Ebersberger Kreisklinik:Besser ein halber Huber als gar keiner

Ebersberger Kreisklinik: Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg, bleibt noch ein Weilchen stehen in Ebersberg - wenngleich auch nur mit einem Bein, mit dem anderen ist er schon in Starnberg bei seinem neuen Job.

Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg, bleibt noch ein Weilchen stehen in Ebersberg - wenngleich auch nur mit einem Bein, mit dem anderen ist er schon in Starnberg bei seinem neuen Job.

(Foto: Christian Endt)

Weil es noch niemanden gibt, der Stefan Hubers Job als Chef der Ebersberger Kreisklinik übernimmt, macht der 48-Jährige nun zwei Vollzeitjobs gleichzeitig: seinen bisherigen und den neuen bei den Starnberger Kliniken. Doch wie soll das funktionieren - und warum dauert die Suche nach einer Nachfolge so lange?

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Er hätte es nicht anbieten müssen, auch einfach Nein sagen können. Aber so richtig kam das für Stefan Huber nicht in Frage. Eigentlich sollte er seit dem 1. Januar gar nicht mehr der Geschäftsführer der Ebersberger Kreisklinik sein - im Sommer gab er bekannt, dass er nach 14 Jahren den Posten verlassen werde. Doch eine Nachfolge ist bislang nicht gefunden. Und so bleibt er nun noch eine Weile an seiner bisherigen Wirkungsstätte, während er parallel dazu schon im Dezember seinen neuen Job als Geschäftsführer für die Starnberger Kliniken GmbH angetreten hat. Es war sein eigener Vorschlag. "Ich bin absolut überzeugt davon, dass das für Ebersberg die beste Lösung ist", sagt er. Doch wie soll das funktionieren: zwei Vollzeitjobs gleichzeitig, wenn allein einer davon mit einer regulären 40-Stunden-Woche schon eher nicht zu schaffen ist?

Manche Sachen werden liegenbleiben. Da macht sich Stefan Huber keine Illusionen und will solche auch niemandem vorgaukeln. Für einen begrenzten Zeitrahmen sei das aber vertretbar - die Übergangslösung wird im längsten Falle bis zum 30. Juni andauern. Für den laufenden Betrieb, also die Versorgung der Patienten, werde die Konstellation keine Konsequenzen haben.

Dass Huber die neue Stelle in Starnberg später antritt, war nicht möglich

Es hätte auch noch andere Optionen gegeben, damit umzugehen, dass es nicht wie geplant mit einer Chef-Nachfolge für die Klinik zum Jahreswechsel geklappt hat, wie Huber erklärt: Den Job in Starnberg hätte er erst später übernehmen können, aber das sei freilich für seinen neuen Arbeitgeber nicht akzeptabel gewesen. Realistischer wäre es da gewesen, für Ebersberg eine Interimsgesellschaft an Bord zu holen. Die hätte entweder die bisherigen Klinikstrukturen ziemlich durcheinandergewirbelt und Änderungen gemacht - ein bisschen nach dem Prinzip, dass man am Ende auch gemerkt hat, dass sie am Hebel saßen. Oder das Management hätte in der Übergangszeit komplett die Füße still gehalten. Beides hält Huber für eine schlechtere Lösung. "Für Ebersberg ist es zur Überbrückung am besten, mit ruhiger Hand kontinuierlich weitergeführt zu werden."

Ebersberger Kreisklinik: Stressige Zeiten ist Stefan Huber gewohnt: Als zu Beginn der Pandemie der Corona-Krisenstab täglich konferierte, war er auch dabei.

