James Dean:Die baumwollene Revolution

Als Unterhemd kam es auf die Welt. Dann zog der rebellische James Dean über und machte das weiße T-Shirt zum Klassiker.

Eike Schrimm

Gleich mal vorneweg: Es war gar nicht James Dean, sondern Marlon Brando, der das weiße T-Shirt zum ersten Mal ins Kino getragen hat. Aber erst mit James Dean in "Denn sie wissen nicht was sie tun" hat das T-Shirt solche Schlagkraft bekommen, dass es um die Welt tourte und zur Uniform einer ganzen Generation wurde. Die Jungen hatten endlich ein Ausdrucksmittel gefunden, um den Alten wortlos mitzuteilen: Ihr seid Spießer, wir sind Rebellen, eure Gesetze gelten nicht für uns. Selbst eure Kleider kotzen uns an.

James Dean: James Dean in "Denn sie wissen nichtwas sie tun".

James Dean in "Denn sie wissen nichtwas sie tun".

(Foto: Foto: AFP)

Bis dahin war das T-Shirt in der Gesellschaft zwar längst angekommen, aber lediglich als Unterhemd. Die Legende besagt, dass das T-Shirt Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Kapitän eines amerikanischen Kriegsschiffe aus der Not erfunden worden war. Königin Victoria kündigte sich zur Inspektion auf seinem Schiff an. Da sich aber unter den ärmelosen Leibchen seiner Crew Achselhaare und Tätowierungen breitmachten, ließ er Ärmel annähen. So war alles anrüchige abgedeckt, außerdem sogen sie den Schweiß auf und die Uniformjacke wurde geschont. Wie praktisch. Im Zweiten Weltkrieg, so schreibt die Legende fort, setzte sich das T-Shirt endgültig durch und die amerikanische Marine übernahm es ganz offiziell. Anfang der 40er Jahre wurde deshalb klar geregelt, wie das Hemd auszusehen hatte: geschneidert aus weißer Baumwolle, mit einem runden Halsausschnitt und zwei rechtwinklig zum Körper angelegten Ärmeln.

Dann kam James Dean. Und mit ihm das T-Shirt. Keiner will natürlich den Ruhm Marlon Brandos in "Endstation Sehnsucht" und "Der Wilde" schmälern. Denn ohne diese Filme wären "Denn sie wissen nicht was sie tun" oder "Giganten" gar nicht möglich gewesen und das T-Shirt hätte seinen Siegeszug nicht antreten können. Aber erst James Dean verhalf ihm zu Weltruhm, obwohl - oder gerade weil - er schon tot war. Kurz bevor "Denn sie wissen nicht was sie tun" in die Kinos kam, verunglückte der 24-Jährige tödlich. Seine Unsterblichkeit währt bis heute. Und die des weißen T-Shirts ebenso.

Die Wirkung auf Frauen trug natürlich auch dazu bei, dass das T-Shirt erfolgreich das Hemd mit Kragen auf Dauer ersetzte. Mitten in die zugeknöpfte Stimmung der 50er Jahre, verhüllten zwar Männer weiterhin ihren Körper bis zum Hals, aber was sich unter dem Stoff abzeichnete, spornte die weibliche Fantasie an. Ihr gefällt es bis heute, wie sich das schlichte Wäschestück um den Oberkörper schmiegt und die Ärmel den Muskel am Oberarm im Saum hält.

Allerdings machte das T-Shirt im Laufe seiner Geschichte einiges durch: Als Werbeträger, politischer Botschafter, lustiger Bekenner oder zum Anzug wurde es nun von Saison zu Saison geschleppt. Bis 1960. Wieder war es ein Film, in dem das T-Shirt ein neues Format erreicht hat: Jean Seberg tauchte in "Außer Abend" mit dem T-Shirt und der Aufschrift "Herald auf. Die Werbeindustrie war begeistert, denn sie hatte einen neuen Boten entdeckt: das Gratis- und Promo-T-Shirt. Seitdem liegt mindestens eins dieser kostenlosen Fetzen in jedem Kleiderschrank dieser Welt.

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