Kreis und quer:Mehr Mut

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Der Stern über der Krippe von Bethlehem - das klassische Weihnachtsmotiv als Botschaft der Hoffnung. (Foto: IMAGO/JackyBrown/IMAGO/YAY Images)

Selten war die Botschaft der Weihnachtsgeschichte so wichtig wie heuer.

Kolumne von Lars Brunckhorst

Die Krippe, der Stern, die Hirten auf dem Felde und der Engel - das sind die bekannten Weihnachtsmotive, verbreitet und variiert aus dem Lukas-Evangelium. Weit seltener gelesen und rezitiert ist zum Fest der Feste die Version der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus, der davon berichtet, wie der Engel des Herrn nach der Geburt Jesu zu Josef im Traum spricht: "Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir sage." Diese Fortsetzung der bekannten Geschichte hat heuer furchtbare Aktualität: Allein in den Landkreis München sind in diesem Jahr rund 5000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet - der Herodes dieser Tage heißt Putin.

Sie kamen ganz überwiegend bei Privatleuten unter, weil diese aber nicht unbegrenzt Gastgeber sein können - und zuletzt auch wieder deutlich mehr Menschen aus anderen Gegenden der Welt Zuflucht suchen - werden passend zu Weihnachten überall Herbergen bereitet: etwa ein Container-Dorf für mehr als 400 Geflüchtete im Landschaftspark zwischen Unterhaching und Neubiberg und für weitere 200 in Garching. Die Aufnahme der Schutzsuchenden hat immer mehr was von der Obdachsuche der heiligen Familie, für die ja auch nur Platz im Stall war. Nach zehn Monaten Krieg in Europa ist die Grenze der Belastbarkeit auch hierzulande immer mehr erreicht, für Bürger wie für Kommunen.

So wie viele sorgenvoll rechnen, ob sie sich Miete oder Hausrate, Strom und Heizung oder nur den Wocheneinkauf noch leisten können, machen die Kämmerer in den Rathäusern dramatisch Kassensturz: Gräfelfing verbucht Steuerausfälle von 100 Millionen Euro, die Gemeinde Haar muss ein Loch von mehr als 30 Millionen im Haushalt stopfen und der Landkreis München hat bereits Schulden von mehr als 200 Millionen angehäuft. Wie da Schwimmbäder und Büchereien aufrechterhalten, Schulen saniert und billigere MVV-Tickets finanziert werden sollen, darüber dürfte nächstes Jahr kontrovers diskutiert werden.

"Wir stecken mitten in einem Kriegsjahr", hat Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair diese Woche gesagt, um die Verbindlichkeiten in seinem Gemeindehaushalt zu verteidigen. Solche Wortwahl ist übertrieben - und wenig hilfreich. Statt Ängste und Befürchtungen weiter anzuheizen, sollten gerade Politiker ihren Wählern in dieser Zeit Mut machen. Wenn sie dabei auf die Weihnachtsgeschichte zurückgreifen, soll es recht sein.

Denn die Weihnachtsgeschichte ist ja in erster Linie eine Geschichte der Hoffnung, welche die Angst besiegt. "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde", schreibt der Evangelist Lukas. "Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren."

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