USA:Biden gibt "Abrams" frei

USA: US-Präsident Joe Biden mit seinem Außenminister Antony Blinken (links) und Verteidigungsminister Lloyd Austin (rechts) am Mittwoch in Washington DC.

US-Präsident Joe Biden mit seinem Außenminister Antony Blinken (links) und Verteidigungsminister Lloyd Austin (rechts) am Mittwoch in Washington DC.

(Foto: IMAGO/SHAWN THEW/IMAGO/UPI Photo)

Der US-Präsident will der Ukraine 31 Kampfpanzer überlassen. Offen ist, wie lange es dauern wird, bis sie bereitstehen. Vom Spezialtreibstoff ist keine Rede mehr.

Von Fabian Fellmann, Washington

31 schwere M1-Abrams-Kampfpanzer stellen die USA für die Verteidigung der Ukraine bereit. Das hat US-Präsident Joe Biden am Mittwoch in Washington bekannt gegeben. Wie bedeutend diese Änderung der amerikanischen Position ist, signalisierte Biden, indem er sich von Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin flankieren ließ.

Die Präsenz der beiden zeigte aber auch, dass die Panzer-Entscheidung diplomatische Schwerstarbeit war, nachdem Deutschland und die USA sich darüber zuerst nicht einig waren. Russland habe vergeblich gehofft, die westlichen Verbündeten würden sich über der Frage entzweien, sagte Biden.

Der US-Präsident unterstrich, dass die amerikanische Panzerlieferung eng mit den westlichen Verbündeten abgestimmt sei. Er habe am Mittwochmorgen lange mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni und dem britischen Regierungschef Rishi Sunak telefoniert, sagte Biden.

USA: Mit der Uran-Munition könnten auch die "M1-Abrams"-Panzer bestückt werden, von denen die UKraine bis Mitte September die ersten zehn Exemplare erhalten soll.

Mit der Uran-Munition könnten auch die "M1-Abrams"-Panzer bestückt werden, von denen die UKraine bis Mitte September die ersten zehn Exemplare erhalten soll.

(Foto: U.S. Army/IMAGO/ZUMA Wire)

Ausdrücklich dankte Biden Bundeskanzler Olaf Scholz. Zuletzt hatte es insbesondere zwischen den Amerikanern und den Deutschen Spannungen gegeben. Diese scheinen nun ausgeräumt; Biden pries Scholz explizit für dessen Führungsqualitäten und dessen unverbrüchliches Engagement, der Ukraine zu helfen. Deutschland habe sich stark eingebracht, Scholz sei eine wichtige Stimme für Einigkeit unter den westlichen Verbündeten und ein enger Freund, sagte Biden.

Biden hatte sich lange gesträubt, der Ukraine schwere Kampfpanzer zu schicken, während Deutschland dies zur Voraussetzung für die Lieferung der Leopard-Panzer machte. Die Amerikaner hatten unter anderem geltend gemacht, der Abrams-Panzer, der in den USA als der stärkste der Welt beschrieben wird, sei für die Ukraine nicht geeignet. Hauptargument war dabei jeweils die besondere Antriebsturbine des Abrams, die Flugzeugtreibstoff benötige, sowie die aufwendige Logistikkette, die für Betrieb und Unterhalt nötig sei.

Vom Spezialtreibstoff ist keine Rede mehr

Die Auseinandersetzung mit Deutschland sowie der Druck aus dem US-Kongress, der Ukraine weitere Unterstützung zukommen zu lassen, haben bei Biden nun offenbar zu einem Umdenken geführt. Er sagte aber explizit, er habe sich nicht von Deutschland unter Druck setzen lassen. Von Spezialtreibstoff ist keine Rede mehr: Die 1500 PS starke Turbine des Abrams lasse sich durchaus auch mit Diesel betreiben, wusste die New York Times zu berichten. Weitere logistische Hürden werden nun ebenfalls als überwindbar betrachtet.

Offen ist indes, wie schnell die amerikanischen Panzer in der Ukraine ankommen werden. Biden nannte keinen konkreten Zeitplan, räumte aber ein, dass Ausbildung und Ausrüstung der ukrainischen Panzertruppen Zeit benötigen werden. Während die Leopard-Panzer bald zur Verfügung stehen werden, sind für die M1 Abrams möglicherweise mehrere Jahre nötig, wie die New York Times mit Verweis auf ungenannte Beamte schreibt.

In Washington wurde der Schritt überwiegend positiv bewertet

Bei US-Politikern lösten die Entscheidungen in Berlin und Washington mehrheitlich positive Reaktionen aus. Der demokratische Abgeordnete Seth Moulton aus Massachusetts begrüßte die Entwicklung als "gut". Wohl hätten die westlichen Verbündeten viel rascher handeln sollen, weil die Ukraine Panzer benötige. "Aber wir können die verlorene Zeit wettmachen, wenn wir unsere Pläne jetzt möglichst schnell durchziehen und die Ukrainer so bald wie möglich ausbilden."

Auch Lindsey Graham, der sonst auf Trump-Kurs politisierende republikanische Senator aus South Carolina, begrüßte die anstehenden Lieferungen. "Mit den Panzern hat die Ukraine gute Chancen, Russland auf dem Schlachtfeld zu schlagen und aus der Ukraine zu werfen", sagte Graham, der erst am Wochenende in die Ukraine gereist war.

Vom rechten Fernsehsender Fox News wurde Graham indes umgehend zerrissen. "Keine Panzer an unseren Grenzen, dafür Panzer an den Grenzen der Ukraine. Die müssen sich keine Sorgen machen", sagte Talkhost Tucker Carlson und mahnte sein Publikum, dass es für die Kosten aufkommen müsse: "Lindsey Graham will, dass Sie diesen Krieg zahlen."

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