Spielfilmtipps zum Feiertag:Freund- und Feindschaften

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Diebin der Herzen: Die junge Deborah (Jennifer Connelly) will raus aus Brooklyn und hat einen Plan. Von all den taffen Frauen in Sergio Leones Filmen ist Deborah in "Es war einmal in Amerika" die stärkste - und die traurigste. (Foto: Warner Bros./imago images/Everett Collection)

"Es war einmal in Amerika", "Die Reifeprüfung", "Carlito's Way" und "Thirteen Days": die Filmtipps zum Feiertag.

Von Milan Pavlovic

Es war einmal in Amerika

Gangsterfilm, Servus TV, Freitag, 22.45 Uhr

Niemand hat so unvergessliche Filme über Männerfreund- und feindschaften gedreht wie Sergio Leone ( Spiel mir das Lied vom Tod). In immer größer angelegten Geschichten erzählte er von der Erschließung der USA durch Gangster. In Es war einmal in Amerika (1984) begreifen die frühreifen Gauner Max und Noodles, dass sie im New York der 1920er-Jahre zusammen schnellere Brandbeschleuniger sein können. Als sie erwachsen sind (und von James Woods und Robert De Niro verkörpert werden), bringt das Gift aus Gier, Größenwahn und Misstrauen alles in Gefahr. An dem Plot und den ingeniösen Übergängen zwischen drei Zeitebenen bastelten Leone und sieben andere Autoren zehn Jahre lang. Wie die Kompositionen von Ennio Morricone kommt der Film dabei der Perfektion näher als jede andere Produktion.

Die Reifeprüfung

Satire, BR, Donnerstag, 22.50 Uhr

Die Geschichte des gelangweilten College-Absolventen Ben (Dustin Hoffman) ist ein Evergreen: wie der von großbürgerlichen, aber leblosen Kaliforniern umgebene junge Mann von der Eishexe Mrs. Robinson (Anne Bancroft) verführt und allmählich in einen weiteren Untoten verwandelt wird; und wie er sich in Elaine verliebt, Mrs. Robinsons herrlich natürliche Tochter (Katharine Ross). Dass die bald 56 Jahre alte Satire immer noch so jung und aufwühlend ist, liegt auch daran, dass die unerhört präzise und bildstarke Regie des 1931 in Berlin geborenen Mike Nichols zu den besten Inszenierungen überhaupt gehört. Nichols' Arbeit war so überragend, dass er einen Oscar gewann, obwohl er schon im Jahr zuvor (mit Wer hat Angst vor Virginia Woolf?) triumphiert hatte. Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem seien Working Girl (1988, herzlich) und Hautnah (2004, toxisch!) empfohlen.

Carlito's Way

Gangsterfilm, Tele 5, Donnerstag, 22 Uhr

Wenn das größte Lob für eine Inszenierung darin besteht, dass man sie spürt, ohne sie bewusst zu bemerken, dann war Carlito's Way (1993) Brian De Palmas beste Regiearbeit seit Blow Out (1981), seinem chef d'œuvre. Titelfigur Carlito (Al Pacino) schafft es nicht, dem Teufelskreis des Verbrechens zu entrinnen. Solche Gauner-Geschichten sind dutzendfach erzählt worden, aber bei De Palma ist sie viel bewegender als in Der Pate III (1990, ebenfalls mit Pacino). Die Tragikomödie Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (ZDF, Donnerstag, 23 Uhr) ist ein Beispiel dafür, wie eine fehlgeleitete Regie einen starken Stoff beschädigen kann: Selbst die tollen Schauspieler (Frances McDormand als Grumpy Old Mom, Woody Harrelson, Sam Rockwell) kommen nicht an gegen die unangenehm menschenfeindliche Attitüde von Regisseur Martin McDonagh.

Thirteen Days

Politdrama, One, Freitag, 21 Uhr

Bis zum Ukrainekonflikt stand die Erde global nie so knapp vor dem Abgrund wie 1962. Als die Russen Atomraketen auf Kuba positionierten, ließ JFK ein Ultimatum an Sowjetchef Chruschtschow übermitteln, von dem der US-Präsident nicht sicher sein konnte, ob es am mächtigen Politbüro vorbei in die richtigen Hände geraten würde. Es folgten zwei Wochen des Zitterns. Fast nahtlos danach: das Fantasy-Spektakel Watchmen (ZDF Neo, Nacht zu Samstag, 0.15 Uhr), in dem faszinierend durchgespielt wird, was passiert wäre, wenn die USA den Vietnam-Krieg gewonnen und das nukleare Duell mit den Russen gesucht hätten. Ein paar verfemte Superhelden mischen sich ein. Leider saugt die hypereitle Inszenierung von Zack Snyder (300) eine Menge Kraft aus den Bildern. Deshalb sei hier auf die neunteilige Watchmen-Serie von 2019 hingewiesen.

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