Hörenswert:Vitrine voller Stile

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Mit einem neuen internationalen Sextett hat Pianist Jermaine Landsberger sein Album "With Heart And Soul" aufgenommen. (Foto: Mathieu Wilson)

Das gelungene neue Album des Nürnberger Pianisten Jermaine Landsberger.

Von Oliver Hochkeppel

Vor 50 Jahren wurde Jermaine Landsberger im niederbayerischen Vilsbiburg als Sohn einer Sinti-Familie geboren. Auch bei ihm zeigte sich schnell ein außergewöhnliches musikalisches Talent, allerdings nicht auf einem der klassischen Gypsy-Instrumente, also Gitarre, Kontrabass oder Geige, sondern auf dem Klavier. An einem Django Reinhardt als Leitstern kam auch er nicht vorbei, ansonsten aber orientierte er sich weniger am Gypsy Swing als an den Piano-Heroen des Modern Jazz wie Oscar Peterson, Keith Jarrett oder Herbie Hancock.

Und so fiel ihm im Lauf der Jahre eine Art Vermittlerrolle zu. Zwischen Manouche-Tradition und Modern-Jazz. Mit dem Pendel eher auf der Seite des ersteren bei den frühen Trios mit dem schottischen Jazz-Gitarristen Martin Taylor, bei der Zusammenarbeit mit Stochelo Rosenberg, Giovanni Weiss und Sandro. Eher auf der anderen bei seinen Auftritten mit Biréli Lagrène und bei seinem erfolgreichen Orgel-Trio-Projekt Hammond Eggs, bei dem als Gäste große und pure Jazz-Stars wie Pat Martino, Randy Brecker, Bob Mintzer oder Larry Coryell mitwirkten.

Die Namen wurden immer prominenter

Man sieht, dass die Namen, mit denen Landsberger gespielt hat, immer prominenter wurden. Randy Brecker hat ihm nun sogar die Linernotes fürs neue Album geschrieben ("eines der besten Jazz-Alben, das ich seit sehr langer Zeit gehört habe"), das ohnehin eine New Yorker Angelegenheit ist. Vor Corona hatte Landsberger dort sein neues Trio rekrutiert, mit Darryl Hall am Bass und Donald Edwards am Schlagzeug. Das ist nun die Rhythmusgruppe für "With Heart And Soul", zu der Marcel Loeffler mit dem Akkordeon, Tony Lakatos mit dem Saxofon und Axel Schlosser mit der Trompete (und einem grandiosen Solo auf "One For Miles") als Melodie-Instrumente dazustoßen. Der Titel passt: Eigentlich erstmals stammen alle Stücke - bis auf zwei vom unvermeidlichen Django Reinhardt - aus Landsbergers eigener Feder.

Natürlich kann und will Landsberger da seine Wurzeln nicht verleugnen. Alle Stücke haben diese typische harmonische Achtsamkeit des Gypsy Jazz, und es geht sehr melodisch und sehr swingend zur Sache. Darunter aber öffnet Landsberger eine breite Vitrine voller Stile, Tempi und Stimmungen. Schon im zwischen Bebop, Tastenartistik und filmreifem Balladen-Schmelz pendelnden Titelstück. Wie meint Randy Brecker dazu: "Das muss man auschecken!" Auch live in der Unterfahrt mit Münchner Rhythmusgruppe und Gabor Bolla am Saxofon.

Jermaine Landsberger: "With Heart And Soul", GLM; live am Fr., 13. Jan., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42

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