Eishockey:Selbst der Querschläger wird zur Vorlage

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Schneller Schütze: Ben Smith (Dritter von rechts) trifft bereits nach 19 Sekunden für den EHC München. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Der EHC München zeigt nach der 1:5-Pleite vom Freitag gegen Mannheim eine angemessene Reaktion - und besiegt Ingolstadt im nächsten DEL-Spitzenspiel mit 3:2. Dem Gegner attestiert der Tabellenführer immerhin einen "brutalen Kampfgeist".

Von Christian Bernhard

Steve Walker hatte jede Menge Tipps parat. Auf dem Weg in die Kabine redete der Co-Trainer des EHC Red Bull München nach dem Mitteldrittel vehement auf Sten Fischer ein, der aufmerksam zuhörte, da der 19-jährige Münchner Verteidiger gerade sein erst zweites Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritt.

Trotz seiner sehr kurzen DEL-Erfahrung hatte Fischer da schon eine nicht alltägliche Vorlage gesammelt: Beim Versuch, auf das gegnerische Tor zu schießen, verfehlte es der Verteidiger so deutlich, dass die Scheibe von der Bande hinter dem Tor auf der gegenüberliegenden Seite wieder hervorsprang, wo Fischers Mannschaftskollege Andreas Eder stand, der keine Probleme hatte, sie ins Tor zu befördern. Gewollt oder ungewollt? Da müsst ihr ihn fragen, sagte Ben Street mit einem Lächeln im TV-Interview.

Fischer hatte mit seinem ersten Assist in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) Anteil daran, dass die Münchner, der DEL-Tabellenführer, das Spitzenspiel gegen den zweitplatzierten ERC Ingolstadt mit 3:2 für sich entschieden. Fischers Vorlage war jene für den spielentscheidenden Treffer gewesen. Dadurch festigte der EHC seinen ersten Platz und reagierte gut auf die 1:5-Niederlage am Freitag gegen den neuen Tabellenzweiten, die Adler Mannheim. "Das war ein gutes Spiel von beiden", sagte EHC-Stürmer Maximilian Kastner, der den Ingolstädtern einen "brutalen Kampfgeist" attestierte.

Erst 19 Sekunden sind gespielt, als Ben Smith die Scheibe aus kurzer Distanz zum 1:0 ins leere Tor einschiebt

Die Münchner erwischten einen idealen Start. Erst 19 Sekunden waren gespielt, als Ben Smith die Scheibe nur noch aus kurzer Distanz zum 1:0 ins leere Tor einschieben musste, da sein Reihenkollege Yasin Ehliz einen Konter mit einem sehenswerten Querpass veredelt hatte. Nur wenig später tauchte auch Ben Street gefährlich vor Ingolstadts Torhüter Michael Garteig auf. Bei manch einem Ingolstädter wurden Erinnerungen ans Heimspiel Ende Oktober wach, als die Münchner nach nicht einmal 15 Minuten mit 5:0 in Führung lagen.

Doch diesmal schüttelte sich der ERC schnell. Mirko Höfflin scheiterte noch freistehend an Mathias Niederberger im Münchner Tor (9.), doch wenig später glänzten die Gäste in ihrer Paradedisziplin: dem schnellen Umschaltspiel. Der aufgerückte Verteidiger Mat Bodie legte die Scheibe überlegt nach hinten ab, wodurch Wojciech Stachowiak Niederberger keine Chance ließ (11.). Beide Tore passten zum temporeichen, von wenigen Unterbrechungen geprägten Derby.

Das frühe 0:1 sei ein Weckruf gewesen, sagte ERC-Verteidiger Emil Quass nach den ersten 20 Minuten bei Magentasport. Das Mitteldrittel begann allerdings ähnlich wie die ersten 20 Minuten. In Überzahl startete Ben Street ein Solo, das er mit einem platzierten Abschluss ins rechte Kreuzeck zum 2:1 für München vollendete (22.). Andreas Eder erhöhte nach Fischers Versuch dann auf 3:1 (30.).

Doch die Ingolstädter ließen sich auch vom Zwei-Tore-Rückstand nicht aus der Bahn werfen. Kapitän Fabio Wagner verkürzte auf 2:3 (47.), nachdem Philipp Krauß bei einem Alleingang an Niederberger gescheitert war (42.). Der ERC hielt den Druck am Ende hoch, doch es blieb beim 3:2 für München. Damit ging auch das siebte Oberbayern-Duell in Serie an den EHC. "Wir waren nah dran", sagte Mirko Höfflin.

Am Freitag hatte es der EHC verpasst, einen neuen DEL-Rekord aufzustellen. In Mannheim verloren die Münchner mit 1:5. Damit beendeten die Adler die Serie des EHC, der damit wie die Adler in der Saison 2001/2002 bei zwölf Siegen in Folge in der Fremde stehen bleibt.

Einer der Hauptgründe für die deutliche Niederlage waren die Undiszipliniertheiten der EHC-Spieler: Drei Gegentore kassierten sie in Unterzahl. "Wir haben uns selbst ins Bein geschossen, so macht man sich das Leben schwer", sagte Münchens Verteidiger Konrad Abeltshauser bezüglich der vielen Strafzeiten, von denen die Adler speziell in der Schlussphase profitierten. Gegen Ingolstadt agierten die Münchner diszipliniert - und entschieden auch deshalb ein ausgeglichenes Spitzenspiel für sich.

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