Stadthalle nach der Sanierung:Kulturoffensive in Grafing

Stadthalle nach der Sanierung: Es soll wieder losgehen in der Grafinger Stadthalle: Veranstalter Wolfgang Ramadan und Bürgermeister Christian Bauer stellen das Konzept vor. Mit dabei: Ramadans selbstgebaute "Peace-Gitarre".

Es soll wieder losgehen in der Grafinger Stadthalle: Veranstalter Wolfgang Ramadan und Bürgermeister Christian Bauer stellen das Konzept vor. Mit dabei: Ramadans selbstgebaute "Peace-Gitarre".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach der Kündigung seines Stadthallenchefs hat der Bürgermeister eine Lösung gefunden: Wolfgang Ramadan will neben seiner Abo-Reihe weiter die beliebten Mixed Shows bieten. Und das ist nicht die einzige gute Nachricht.

Von Anja Blum und Thorsten Rienth, Grafing

Eine Grafinger Stadthalle, die zwar frisch saniert ist, aber leer steht? Dieses Horrorszenario ist nun glücklicherweise abgewendet, man hat eine Lösung gefunden - und diese geht offenbar einher mit dem politischen Willen, dem kulturellen Leben in Grafing wieder neuen Schwung zu verleihen. Das ist die gute Nachricht aus einem Pressegespräch, zu dem die Stadt nun eingeladen hatte.

Bereits bekannt war, dass Wolfgang Ramadan, Kulturveranstalter aus Icking, demnächst auch die Grafinger Stadthalle bespielen wird. Seine Spezialität ist eine Abo-Reihe unter dem Namen "Brotzeit & Spiele", die er mittlerweile an zehn Orten anbietet, eben in Icking, Starnberg, Bad Tölz, Bad Aibling, Isen, Wasserburg, Aying, Peißenberg, Siegertsbrunn und Weilheim. Grafing wird also Nummer elf sein. Konkret geplant sind in der dortigen Stadthalle fünf Veranstaltungen von März bis Dezember kommenden Jahres, auf dem Programm stehen Wolfgang Krebs, Evelyn Huber, Luis aus Südtirol, Django Asül und Chris Boettcher. "Kulturelle Grundversorgung" nennt Ramadan dieses Konzept, das dem Publikum wie auch der Stadt nun ein "Rund-um-sorglos-Paket" liefere: Wer ein Abo abschließt (fünf Vorstellungen für 125 Euro), bekommt erstens regelmäßig bekannte Gesichter der Kabarett- und Musikszene zu sehen, zweitens einen Preisvorteil, drittens einen fest reservierten Platz im Saal sowie, viertens, ein frei übertragbares Ticket.

Damit ist die aktuelle Grafinger Kulturoffensive - nach der überraschenden Kündigung von Stadthallenchef Sebastian Schlagenhaufer - allerdings noch nicht an ihrem Ende angekommen. Das nun auf die Schnelle zusammengezimmerte Abo-Programm ist lediglich eine Art "Prolog", wie Ramadan sagt, nämlich ein Versuch, das in der Pandemie überall verloren gegangene Publikum zurückzugewinnen. "Die Angst vergeht nur sehr langsam", sagt der Impresario aus Icking. Er jedenfalls habe wie viele andere Veranstalter mit enormen Einbußen von etwa 80 Prozent zu kämpfen.

Für 2023 sind sechs Mixed Shows geplant, und zwar mit genau jenem Konzept wie bisher

Doch aufgeben ist Ramadans Sache nicht, gerade in Grafing will er Impulse setzen. "Schlagenhaufer hat hier sehr, sehr tolle Arbeit geleistet - und die soll weitergeführt werden", kündigt er an. Das bedeutet konkret: Für kommendes Jahr sind sechs Mixed Shows geplant, und zwar mit genau jenem Konzept wie bisher: mit vier Überraschungsgästen, die jeweils eine Kostprobe ihres künstlerischen Schaffens geben. Diese "Wundertüten" nämlich seien eine wunderbare Plattform gerade für Jüngere, so Ramadan, und er als Veranstaltungs-Grossist könne zurückgreifen auf ein buntes Portfolio an Kollegen, die sehr gerne in solchen Formaten auftreten würden. "Außerdem werde ich das Ganze selber an meiner Peace-Gitarre moderieren."

Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) ist derweil die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Er habe sich nach der Kündigung des bisherigen Stadthallenleiters durchaus große Sorgen gemacht, gesteht er. Nun sei er dementsprechend froh - unter der Mitwirkung Schlagenhaufers - "so schnell eine mehr als gute Lösung" gefunden zu haben. Doch damit nicht genug: Ramadan, und das ist die große Überraschung, soll die Stadthalle gar nicht komplett managen.

Zusätzlich sucht die Stadt nun einen neuen Kulturmanager - gerne in Vollzeit

Vielmehr soll es um "Brotzeit & Spiele" herum laut Bauer diverse Veranstaltungen von Vereinen und anderen lokalen Akteuren geben, etwa der Artistikgruppe Movimento oder des Grafinger Jugendorchesters. Deswegen suche die Stadt nun zusätzlich einen neuen künstlerischen Leiter für die Stadthalle. Die Stelle sei auch schon ausgeschrieben, sagt der Bürgermeister, und er könne sich sehr gut vorstellen, dieses Kulturamt künftig sogar in Vollzeit zu besetzen. Vorgänger Schlagenhaufer "hatte nämlich nur eine halbe Stelle - und das war viel zu wenig".

Die Aufgaben des künftigen Stadthallenchefs? Laut Bürgermeister: eine Grafinger "Kulturmarke" aufbauen und diese nach außen tragen, die verschiedenen lokalen Akteure vernetzen sowie Spielstätten jenseits der Stadthalle fördern, die zahlreichen Grafinger Kneipen etwa oder die mobile Bühne der Stadt. Sogar einen Arbeitskreis Kultur aus diversen Vereinsvertretern und Kreativen habe man bereits gegründet, berichtet der Bürgermeister. "Der hat gerade schon das zweite Mal getagt." Außerdem habe man einen Veranstaltungstechniker eingestellt, einen Nachfolger für den Hausmeister der Stadthalle gefunden und deren Verwaltung zurück ins Rathaus geholt: Um Organisatorisches wie Buchungen und Verträge wird sich künftig Heidi Drechsler aus der Kämmerei kümmern.

Manche Stadträte fühlen sich übergangen, der Bürgermeister will noch ihre Zustimmung einholen

Doch so gut das alles klingt: Politisch sorgte die Ramadan-Personalie zunächst für - mindestens - Verwirrung. Denn das Rathaus hatte in der Einladung zum Pressegespräch über einen bereits abgeschlossenen Kooperationsvertrag mit "Brotzeit & Spiele" informiert - woraufhin sich einige Stadträte wunderten, vom Bürgermeister derart vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Zudem kam die Frage auf, ob ein Rathauschef solche Verträge überhaupt eigenmächtig abschließen darf. Erst später stellte sich heraus: Einen Kooperationsvertrag hat Bauer noch gar nicht unterschrieben, die Mitteilung des Rathauses war schlicht falsch. Am Donnerstag betont Bauer dann, dass er zu der Angelegenheit durchaus noch einen Beschluss des Kulturausschusses einholen wolle. "Aber die Grafinger sollen eben schon mal wissen, dass wir jetzt da sind!", so Ramadan.

Die Sanierung der Stadthalle übrigens ist laut Bauer inzwischen abgeschlossen. Einer Eröffnung am 28. Januar mit dem Stadtball und dem traditionellen Faschingsvarieté im Februar stehe also nichts im Wege.

Der Vorverkauf des Grafinger Abos von "Brotzeit & Spiele" läuft bis 30. Dezember, zu ordern telefonisch unter (08171) 385 21 21, per Mail an service@brotzeitundspiele.de oder über die Homepage der Agentur. Einzelkarten gibt es dann ab 9. Januar.

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