Sterne:Immer den Sternen nach

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Ein klassischer Stern von Bethlehem, mit Schweif vor dem Nachthimmel. Hier mit dem Kirchturm von St. Georg in Freising im Hintergrund. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit die Heiligen Drei Könige einer Lichterscheinung am Himmel folgten, ist die Sache besiegelt: Weihnachten ist die richtige Zeit, um nach den Sternen zu greifen - ob sie aus Zimt und Zucker nah vor uns liegen oder fern am Firmament funkeln. Die SZ-Redaktion hat ihre Lieblingstipps zusammengetragen.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Die Gelehrten werden sich wohl noch ein paar weitere Jahrhunderte darüber streiten, was es nun auf sich hat mit diesem Stern von Bethlehem. Alle möglichen Theorien haben sie dazu schon entwickelt und wieder verworfen: Steckte hinter diesem Himmelsphänomen eine Supernova? Der Halleysche oder irgendein anderer weitschweifig verwandter Komet? Oder eine Planetenkonjunktion zwischen Jupiter und Saturn samt Zodiakallicht? Wer von Letzterem noch nie gehört hat, dem sei zugerufen: Hierzulande und heutzutage sieht man derlei sowieso nicht mehr, weil zu viel Kunstlicht und Luftschmutz in der Welt ist.

Geblieben ist trotzdem eine überreiche Erinnerung an diesen hellen Schein von Bethlehem. Er ist der Vater alles Zimtsterne, Weihnachtssterne und Co. Er erinnert die auf der Erde daran, dass es mehr gibt als sie da unten, dass da Höheres ist, Unerklärliches und so manches, zu dem es sich aufzusehen lohnt. Wo es in München dennoch zum Greifen nah ist, welche Sternenorte besonderes Augenmerk verdienen - das hat die SZ-Redaktion hier einmal zusammengetragen. Susanne Hermanski

Unter einem guten Stern

Am Dreikönigstag ziehen sie wieder von Haustür zu Haustür und sammeln Spenden für Kinder in Not: die Sternsinger. (Foto: Georgine Treybal)

Als kleine Könige gekleidet bringen sie den Segensspruch "C+M+B" an die Haustüren an. Das steht für "Christus mansionem benedicat" (Christus segne dieses Haus). In den vergangenen zwei Jahren suchte man diese Kreidezeichen vergeblich - wegen der Pandemie konnten die Sternsinger nicht von Tür zu Tür ziehen, stattdessen wurde in einigen Gemeinden der Segen per Video oder mit Weihrauchkörnchen gefüllten Päckchen in die Haushalte gebracht. Nun sind Caspar, Melchior und Balthasar von Ende Dezember an wieder unterwegs und sammeln Spenden in der Erzdiözese München und Freising.

Unter dem Motto "Kinder stärken, Kinder schützen - in Indonesien und weltweit" steht dieses Jahr der Kinderschutz im Fokus der Aktion. Am Feiertag Heilige Drei Könige begehen die katholische und evangelische Kirche offiziell die "Erscheinung des Herrn", das die Sichtbarwerdung Gottes in Jesus Christus ehrt. Aus kirchlicher Sicht endet mit der Feier die Weihnachtszeit. In einigen katholischen Pfarreien wird an diesem Tag das Dreikönigswasser geweiht - dieses Weihwasser soll angeblich sieben Jahre lang haltbar sein und vor bösen Geistern bewahren. Wie auch die Zeichen an der Haustür. Ariane Witzig

Stern des Südens

Star von gestern: Erinnerung an Stefan Effenberg in der Erlebniswelt des FC Bayern in der Allianz-Arena. (Foto: Robert Haas)

"FC Bayern, Stern des Südens, du wirst niemals untergehen." Eines der bekanntesten München-Lieder wird nächstes Jahr 25. Normalerweise erklingt "der Stern", wie Willy Astor den von ihm und Stephan Lehmann kreierten Hit gerne nennt, bei den Spielen der Roten im Stadion. In diesen Winterwochen hat der FC Bayern spielfrei. Der Stern des Südens strahlt freilich pausenlos. Auf fußballerische Erleuchtung darf man etwa hoffen, besucht man das FC-Bayern-Museum in der Allianz-Arena.

