SZ-Kolumne "Mitten in ...":Darling, deine Nasenhaare!

Bei einer Einladung in Portland muss eine SZ-Redakteurin feststellen: Duftkerzen sind ein Mitbringsel mit Gefahrenpotenzial. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Portland

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Eine Einladung bei neuen Freunden, ein Mitbringsel wird erwartet. Aktuell angesagt in Portland sind Duftkerzen, und weil der Gastgeber einst aus Kalifornien nach Oregon gezogen ist, fällt die Wahl auf ein Exemplar, das nach "californian summer" duften soll. Seine Frau freut sich über die Gabe und zündet die Kerze umgehend an. Sie nimmt den Behälter, hält ihn ihrem Mann unter die Nase und fragt: "Na, riecht das wie zu Hause?" Es kommt, wie es kommen muss: Die Flamme versengt ihm die Nasenhaare, mit einem lauten "Autsch" hüpft er davon. Als sich alle versichert haben, dass ihm weiter nichts passiert ist, reicht er die Antwort mit einer Portion Galgenhumor nach: Er habe irgendwie nur Brandgeruch wahrgenommen. Aber ja, das erinnere ihn tatsächlich an den kalifornischen Sommer - und die dortigen Waldbrände. Claudia Koestler

Mitten im ... Isarwinkel

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Der Brandner Kaspar hat gewildert, früher, um das Jahr 1860 herum. Aber 2022? Da gibt es doch keine Wilderer mehr! Keine fiktiven wie den Brandner, und schon gar keine echten. Doch, es gibt sie! Neulich in der Wirtsstube in ... tja, das soll nicht verraten werden, weil man schon dem Brandner nicht wünschte, dass er erwischt wird. Also, neulich in einer Wirtsstube irgendwo im Isarwinkel: Die Leute trinken Bier, Rotwein, Schnaps, und irgendwann sagt einer, der es wissen muss, dass "einige Familien" in der Gegend "natürlich immer noch wildern". Die anderen murmeln: "Gibt's doch ned!" Oder: "Det is Bayan!" Ein Spezl, fährt der Mann fort, sei kürzlich mit dem Gewehr erwischt worden. "Seitdem schießt er mit Pfeil und Bogen." Der Mann macht eine Pause, um die Spannung für die Pointe und die Hochachtung für den schlauen Spezl zu steigern. "Das ist leiser." Gerhard Fischer

Mitten in ... Bangkok

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Bei Mondlicht am Chao Phraya, dem prächtigen Fluss Bangkoks. Das Licht der Hochhäuser spiegelt sich im Wasser, als vom Nebentisch ein Ausruf des Erstaunens erschallt. "What ist that?" Tatsächlich: Durch den nächtlichen Fluss schwimmt jemand. Oder etwas. Assoziationen an einen schottischen See namens Loch Ness kommen auf angesichts der keilförmigen Schatten, die da aus dem Wasser ragen. Die Aufklärung folgt am nächsten Tag: Eines der Monster sitzt am Fähranleger auf angeschwemmtem Müll. Ein stattlicher Waran. Kleiner als die Exemplare aus Komodo, aber immerhin: Die Dinger können fast zwei Meter lang werden. Die wasserreiche Regensaison hat in diesem Jahr besonders viele der Tiere in die Stadt geschwemmt. Menschen stehen nicht auf ihrer Speisekarte, sagen Einheimische, aber Kleintiere sollte man nachts in die Wohnung nehmen. Patrick Illinger

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