Kolumne: Die Altersweisen:Was bedeutet für dich Heimat?

Kolumne: Die Altersweisen: Franziska, 16, wohnt mit ihren Eltern in Borken und kann sich besonders gut Songtexte merken.

Franziska, 16, wohnt mit ihren Eltern in Borken und kann sich besonders gut Songtexte merken.

(Foto: privat)

Franziska, 16, vermisst ihren großen Bruder, Christian, 77, erklärt, warum ihm sein Chor so wichtig ist. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

"Wenn ich an das Wort Heimat denke, denke ich an mein Haus. An den Ort, in dem ich aufgewachsen bin. Hier habe ich meine Freunde und meine Familie. Die bedeutet für mich Heimat. Meine Schule ist auch hier. Die ist für mich auch irgendwie Heimat, weil ich da so viel Zeit verbringe.

Mein Bruder ist vor kurzer Zeit nach Berlin gezogen. Da war ich traurig. Bei ihm fühle ich mich sehr wohl, er ist ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich habe ihn besucht und da merkte ich, dass sich auch ein anderer Ort wie Heimat anfühlen kann. Es kommt halt auf die Menschen an.

Ich würde aber sagen, dass Heimat nicht das gleiche Gefühl wie 'Zuhause' ist. Heimat ist für mich an einen Ort gebunden. Ein Zuhause irgendwie nicht. Zu Hause kann man sich ja auch bei Menschen fühlen. Wie bei meinem Bruder. Oder bei meiner besten Freundin. Sie ist so ein vertrauenswürdiger Mensch, deshalb fühle ich mich bei ihr immer geborgen, egal wo wir sind."

Kolumne: Die Altersweisen: Christian, 77, wohnt mit seiner Frau in einer kleinen Gemeinde in Rheinland-Pfalz.

Christian, 77, wohnt mit seiner Frau in einer kleinen Gemeinde in Rheinland-Pfalz.

(Foto: privat)

"Heimat ist für mich kein Ort, eher ein Gefühl. Ich denke an Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe. An Menschen, die mich verstehen und die ich verstehe. Und an meinen Chor. Ich singe wahnsinnig gerne. Wenig verbindet so sehr, wie zusammen zu singen. Seit zwanzig Jahren singe ich in diesem gemischten Chor. Ich komme aus einer kleinen Gemeinde in der Pfalz. Wenn hier jemand stirbt, ist es Tradition, dass wir diesem Menschen am Grab etwas singen, meistens traditionelles Liedgut. Die 'Abendruhe' von Mozart oder Heimatlieder aus der Pfalz. Gerade üben wir auch ein neues Lied ein, die Europahymne.

Für mich ist es wichtig, dass Menschen zuverlässig sind. Dann fühle ich mich bei ihnen zu Hause. Im Chor ist Zuverlässigkeit wichtig. Wenn man da nicht auftaucht, lässt man seine Kameraden im Stich. Das ist viel wichtiger als Musikalität. Wenn jemand zuverlässig ist, dann verzeihe ich auch mal den einen oder anderen schiefen Ton."

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