All die Trophäen funkeln, alte Trikots reizen die Geschmacksnerven, und in der Erlebniswelt kann man sich den Helden aus mehreren Jahrzehnten nah fühlen. Ein Besuch in Deutschlands größtem Vereinsmuseum (aktuelle Sonderausstellung: "Mensch, Uli - Ein Leben für den FC Bayern") lässt sich kombinieren mit einer Arena-Tour, Einblicke in Mannschaftskabine und Spielertunnel inklusive. Für den Sternenglanz der Fan-Augen. Tickets besser vorab buchen unter fcbayern.com/museum. Bernhard Blöchl

Sternenglanz der Literatur

Der Coming-of-Age-Roman "Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau" des Münchner Autors Björn Stephan. (Foto: Galiani Berlin)

Wenn wir in den nächtlichen Himmel schauen, sehen wir nie die Sterne selbst. "Wir sehen nur einen schwachen, matten Abglanz. Wir sehen ihre Vergangenheit, ohne zu wissen, ob sie in der Gegenwart noch am Leben oder längst verloschen sind." Schließlich sei das Licht der Sterne "Hunderte, Tausende, Millionen Jahre zu uns unterwegs", erklärt das Mädchen Juri in Björn Stephans Roman "Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau" (Galiani). Juri heißt die Jugendliche nicht zufällig: Ihr Vater, ein begeisterter Sternengucker, dachte dabei an den ersten Menschen im Weltall, Juri Gagarin. Zwar kreist der 2021 erschienene Coming-of-Age-Roman des Münchner Autors nicht nur im Weltall, sondern spielt meist erdenschwer Anfang der Neunziger in einer ostdeutschen Plattenbausiedlung.

Doch die Liebe zu Juri bringt den Ich-Erzähler über so einiges zwischen Himmel und Erde ins Grübeln. "Das alte Land, so kam es mir vor, glich einem dieser Sterne. Obwohl ich es noch sehen konnte, war es lange verglüht", sinniert er. "Waren auch wir nur noch Vergangenheit oder hatten wir eine Zukunft?" Darüber kann man mit Stephans Buch (unter anderem mit einem Ulla-Hahn-Autorenpreis prämiert) ebenso nachdenken wie übrigens auch mit dem Roman "Die Kometenjäger" (btb), für den Marc Deckert vor zehn Jahren mit dem Münchner Tukan-Preis ausgezeichnet wurde: Sternenglanz aus der nahen Vergangenheit. Antje Weber

Klangvoller Sternenkosmos

Kylo Ren (Adam Driver, links), Finn (John Boyega) und Rey (Daisy Ridley) in einer Szene des Kinofilms "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht". (Foto: David James/Lucasfilm Ltd.& TM/Disney/dpa)

Spätestens wenn ihr Nachwuchs sich zu Weihnachten nichts sehnlicher wünscht als ein Laserschwert und damit dann fechtend durch das Wohnzimmer stürmt, wird Eltern klar: Ihre Kinder sind in den Sog des Sternenkosmos geraten, in dem die "helle" und die "dunkle" Seite der "Macht" gegeneinander kämpfen. 1977 begann der Siegeszug des Jedi-Ritters Luke Skywalker und seiner Freunde Prinzessin Leia und Han-Solo, von Regisseur George Lucas bildgewaltig in Szene gesetzt. Seitdem übt das Science-Fiction-Epos "Star Wars" eine ungebrochene Anziehungskraft aus. 2015 betrat dann eine neue Generation das galaktische Spielfeld der Sternenkämpfe: Die junge Rey macht sich in "Das Erwachen der Macht" mit ihren Freunden Finn und Poe auf die Suche nach ihrer geheimnisvollen Herkunft.

