Ärzte-Handschrift:Lesehilfe

Ärzte-Handschrift: Was hat er bloß gemeint? Handschriftliche Notizen von Medizinern sind oft nur schwer leserlich.

Was hat er bloß gemeint? Handschriftliche Notizen von Medizinern sind oft nur schwer leserlich.

(Foto: zerocreatives/imago/Westend61)

Was Ärzte handschriftlich schreiben, ist oft schwer zu entziffern. Google will dabei helfen und tut damit auch was fürs Image.

Von Helmut Martin-Jung

Dass Ärztinnen und Ärzte eine besonders schlechte Handschrift hätten, ist zwar nur ein Vorurteil. Allerdings eines, das sich zäh hält. Eigentlich schreiben sie nicht weniger schön oder leserlich als viele andere Menschen - nur ihr Wortschatz ist sehr fachspezifisch, zudem stehen sie oft unter Zeitdruck. Während hierzulande Rezepte und Arztbriefe mittlerweile in aller Regel am Computer geschrieben und ausgedruckt werden, ist das in Entwicklungsländern anders. In Bangladesch etwa werden einer im wissenschaftlichen Fachblatt Nature veröffentlichten Studie zufolge noch 97 Prozent aller Rezepte und Verordnungen von Hand geschrieben. Mit der Folge, dass sogar Apotheker sich schwertun zu erraten, was die Ärztin oder der Arzt eigentlich gemeint hat.

In dem asiatischen Land kommen auf 1000 Menschen statistisch gesehen nur 0,3 Medizinerinnen und Mediziner, weniger als ein Drittel dessen, was die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Für den einzelnen Patienten bleibt daher wenig Zeit, und auch die Rezepte werden im Eiltempo ausgestellt - von Hand. Das führt immer wieder zu Problemen, weshalb schon seit Längerem Versuche unternommen werden, das Problem zu lösen. Nicht etwa, dass es mehr ärztliches Personal gäbe, man kuriert sozusagen die Symptome und entwickelt computergestützte Systeme, die das Gekritzel der Weißkittel entziffern helfen sollen.

Auch der Google-Mutterkonzern Alphabet will sich dabei nun nützlich machen und hat auf einer Konferenz in Indien vor Kurzem eine entsprechende Initiative angekündigt. Google will dafür mit Apothekern in dem Land zusammenarbeiten, um das System weiterzuentwickeln. Bisher ist das Projekt allerdings noch im Prototypenstadium, für die breite Anwendung also nicht geeignet.

Die Pläne des Internetkonzerns sehen vor, dass Nutzer mit einem Smartphone künftig mithilfe der App Google Lens Fotos von Rezepten aus dem Handy-Speicher oder direkt über die Kamera zu Google senden können. Das System setzt auf auf einem Projekt, das Google bereits 2020 ins Leben gerufen hat. Der Konzern entwickelte eine auf Handschriftenerkennung spezialisierte Software, die aus Tausenden medizinischen Dokumenten gelernt hat, die Handschrift von Ärztinnen und Ärzten mit hoher Treffergenauigkeit zu deuten. Die letzte Entscheidung soll aber immer ein Mensch treffen, nicht das Computer-System.

Für Google ist der Subkontinent ein sehr wichtiger Markt, die Dienste des Konzerns werden dort bereits von etwa einer halben Milliarde Menschen genutzt. Wie in anderen Ländern auch liegt Google in Indien im Clinch mit der Regierung wegen seiner marktbeherrschenden Stellung, die es nach Auffassung der Behörden ausnutzt. Da tut eine Gesundheitsinitiative dem Image ganz gut.

Auch andere Forscher arbeiten an dem Handschriften-Problem, unter anderem eine Gruppe aus Bangladesch. Diese hat sogar einen digital aufgemotzten Stift entwickelt, der die Handschrift der Mediziner direkt transkribiert. Googles Ansatz, mit einer App auf dem Handy zu arbeiten, erscheint praxisnäher, funktioniert allerdings auch nur, wenn es eine Internetverbindung gibt.

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