Katholische Kirche:Mehr Mitbestimmung der Gläubigen? Nicht mit dem Vatikan

Katholische Kirche: Der Limburger Bischof Georg Bätzing ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz - und zugleich im Präsidium des Synodalen Wegs.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz - und zugleich im Präsidium des Synodalen Wegs.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Fünf konservative deutsche Bischöfe haben sich in Rom über den Synodalen Weg beschwert - und eine klare Antwort erhalten. Doch die Reformer wollen weitermachen.

Von Annette Zoch

Normalerweise dringt selten etwas nach draußen, wenn sich die deutschen katholischen Bischöfe alle zwei Monate zu ihrem sogenannten Ständigen Rat im Kloster Himmelspforten bei Würzburg treffen. Diesmal aber herrschte dringender Redebedarf. Der Grund war ein neuer blauer Brief aus Rom, er richtete sich erneut gegen den Synodalen Weg, die deutsche Reformdebatte zwischen Klerikern und Laien. Damit spitzt sich der Streit zwischen Deutschland und dem Vatikan kurz vor der entscheidenden und letzten Synodalversammlung Anfang März deutlich zu.

Absender des Briefes sind Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, nach Papst Franziskus der zweite Mann im Vatikan, und die Kurienkardinäle Marc Ouellet (zuständig für den Klerus) und Luis Ladaria (zuständig für die Glaubenslehre). In dem Brief lehnen die drei Kurialen sogenannte "Synodale Ausschüsse" klar ab. Diese Gremien hatte die Synodalversammlung im vergangenen September beschlossen. Darin sollen Bischöfe, kirchliche Mitarbeiter und Laien künftig regelmäßig miteinander über wichtige kirchliche Fragen beraten. In den Synodalen Ausschüssen soll außerdem ein sogenannter dauerhafter Synodaler Rat vorbereitet werden. Klingt bürokratisch, im Kern geht es aber um mehr Mitbestimmung des Gottesvolks.

"Gegen den Papst geht gar nichts."

Doch Mitbestimmung kommt im Machtzentrum Rom nicht gut an: "Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz" seien befugt, ein solches Gremium einzurichten, heißt es nun in dem auf den 16. Januar datierten Schreiben. Der Rat würde, so die Warnung aus Rom, "eine neue Leitungsstruktur der Kirche in Deutschland bilden, die sich über die Autorität der Bischofskonferenz zu stellen und diese faktisch zu ersetzen scheint".

Der Brief ist eine Antwort auf eine Beschwerde von bayerischen Bischöfen und eines Kardinals aus Nordrhein-Westfalen in Rom. Offensichtlich hinter dem Rücken Bätzings und der anderen Mitbrüder hatten die Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg), Stefan Oster (Passau), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Bertram Meier (Augsburg) und Erzbischof Rainer Maria Woelki (Köln) beim Heiligen Stuhl nachgefragt, ob sie wirklich an solchen Ausschüssen teilnehmen müssten.

Die Klarstellung aus Rom lässt an Deutlichkeit nichts vermissen. Besonderen Wert legen die Verfasser darauf, dass Papst Franziskus inhaltlich dahinterstehe und das Schreiben "in forma specifica" approbiert habe - ein Fachterminus aus dem Kirchenrecht. Übersetzt heiße dies, "dass der Papst sich etwas zu eigen macht, es in seine Hand nimmt", sagte der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Es ist damit kein behördlicher Akt der Kurie mehr, sondern einer des Papstes. Gegen Kurienentscheidungen kann man immer noch den Papst anrufen. Gegen den Papst geht gar nichts." Bereits beim turnusgemäßen Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hatten die Kurienkardinäle versucht, die Deutschen in die Schranken zu weisen.

Die Laien dürfen in Rom nicht vorsprechen

Dessen ungeachtet zeigt sich Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, weiter widerständig: Die Sorge, dass ein neues Gremium die Autorität einzelner Bischöfe aushebeln könnte, sei nicht begründet, sagte Bätzing. Der Synodale Rat werde sich innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen. "Der Heilige Stuhl sieht die Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes - ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes", so Bätzing.

Er sei jedenfalls dankbar, dass ein großer Teil der Bischöfe seinen Willen bekräftigt habe, den Beschluss der Synodalversammlung umzusetzen und weiter über Synodale Ausschüsse zu beraten. Alles Weitere werde er gerne in Rom besprechen, gemeinsam mit den Laien. Diese stellen die Hälfte der Synodalversammlung und des Präsidiums, bislang durften sie in Rom aber nicht vorsprechen.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, wenn fünf Bischöfe an Synodalen Ausschüssen nicht teilnehmen wollen, sei dies zu bedauern. "Die katholische Kirche in Deutschland aber braucht eine Zukunft, in der sie sich nach dem Missbrauchsskandal neu aufstellt. Wir brauchen strukturelle Reformen und neue Wege der Gewaltenteilung. Wir brauchen mehr Teilhabe, eine gerechte Kirche und ein klares Ja zur Vielfalt."

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