Spielfilmtipps zum Jahreswechsel:Zeit der Umbrüche

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Schöpfung eines in den Himmel geworfenen Knochen: Der Astronaut Bowman (Keir Dullea) erlebt, wie er sich selbst beim Sterben zusieht. (Foto: Cinema Publishers Collection/Imago)

"2001 - Odyssee im Weltraum", "Ein Königreich für ein Lama", "The Hateful 8" und "Casino": die Filmtipps zum Jahreswechsel.

Von Stefan Fischer

2001 - Odyssee im Weltraum

Science-Fiction, Tele 5, Silvester, 20.15 Uhr

Was den Film von allen anderen Kunstgattungen (sieht man vom Hörspiel ab) unterscheidet und was sein ureigenes Gestaltungsmittel ist, das ist der Schnitt, ist die Montage. Als berühmtester Schnitt der Filmgeschichte wird oft jener aus Stanley Kubricks Meisterwerk bezeichnet, der einen in die Luft geworfenen Knochen in ein Raumschiff transferiert, das die Erde umkreist. Im Bruchteil von Sekunden werden Jahrmillionen überwunden - und zugleich miteinander verbunden. Kubricks Film ist in jeglicher Hinsicht kühn, vor allem optisch. Er hat sich und seinem Publikum, noch vor der ersten Mondlandung, ein Bild gemacht vom All und unserem Sonnensystem. Eine Utopie, technisch, ästhetisch und kulturphilosophisch, über den Antrieb des Menschen und die beispiellose Evolution dieser Gattung.

Ein Königreich für ein Lama

Zeichentrick, Disney Channel, Silvester, 20.15 Uhr

Für ihre Verhältnisse haben die Disney-Studios mit diesem Abenteuer neue Wege beschritten - und sind dabei zugleich zu einem Ursprung des Kinos, zum Slapstick, der im Stummfilm ein prägendes Genre war, in den Zeichentrick-Geschichten von Disney bis dato aber kaum eine Rolle gespielt hat. Eine Intrige am Hof des Inkareiches soll den jungen König Amt und Kopf kosten - das Zweite bleibt ihm aufgrund der Schusseligkeit der Verschwörer erspart. Jedoch muss er hinnehmen, dass er in ein Lama verwandelt wird. In dieser Gestalt macht er sich daran - mit der Hilfe eines Bauern -, seinen Thron zurückzuerobern. Dass dies nicht auf Anhiebt klappt, hat viel mit der Arroganz des Königs in Tiergestalt zu tun. Und mit seiner Verschlagenheit, seiner Unreife, seinem Egoismus ... aber das unfreiwillige Leben im Dschungel ist lehrreich.

The Hateful 8

Western, Nitro, Silvester, 22 Uhr

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich nach dem Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 ein zweites Mal gegründet, die Regeln in diesem Land wurden noch einmal justiert. Quentin Tarantino nun spannt drei Männer zusammen, einen Kopfgeldjäger, einen angehenden Sheriff und einen Major, der im Bürgerkrieg auf Seiten der unterlegenen Südstaaten gekämpft hat; sie alle stehen auf ihre Weise für das Recht, verkörpern es, auch dann, wenn es ihren eigenen Ansichten widerspricht. Sie müssen in einer Kutschstation ausharren, eines Schneesturms wegen, mit einer Handvoll anderer Leute. Und auf diesem engen Raum verdichtet sich alles: das Misstrauen, die Gewaltbereitschaft, die Verschlagenheit und Schläue der Anwesenden, ihr Freiheitsdrang, ihre Weltbilder. Es kommt, klar bei Tarantino, zu gewaltigen Eruptionen.

Casino

Gangsterdrama, One, Neujahr, 23.15 Uhr

Das Gesetz des Wilden Westens, das Recht des Stärkeren und Skrupelloseren, es hat sich in Las Vegas (mindestens) bis in die 1970er-Jahre hinein erhalten. Das Glückspiel in den großen Casinos der Stadt wurde kontrolliert von der Mafia, die auch Polizei und Behörden in der Hand hatte. Martin Scorsese schildert den Aufstieg von Sam Rothstein (Robert De Niro) zu einem geschäftstüchtigen Casinomanager, folgt den Intrigen, die sich um diesen Mann spinnen, schubst ihn immer näher an den Abgrund, den er sich selbst geschaufelt hat. Es ist ein Film über Menschen, die in ihrem erbarmungslosen Milieu nicht verhindern können, dass sie Fehler begehen. Und so allmählich nicht mehr aus einer Position der Stärke, sondern der Schwäche heraus handeln. Nicht zuletzt also ein Film über die Kraft des Menschen zur Selbstzerstörung.

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