Ermittlungen eingestellt:Hassmails gegen österreichische Ärztin - Täter nicht gefunden

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Menschen haben in Linz Kerzen für Lisa-Maria Kellermayr aufgestellt: Die Ärztin hatte übelste Drohungen bekommen. Erst jetzt, nach ihrem Tod, scheint die Suche nach dem Urheber der Hassmails wirklich zu beginnen. (Foto: Fotokerschi.At; Hannes Draxler/dpa)

Die Urheber von Hassmails an die 2022 gestorbene österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr bleiben unbekannt. Die Berliner Staatsanwaltschaft konnte die Verfasser nicht ausfindig machen.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren wegen Hassmails an die österreichische Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr eingestellt. Es sei "trotz intensiver Ermittlungen" nicht gelungen, die beiden Berliner zu identifizieren, die die Mails versandt haben sollen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Freitagabend in Berlin mit.

Die Medizinerin hatte sich öffentlich für Corona-Impfungen engagiert und war nach eigenen Angaben monatelang massiv von Impfgegnern unter Druck gesetzt worden. Ende Juli 2022 war Kellermayr tot in ihrer Praxis in Oberösterreich gefunden worden. Der Suizid der 36-Jährigen hatte die Debatte über Hass im Netz angefacht. Nach den Angaben der Berliner Ermittler hatte zunächst die Staatsanwalt Wels in Österreich wegen des Verdachts der Bedrohung ermittelt.

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:Jagdszenen aus Oberösterreich

Die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde von einem grenzüberschreitend vernetzten, rechtsextremen Mob bedroht. Und nahm sich das Leben. "Bloß keinen Aufriss", sagen die Menschen in Seewalchen am Attersee und hätten gern wieder ihre Ruhe. Und genau das sollte jetzt eben nicht passieren.

Von Cathrin Kahlweit und Marlene Knobloch

Anfang August 2022 wurde der Fall von Berlin übernommen. Im Fokus standen zwei Menschen in der Hauptstadt. Deren Personalien seien jedoch nicht stimmig gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Daher hätten sich die Ermittlungen zunächst vor allem darauf konzentriert, die korrekten Personalien zu ermitteln.

Anhaltspunkte dafür seien die bei der Versendung der Mails verwendeten E-Mail-Adressen gewesen sowie Erkenntnisse einer Hackerin, die auf eigene Faust recherchiert habe, erklärte ein Behördensprecher. Die Adressen seien allerdings im sogenannten Darknet eingerichtet worden. Damit hätte jeder die Möglichkeit gehabt, mit Falschpersonalien oder unter Verwendung des Namens einer anderen Person diese Mailaccounts einzurichten, so die Staatsanwaltschaft.

Im sogenannten Darknet können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen. Einer der Beschuldigten habe gegenüber der Hackerin bestritten, die Mails versandt zu haben, hieß es weiter. Dies könne ihm nicht widerlegt werden. Eine missbräuchliche Verwendung der Personalien könne nicht ausgeschlossen werden. Weitere Möglichkeiten, den Fall aufzuklären, sieht die Behörde nicht.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, nur sehr zurückhaltend über Suizide oder Suizidversuche zu berichten. Der Grund ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Selbsttötungen. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge ( http://www.telefonseelsorge.de ). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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