Stressige Zeiten ist Stefan Huber gewohnt: Als zu Beginn der Pandemie der Corona-Krisenstab täglich konferierte, war er auch dabei.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einem halben Huber funktioniert das besser als ohne, so auch die Ansicht des Aufsichtsrats der Klinik. "Das ist die beste Übergangslösung", teilt Brigitte Keller vom Landratsamt mit. Stefan Huber gegenüber herrsche große Dankbarkeit für sein Angebot zur Verlängerung. Und weiter: "Die Klinik ist in bester Verfassung, die Zusammenarbeit zwischen Klinikleitung, dem Landkreis beziehungsweise dem Landratsamt und dem Aufsichtsrat ist sehr vertrauensvoll." Es gebe keinen Zweifel daran, dass Stefan Huber mit seinem starken Team in der Führung der Klinik die aktuelle Interimszeit gut managen werde.

Konkret bedeutet das Folgendes: Zwei Tage in der Woche wird Huber fortan für die Kreisklinik zuständig sein, an vier Tagen für Starnberg - ganz offiziell also eine Sechs-Tage-Woche. Neben den Aufgaben, die bis zur Übernahme der neuen Geschäftsführung liegen bleiben, sind auch einige anders verteilt worden, so Huber. Projekte, die er bisher selbst geleitet hat, gehen zum Teil in die Verantwortung der jeweiligen Abteilungsleiter über, die dann wiederum jeweils neue Entwicklungen an ihn berichten. Für den Umbau der Notaufnahme, das größte Bauprojekt der Kreisklinik, soll aber nach wie vor er der primäre Ansprechpartner bleiben.

Auch Hubers Stellvertreter wird mehr zu tun haben als bisher, ebenso wie sein Sekretariat, denn es braucht schon eine sehr gute Organisation: Wann muss er wo vor Ort sein? Bei welchen Terminen ist ein Telefonat oder eine Video-Schaltung möglich? Geht der bisherige einstündige Jour-Fix mit den Abteilungsleitern nun auch in 30 Minuten? "Mehr Aufwand - ja, definitiv", sagt Huber. "Aber es ist machbar."

Ohne das Einverständnis seiner Frau hätte sich Huber nicht für seine zeitweise Doppelfunktion entschieden. Denn klar ist: Nicht nur der 48-Jährige wird in den kommenden Monaten mehr zu tun haben. "Wir haben zwei kleine Kinder zu Hause", sagt Huber, "meine Frau wird hier mehr Arbeit übernehmen als ohnehin, weil es für mich zeitlich nicht anders machbar ist." Nur durch ihre Unterstützung und ihren Rückhalt sei sein Angebot an den Aufsichtsrat überhaupt möglich gewesen.

Nichtsdestotrotz bleibt die Frage, wieso es überhaupt zu dieser Übergangslösung kommen musste - warum gibt es noch keine Nachfolge für Stefan Huber auf dem Chef-Posten der Kreisklinik?

Der Aufsichtsrat der Klinik entscheidet per einfacher Mehrheit über Hubers Nachfolge

Zuständig dafür ist der Aufsichtsrat der Klinik. Dieser besteht aus 14 Mitgliedern, automatisch gehören ihm Landrat Robert Niedergesäß (CSU) als Vorsitzender sowie der Vorsitzende des Personalrats an. Die übrigen zwölf Mitglieder wählt der Kreistag alle sechs Jahre im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung. Das Gremium entscheidet durch einen mehrheitlichen Beschluss über die neue Geschäftsführung.

Im Herbst entschied der Aufsichtsrat nach der Sichtung der bis dahin eingegangen 43 Bewerbungen aber erst einmal, für die weitere Suche eine Personalberatungsgesellschaft zu beauftragen, wie Brigitte Keller mitteilt. "Es ist nicht ganz einfach, eine geeignete Nachfolge für den amtierenden Geschäftsführer zu finden", heißt es weiter, Stefan Huber habe hohe Maßstäbe gesetzt. "Es gab bisher keine Bewerbung, die den Aufsichtsrat in seiner Mehrheit überzeugt hat." Sobald dies der Fall ist, wird der Wechsel in der Leitung der Klinik zum nächstmöglichen Zeitpunkt vollzogen. So lange, spätestens bis zum Sommer, wird Stefan Huber in seiner Doppelfunktion tätig sein.

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