Oktoberfest:Als Günther Jauch statt Hendl Händel sagte

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Als der Jüngling Jauch das Hendl als Händel benannte, also so wie den Komponisten, hagelte es Protestbriefe. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Der TV-Moderator schildert in seiner Quizsendung, wie er als junger Reporter auf der Wiesn dialekttechnisch scheiterte - mit harten Konsequenzen.

Glosse von Hans Kratzer

Die Weihnachtstage nahmen ihren gerechten Ausklang beim TV-Sender RTL, der am Montagabend die Quizshow "Wer wird Millionär?" serviert hat. Moderator Günther Jauch saß dort einer Kandidatin gegenüber, die unter anderem als Reporterin in Österreich gearbeitet hatte. Leider sei sie dort nicht akzeptiert worden, erzählte sie, denn sie habe das Idiom nicht beherrscht.

Daraufhin gab Jauch eine ähnliche Erfahrung zum Besten. Er habe sich als Jüngling im Auftrag des Bayerischen Rundfunks (BR) auf dem Oktoberfest umgesehen und dabei einen verhängnisvollen Fehler begangen, gestand er. Er habe nämlich das Hendl als Händel benannt, also so wie den Komponisten. "Es hagelte Protestbriefe", sagte Jauch, außerdem sei ihm ein monatelanges Mikrofonverbot auferlegt worden.

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Unglaublich, dass der BR seine gutes Deutsch sprechenden Angestellten so schlecht behandelt hat. Heute verhält es sich eher umgekehrt. Lässt ein Moderator eine südliche Sprachfärbung erkennen, so ist seine Ächtung im Sendebetrieb quasi unausweichlich.

Obwohl sich die Umgangssprache in Bayern stetig in Richtung Kauderwelsch aus Dialekt, Plastikslang und Mutterspracheresten aus aller Welt entwickelt, reagieren sprachsensible Menschen immer noch allergisch auf dialektale Aussprachefehler. Dabei tat sich sogar der Nobelpreisträger Thomas Mann schwer, den richtigen Ton zu treffen. In seinem Roman "Buddenbrooks" sagt der Hopfenhändler Permaneder Sachen wie: "Dös haut scho!" und "Is dös a Hetz!" Das passt, aber er sagt auch etwas schräg: "München is koane G'schäftsstadt" und "geltn S'" statt gell.

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Von Hans Kratzer

Wenn Manns Schriftstellerkollege André Gide das Werk lektoriert hätte, wären die Buddenbrooks wohl nicht erschienen. Denn als Verlagslektor wies Gide sogar das Manuskript von Marcel Prousts Jahrhundertroman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" zurück, nachdem er bei einer Frisurbeschreibung eine syntaktische Ungenauigkeit entdeckt hatte.

Im heutigen Bayern beschränkt sich das Unbehagen vor allem darauf, dass Bad Reichenhall nicht mehr wie seit jeher auf der Endsilbe -hall betont wird, und Ruhpolding nicht mehr auf Ruh-. Hans Triebel, der Wirt der Gotzinger Trommel, ermahnte den einstigen Generalintendanten der Staatstheater, August Everding, das Prinzregententheater werde auf der ersten Silbe betont, was Everding folgsam beherzigte. Denn er hatte sich am Stammtisch von den Platzhirschen bereits anhören müssen: "Mogst scho rucka!"

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