Einerlei aber um welchen Teil der kosmischen Sternen-Saga es sich handelt, die musikalischen Leitmotive des Oscar-prämierten Soundtracks von John Williams transportieren das Geschehen. Seine Filmmusik erklingt seit Jahren live in der Reihe "Star Wars in Concert". Am 10. und 11. Februar erweckt das Pilsen Philharmonic Orchestra "Das Erwachen der Macht" in der Isarphilharmonie auf großer Leinwand auch akustisch zum Leben. Barbara Hordych

Stern am Kinohimmel

Ava Petsch als Luise während der Dreharbeiten von "Was man von hier aus sehen kann". (Foto: Walter Wehner/Studiocanal GmbH)

In der Woche vor Weihnachten fanden in München zwei große Premieren statt, die dazugehörigen Filme starten zum Jahresende in den deutschen Kinos. Eine Darstellerin stach in beiden Filmen hervor: Ava Petsch sorgt in der Tragikomödie "Oskars Kleid" für viele Lacher und in der Literaturverfilmung "Was man von hier aus sehen kann" für das eine oder andere Tränchen, mit ihrer Spielfreude, Natürlichkeit und Pointen-Sicherheit stahl sie den Stars dieser Filme mitunter die Schau.

Das Besondere daran: Ava Petsch ist erst zehn Jahre alt. Beim Casting habe sie ihn auf Anhieb überzeugt, sagte Regisseur Hüseyin Tabak am Abend der "Oskars Kleid"-Premiere im Arri-Kino. Mit dem vor zwei Jahren im ersten Lockdown gedrehten Film gab sie ihr Schauspieldebüt. Seitdem ist sie gefragte Kinderdarstellerin. Kinder sollte man als Kinder und nicht als Stars behandeln, dennoch: Ein kleiner Stern am Kinohimmel ist Ava Petsch schon heute. Josef Grübl

Sterne am Firmament

Einst hatte man das Hubble Weltraumteleskop auf einen komplett schwarzen Punkt am Firmament gerichtet, nicht größer als der Durchmesser eines Strohhalms. Zehn Tage lang. Hubble entdeckte dort Zehntausende von Galaxien. Unsere eigene dürfte eine von hundert Milliarden sein. Von der Superstruktur, der schwarzen Materie, noch gar nicht zu reden, die Hubbles Nachfolger, das James-Webb-Weltraumteleskop, ergründen soll. Wir Erdlinge haben also allen Grund zur Demut, wenn wir in den Nachthimmel blicken. Und doch ist das Sternegucken unfassbar faszinierend.

Die Münchner haben dazu beispielsweise in der Volkssternwarte an der Rosenheimer Straße 145 h Gelegenheit, die - fast - allabendlich ihre großen Teleskope für Besucher öffnet, von Montag bis Freitag ab 20 Uhr, inklusive einer 90-minütigen Live-Führung durch die Sternwarte. Diese bietet auch einen wunderbaren Podcast, in der mittlerweile 14. Folge überblickt Astrophysikerin Jana Steuer den Wintersternenhimmel und erklärt, was es mit einem "blinzelnden Dämonenstern" auf sich hat. Jutta Czeguhn

Sonne, Mond und Sterne

Ein Highlight im Gesamtkunstwerk der Villa Stuck: Der von der Sphärenharmonie nach Pythagoras geprägte Sternenhimmel im Musiksalon. (Foto: Villa Stuck/Jens Weber)

Wer durch die historischen Räume der Villa Stuck schlendert, bekommt nicht nur großartige Werke des Malerfürsten Franz von Stuck zu sehen. Das Künstlerhaus selbst ist ein Gesamtkunstwerk von erlesenem Geschmack. Architektur, Dekor und Möbel, Wände, Böden und Decken - überall gibt es intensive Farb- und magische Lichteffekte zu entdecken. Ein ganz besonderer Hingucker ist der goldglänzende Sternenhimmel an der nachtblauen Decke des Musiksalons. Der Kreis der Sternzeichen ist vom Steinbock bis zum Widder von der Milchstraße durchzogen, im Zeichen des Löwen stößt ein Komet tief hinein in Richtung Sonne, die in Form einer elektrischen Leuchte das Zentrum beherrscht.

