Volkswagen:Früherer VW-Chef Carl Hahn im Alter von 96 Jahren gestorben

Volkswagen: Er brachte VW nach China und machte den Käfer in den USA groß: der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Carl Horst Hahn.

Er brachte VW nach China und machte den Käfer in den USA groß: der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Carl Horst Hahn.

(Foto: Wolfgang Weihs/dpa)

Der langjährige Vorstandschef des Automobilkonzerns expandierte in den Achtziger Jahren nach China und trug entscheidend dazu bei, dass Volkswagen zum Weltkonzern wurde.

Der langjährige Vorstandschef der Volkswagen AG, Carl Hahn, ist am Samstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Dies bestätigte eine Sprecherin der Hahn-Stiftung der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die Welt über den Tod des früheren Managers berichtet. Hahn sei friedlich zu Hause in Wolfsburg eingeschlafen.

Der am 1. Juli 1926 in Chemnitz geborene Manager hatte in seiner Zeit als VW-Chef die Grundlagen für den Weltkonzern gelegt. In seine Amtszeit, die im Jahre 1982 begann, fielen die Übernahmen von Seat und Skoda sowie die Expansion des Unternehmens nach China.

Er machte den Käfer groß in den USA und brachte VW nach China

Seine Karriere bei Volkswagen begann Hahn 1954 als Leiter der Exportförderung. Von 1959 bis 1964 leitete er die amerikanische Sparte von VW und machte in den USA den Käfer groß. Zurück in Wolfsburg wurde er 1965 Vorstandsmitglied und Verkaufschef für den Konzern. Nach Differenzen um die Unabhängigkeit von Audi mit dem damaligen VW-Chef Rudolf Leiding kam es zum Bruch: Hahn verließ den Autokonzern und übernahm 1973 die Führung der damaligen Continental-Gummi-Werke AG in Hannover.

Ebenso überraschend wie er Wolfsburg verließ, kehrte er 1982 als VW-Vorstandsvorsitzender zurück. Der chinesische Markt galt vielen Managern damals als uninteressant, doch Hahn trieb den Einstieg Anfang der 1980er-Jahre voran. "Zu unserem Glück interessierte sich damals kaum ein Mensch dafür, dorthin zu gehen", sagte Hahn mit 92 Jahren der VW-Mitarbeiterzeitung Inside. Kritiker der Entscheidung bis in die Politik gab es reichlich, doch die Entwicklung gab ihm Recht: China entwickelte sich zum wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns - und aus Volkswagen machte Hahn einen Weltkonzern.

Der erste Santana, das kantige das kantige 80er-Jahre-Auto, das einst als eine Art Edel-Passat gedacht war, brachte in Deutschland keinen Erfolg, dafür aber in China von 1983 an. "Mit nur 5000 verkauften Fahrzeugen hatten wir praktisch über Nacht schon im ersten Jahr einen Marktanteil von 27 Prozent", erinnerte sich Hahn. Damit widerlegte der frühere VW-Chef seine Kritiker aus Wirtschaft und Politik: "Die hielten mich alle für verrückt." Ein früherer Chef eines deutschen Konzerns habe im Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl gesagt, "der Hahn" versenke 100 Millionen Dollar bei den Kommunisten.

Zwar gibt es auch heutzutage Kritik am China-Engagement von VW - insbesondere wegen der Fabrik in der Uiguren-Region Xinjiang. Doch an der wirtschaftlichen Bedeutung des Landes für den Konzern gibt es keine Zweifel. China ist der wichtigste Markt für Volkswagen. Carl Hahn begrüßte es sehr, dass Anfang 2019 der damalige Konzernchef Herbert Diess das China-Geschäft zur Chefsache erklärte.

Prinz Charles, Steffi Graf, Boris Jelzin - er traf sie alle

Nach dem China-Einstieg 1982 folgte 1986 unter Hahns Führung die Übernahme von Seat, 1989 nahm VW die Geschäfte in der ehemaligen DDR und in Osteuropa auf und 1991 übernahm das Unternehmen den tschechischen Autobauer Skoda. 1992 übergab Hahn sein Amt an den später als "VW-Patriarch" bekanntgewordenen Ferdinand Piëch. Bis 1997 gehörte Hahn dem VW-Aufsichtsrat an.

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem VW-Konzern war Hahn als Buchautor und Redner gefragt. In Wolfsburg, das ihm zur Heimat geworden war, saß Hahn im Kuratorium des Kunstmuseums, das er mit initiiert hatte. Dort hatte er ein Büro, in dem seine zahlreichen Termine koordiniert wurden, die er auch als Rentner hatte. Einige Fotos in seinem Arbeitszimmer dokumentierten sein bewegtes Leben: der einstige Prinz Charles, Steffi Graf, Boris Jelzin - er traf sie alle. Dazwischen hingen die Fotos seiner Familie. Hahn war verheiratet und hatte vier Kinder. Noch in hohem Alter hatte er sich mit seiner Stiftung für frühkindliche Bildung eingesetzt. Die Trauerfeier findet nach Informationen der Welt am 24. Januar in Wolfsburg statt.

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