommt sein Leben zurück. Viele von uns werden ihr Leben nie wieder zurückbekommen" sagte Jan Laczynski, ein Australier, der fünf Freunde bei den Bombenanschlägen verloren hat, der BBC. Er sei schockiert und wütend. "Es ist entsetzlich. Es ist furchtbar. Es ist falsch." Er bezeichnete die Freilassung als "einen weiteren Tritt in den Hintern", nachdem Abu Bakar Bashir, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge, im vergangenen Jahr freigelassen worden war. Auch die Familien der Opfer kritisierten die Entscheidung. Am Donnerstag sagte Peter Hughes, einer der Hunderten, die damals verletzt worden waren, dem australischen Sender ABC: "Dass er freigelassen wird, ist lächerlich."

"Es wird für viele Australier - alle Australier - ein sehr schwieriger Tag sein, wenn sie von der Freilassung von Umar Patek hören", sagte Australiens stellvertretender Premierminister Richard Marles. "Ich denke im Moment besonders an die Familien derjenigen, die bei den Bombenanschlägen auf Bali getötet und verletzt wurden." Auch Innenministerin Clare O'Neil sprach am Donnerstag von einem "schrecklichen Tag für die Opfer". Die Tat sei "unentschuldbar und absolut abscheulich" gewesen.

Nach Bali sind die Australier längst wieder zurückgekehrt, die Insel hat sich touristisch von den Bombenanschlägen erholt, doch vergessen sind sie bis heute nicht. Auf dem "Ground Zero Monument", der Gedenkstätte, die nach den Anschlägen errichtet wurde, sind die Namen der 202 Toten eingraviert. Sie ist mittlerweile eine Sehenswürdigkeit, einer der "60 Orte, die man in Kuta gesehen haben sollte" - vier Sterne gibt es dafür auf "Trip-Advisor".

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