Das ist nicht schön:Mehr geboten

Das Seriencamp Festival verlässt München und findet in Köln ein neues Zuhause.

Von Josef Grübl

Ganz überraschend kam dieser Abgang nicht: Bei der Eröffnung des Seriencamp Festivals im Oktober verkündete dessen Gründer Malko Solf, dass es in drei Wochen noch "große News" geben werde. Aus drei Wochen wurden acht, groß sind die Neuigkeiten trotzdem: Das Seriencamp verlässt München und findet in Köln sein neues Zuhause. Wer in Zukunft Serienhits vorab im Kino sehen oder an einer der vielen Fachveranstaltungen teilnehmen will, muss ab Sommer 2023 an den Rhein reisen.

Man wolle größer werden und internationaler, sagte Solf im Interview mit einem Medienmagazin, dafür brauche man mehr Mittel. In Bayern habe er damit nicht alle überzeugen können, in Nordrhein-Westfalen sei die Begeisterung größer gewesen. Um wie viel größer, bleibt offen: Ja, es habe Gespräche gegeben, sagt Dorothee Erpenstein vom Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF), der das Seriencamp in den letzten Jahren förderte. Das hätte man auch in Zukunft gemacht, so Erpenstein: "Offenbar hat NRW aber mehr geboten."

Der zuständige NRW-Minister Nathanael Liminski zeigte sich umso erfreuter und kürte sein Bundesland gleich zum Serienhotspot der Republik: "In keiner anderen Region in Deutschland entstehen mehr TV- und Serieninhalte." So etwas nennt man Standortpolitik, so etwas macht man eigentlich auch in Bayern ganz gern. Im zuständigen Staatsministerium für Digitales sucht man die Schuld trotzdem woanders: "Zur Schließung der geforderten Finanzierung wären noch weitere Partner, zum Beispiel auf Bundes- oder lokaler Ebene, nötig gewesen", lässt ein Sprecher ausrichten.

Da fragt man sich schon: Sind Serien der bayerischen Politik wirklich wichtig? Ist die Finanzierung eines Fachfestivals eine staatstragende Aufgabe? Und wurde nicht gerade erst der altehrwürdige Bayerische Fernsehpreis auf Drängen des Ministerpräsidenten Söder in den zukunftsträchtigeren "Blauen Panther - TV & Streaming Award" transformiert?

Als das Seriencamp 2015 an den Start ging, war es noch eine kleine Veranstaltung für Fans. Aber so wie der Serienboom anhielt, wuchs auch das Festival von Jahr zu Jahr, es kamen immer mehr Leute, auch aus der Branche. "Als Veranstaltungsort von Anfang an konnten wir an der HFF München direkt die Kraft des Seriencamps spüren", sagt die HFF-Präsidentin Bettina Reitz. Das Seriencamp war eine bayerische Erfolgsgeschichte, die man jetzt ziehen lässt - und das ist nicht schön.

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