Lange Zeit galt die Planetenkonstellation als astrologische Darstellung des Zeugungszeitpunkts der Tochter Mary von Stuck - ein Mythos, den sie selbst wohl nährte. Inzwischen konnte Sammlungsleiterin Margot Brandlhuber nachweisen, dass es sich um die Darstellung eines kosmologischen Weltbildes, und zwar der "Sphärenharmonie" von Pythagoras handelt. Demnach folgen die Abstände der Planeten zueinander denselben mathematischen Gesetzmäßigkeiten wie die Harmonien der Musik. Den Schlüssel zur Neuinterpretation fand Brandlhuber in einem Zitat aus William Shakespeares "Kaufmann von Venedig", das über dem Fenster des Musiksalons angebracht ist: "Sieh wie die Himmelsflur ist eingelegt mit Scheiben lichten Goldes. Auch nicht der kleinste Kreis, den du da siehst, der nicht im Schwunge wie ein Engel singt." Kann es einen schöneren Bezug zwischen Musik und Sternen geben? Evelyn Vogel

Glanzpunkt am Ballhimmel

Höhepunkt der Ballsaison im Deutschen Theater: der Ball der Sterne. (Foto: Stephan Rumpf)

Jahreswechsel bedeutet für das Deutsche Theater München auch immer eine Veränderung des Hauses. Denn aus der Bühne für die Musicals und Shows wird innerhalb von einigen Tagen ein prächtiger Ballsaal. Die Ballsaison beginnt dieses Jahr am 27. Januar dort mit dem Oide Wiesn Bürgerball und endet traditionell mit dem Aschermittwoch. Glanzvoller Höhepunkt ist seit 2015 der sogenannte Ball der Sterne mit den Münchner Symphonikern, der sich zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt hat.

Am 17. Februar hat man nicht nur die seltene Gelegenheit zu den Klängen eines großen klassischen Orchesters zu tanzen. Die Münchner Symphoniker und das Hugo-Strasser-Orchester gestalten eigens für diesen Ball ein Konzertprogramm mit zwei Solisten und beliebten Melodien aus Oper und Operette. Einlass ist um 19, offizieller Beginn um 20 Uhr. Festliche Abendgarderobe ist natürlich obligatorisch. Ariane Witzig

Sterne für Naschkatzen

So riecht Weihnachten: Zimtsterne. Mittlerweile gibt es sie mit Orangennoten oder Kardamom, mit Schmand oder Gin. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Angeblich stammen sie aus Schwaben, die so herrlich nach Weihnachten duftenden Plätzchen in Sternform. Heute gibt es sie in allen möglichen Abwandlungen: Mit Orangennoten oder Kardamom, mit Schmand oder Gin. Doch wie so oft - am besten schmecken sie dann doch so, wie Oma und Mama sie zu Weihnachten immer gemacht haben. Deshalb hier ein einfaches und klassisches Rezept für die süßen Sterne, von denen man auch lange nach Weihnachten noch gerne nascht.

500 g Mandeln und 300 g Puderzucker mischen, 2 Eiweiße, 2 El Mandellikör und 2 Tl Zimt zugeben. Alles mit den Knethaken des Handrührgerätes verrühren und mit den Händen zu einem glatten Teig kneten. Den rollt man portionsweise auf einer mit Puderzucker bestäubten Arbeitsfläche etwa 1 cm dick aus. Dann die Sterne ausstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Ausstecher zwischendurch immer wieder in Puderzucker tauchen. Den Backofen auf 150 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Für den Guss: Eiweiß sehr steif schlagen, Puderzucker nach und nach zugeben, dabei weiterschlagen. Die Glasur sollte nicht zu fest und nicht zu flüssig sein. Ausgestochene Sterne dünn mit dem Guss bepinseln. Die Zimtsterne auf der untersten Schiene 10-15 Minuten backen. Ariane Witzig

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