Medizinische Therapie:Bessere Vernetzung von Stadt und Land in der Krebsbehandlung

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Für Operationen setzt die moderne Medizin zunehmend auf technische Hilfsmittel wie Roboter, wie im Dachauer Krankenhaus. (Foto: Niels P. Jørgensen/oh)

Der in Münsing ansässige Hämatologe und Onkologe Michael Sandherr ist neuer Generalsekretär der bayerischen Krebsgesellschaft. In dieser Funktion will er den medizinischen Austausch für die bestmögliche Patientenversorgung am Land stärken.

Von Benjamin Engel, Münsing

Umso schneller der medizinische Fortschritt voranschreitet, desto mehr sind funktionierende Netzwerke zwischen städtischen Spitzenzentren der Krebsforschung und Versorgungszentren in der Region gefragt. Dafür will sich der in Münsing ansässige Hämatologe und Onkologe mit Weilheimer Praxis, Michael Sandherr, als neuer Generalsekretär der Bayerischen Krebsgesellschaft einsetzen. In diese Funktion ist der 59-jährige Mediziner erst kürzlich gewählt worden. "Die Patienten auf dem Land dürfen von der bestmöglichen Versorgung nicht abgehängt werden", sagt Sandherr. Die Krebsgesellschaft ziele darauf, Strategien zu entwickeln, um Erkrankte besser aufzuklären und zur Selbsthilfe zu beraten. Seine Aufgabe sehe er insbesondere darin, interdisziplinäre Kooperationen unter Medizinern zu optimieren und zu standardisieren.

Die Infrastruktur für den Sportverein ist für den Vorsitzenden Michael Sandherr dringend ertüchtigungsbedürftig. (Foto: Jan Greune/oh)

Von insgesamt um die 13 500 Patienten spricht Sandherr, die er in der mit einem Kollegen 2005 in Weilheim gegründeten Praxis gesehen hat. Wie eine seiner Meinung nach optimal vernetzte Behandlung aussehen könnte, schildert er beispielhaft an einer seiner Patientinnen. Die Mitfünfzigerin sei an Darmkrebs erkrankt, der in die Leber gestreut habe. "Dafür braucht es ein ganzheitliches Konzept", so Sandherr. In seiner Praxis beginne er mit einer Chemo-Immuntherapie und habe den Tumor entfernt. Fraglich sei nun was mit den Metastasen in der Leber plus der Lunge passieren solle. Für eine spezialisierte Therapie stelle er die Patientin beispielsweise im Münchner Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität vor. Dann komme die Patientin zur folgenden Behandlung wieder in seine Praxis zurück. "Dafür brauchen wir formalisierte Kontakte auf allen Ebenen."

In der Region ist Sandherr selbst stark vernetzt. Ein- bis zweimal im Monat biete er Krebssprechstunden in den Räumen des Münsinger Allgemeinmediziners Jörg Lohse an, so sagt er. Ebenso ist der Hämatologe und Onkologe ärztlicher Leiter des medizinischen Versorgungszentrums Penzberg. Obwohl die Tätigkeit im Umgang mit krebskranken Patienten auch schwer belastend sein könne, entwickle sich meist eine sehr intensive Beziehung, erklärt Sandherr. "Es kommt sehr viel zurück." Das fasziniere ihn an seinem Fachgebiet. "Ich mache das wahnsinnig gerne und würde mich heute genauso wieder dafür entscheiden."

An der Universität in Ulm hat Sandherr bis 1991 studiert, dort 1998 auch promoviert. Der Mediziner war an den Uiniversitätskliniken in Ulm, am Rechts der Isar sowie in Großhadern in München sowie am Klinikum in Augsburg tätig. In dieser Zeit sei er auf Knochenmarkstransplantationen spezialisiert gewesen, schildert Sandherr. Mit seiner Frau - einer Kinderärztin - habe er ein Kind bekommen und ist daher von München nach Ambach gezogen. Weil die Pendelei nach Augsburg sehr belastend geworden sei, habe er sich nach einer Alternative umgesehen. In Weilheim sei es dann gelungen, eine Zulassung für eine Praxis zu bekommen.

In der Bayerischen Krebsgesellschaft engagiert sich Sandherr bereits seit einigen Jahren, war bislang Beirat. Der Verein hat unter Schirmherrschaft des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) erst unlängst die von Sandherr mitinitiierte "ONKO-LOTSEN-Plattform" für Tumorpatienten und Angehörige im Landkreis Weilheim-Schongau ausgezeichnet. Bestandteile davon sind, dass ein Patientenordner als Basis für die persönliche Krankengeschichte entwickelt, eine Hotline als zentrale Anlaufstelle für Betroffene sowie eine in existierende Strukturen im TU-Klinikum rechts der Isar integrierte Datenbank etabliert werden sollen. In der Krebsgesellschaft sehe er seine Funktion, viele der bereits bestehenden Kontakte in formalisierte Netzwerke zu überführen, sagt Sandherr.

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