SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ist das hier die Bierbliothek?

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Ein SZ-Redakteur traut seinen Ohren nicht, als er in einem Münchner Lesesaal ein verdächtiges Zischen hört. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... München

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Plötzlich zischt es in die Stille hinein. Hat sich da gerade ernsthaft jemand ein Bier aufgemacht - mitten am Tag in der Bibliothek? Aber ja: Am Tisch nebenan nuckelt tatsächlich einer an seiner Radlerdose. Darf man das überhaupt? Offenbar nicht, wenig später ist ein Sicherheitsmensch da, in der Bibliothek gilt Alkoholverbot. Nur sieht das der Delinquent nicht ein. Da sei kein Alkohol drin, versucht er dem Security-Mann zu verklickern. Der wirft einen Blick auf das Etikett. "Doch!", triumphiert er. "Da steht's doch - 2,5 Prozent!" Der Alkoholsünder versucht es mit einem nächsten Trick. "Die Dose ist doch leer", sagt er. Dummerweise lässt sich der Mitarbeiter der Bibliothek nicht so leicht übertölpeln. Kurzerhand hebt er die Dose hoch - der Trinker ist überführt und kassiert Hausverbot. So viel Aufruhr um ein Radler gibt es wohl auch nur in München. Linus Freymark

Mitten in ... Panama City

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Samstag, später Abend. Die Reise war lang und anstrengend. Ein Uber am Flughafen. Der Fahrer: Edgar, zügig unterwegs. Der Preis: 17,82 US-Dollar, sehr fair für 30 Minuten Fahrt. Die Skyline von Panama City rauscht am Fenster vorbei. Die Augen sind schon schwer. Endlich, Ankunft. 20 Prozent Trinkgeld für Edgar, Fünf-Sterne-Rating, "gracias y buenas noches!", ruft er. Dann Hotel-Check-in. Jetzt noch schnell Zähne putzen und dann ab ins Bett. "Wo ist denn die blaue Handtasche ...?" - Kosmetikbeutel. Reisepass. Kamera. Nicht. Da. Panik! Plötzlich wieder hellwach. Runter zum Empfang. Ein Telefonat des Concierge auf Spanisch klärt: "Die Tasche liegt im Taxi. Der Fahrer muss noch eine andere Fahrt beenden, dann kommt er her. Kostet fünf Dollar extra." 20 Minuten später bringt Edgar die blaue Tasche vorbei. Nichts fehlt. Sina Kampe

Mitten in ... Kuala Lumpur

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Seine Fans sucht man sich bekanntlich nicht aus, die Band AnnenMayKantereit kann also nichts dafür, dass ihre Lieder aus einer Bluetooth-Box auf der Dachterrasse eines Hostels in Kuala Lumpur ertönen. Der Besitzer des Lautsprechers ist nicht etwa ein Deutscher mit Heimweh, es ist ein Amerikaner namens Michael. Wie er auf die Band kam, bleibt im Gespräch unklar. Umso klarer sind seine Ansichten. Stolz erzählt er, keinen einzigen Covid-Test gemacht und keine Impfung bekommen zu haben, er verbreitet Gerüchte über Impftote und Weltverschwörungen. So kurz wie ein Lied bleibt auch das Gespräch. Es folgt eine Reise durch ein Land, dessen Wirtschaft von Corona geschädigt ist, viele Läden sind bis heute geschlossen. Doch die Einwohner - mehrheitlich Maske tragend - blicken nach vorn, hoffen, dass bald wieder mehr Gäste kommen. Nur bitte keine Michaels. Florian Müller

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