Amtsgericht Starnberg:Rentner hört Pavarotti und rammt Auto

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Die Stimme des 2007 verstorbenen Opern-Tenors Luciano Pavarotti lässt bis heute Frauenherzen schmelzen - und lenkt manchen Rentner offenbar von seiner Außenwelt ab. (Foto: DPA)

Der 83-Jährige hört beim Fahren klassische Musik und beschädigt den Wagen seines Nachbarn. Anschließend begeht er Unfallflucht - und das nicht zum ersten Mal.

Von Christian Deussing, Tutzing

Der Rentner ist reumütig und bedauert aufrichtig sein Verhalten. Der Tutzinger muss sich wegen einer Unfallflucht vor dem Starnberger Amtsgericht verantworten - es ist bereits seine dritte innerhalb weniger Jahre. Der 83-Jährige erschien im Anzug und mit grüner Krawatte - mit der Farbe der Hoffnung also.

Denn seinen Führerschein wollte der Angeklagte nicht verlieren. "Es tut mir sehr leid, was passiert ist und ich schäme mich dafür", sagte er der Richterin mit brüchiger Stimme. Der Anklage zufolge war der frühere Handelsvertreter an einem Abend im Mai vorigen Jahres beim Rangieren in seiner Anliegerstraße mit dem geparkten Auto eines Nachbarn kollidiert und hatte einen Schaden von fast 3500 Euro hinterlassen, ohne dies sofort zu melden.

Weil er stattdessen wegfuhr, wurde der Rentner jetzt zu einer Geldstrafe von 1050 Euro verurteilt. Seinen Führerschein muss er abgeben, erst nach neun Monaten darf er wieder eine Fahrerlaubnis beantragen. "Sie hätten Ihren Pflichten nachkommen und die Polizei anrufen müssen", erklärte ihm die Richterin in behutsamem Ton den Fall. Aber sie glaube ihm, dass er nach der Beschädigung den Besitzer des geparkten Wagens noch am selben Abend ausfindig machen wollte.

Diese Absicht hatte der Tutzinger offenbar. Nachdem er den Schaden auch am fremden Auto bemerkt hatte, wollte der Angeklagte den Hausmeister der Wohnanlage fragen, wem das Auto gehört. Da der Mann aber nicht zu erreichen gewesen sei, habe er am nächsten Tag einen Zettel an die Windschutzscheibe heften wollen, sagte der 83-Jährige. "Ich dachte, das könnte ich intern so regeln."

"Ich war immer anständig unterwegs", beteuert der Angeklagte

Zur Frage der Richterin, warum er erneut eine Unfallflucht begangen habe, erklärte der Angeklagte, damals in seinem Automatik-Oldtimer die Oper Pavarotti gehört und den Schaden deshalb zunächst nicht wahrgenommen zu haben. Konkreter äußerte sich der passionierte Opernliebhaber dazu nicht. Er beteuerte jedoch, dass ihm das strafbare Verhalten nicht bewusst gewesen sei. "Ich will nichts beschönigen, war aber als Handelsvertreter einige Millionen Kilometer auf der Straße immer anständig unterwegs." Er bitte daher um eine milde Strafe.

Auch die Staatsanwältin fand Verständnis für den Angeklagten, verwies aber auf dessen vorherige Unfallfluchten, bei denen auch ein Verkehrsschild ramponiert wurde. Dabei kam es nicht zu einem Prozess. Der Verteidiger hielt nun eine Geldstrafe von 900 Euro angesichts der kleinen Rente für ausreichend - eine Führerscheinsperre sollte zudem höchstens neun Monate dauern. Der Anwalt betonte überdies, dass sein Mandant nichts verheimlichen wollte und sogar noch neben dem beschädigten Auto geparkt habe.

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