2:1 des BVB in Mainz:Triumph der Dortmunder Joker

2:1 des BVB in Mainz: Dortmunds Sébastian Haller und Giovanni Reyna: Die zwei Eingewechselten erfreuten an diesem Abend nicht nur Hallers Kinder, sondern wohl das ganze Dortmunder Publikum in Mainz.

Dortmunds Sébastian Haller und Giovanni Reyna: Die zwei Eingewechselten erfreuten an diesem Abend nicht nur Hallers Kinder, sondern wohl das ganze Dortmunder Publikum in Mainz.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Die gemeinsam eingewechselten Giovanni Reyna und Sébastian Haller bescheren Borussia Dortmund in Mainz einen Sieg in der Nachspielzeit - der als Mutmacher für die Rückrunde dienen soll.

Von Frank Hellmann, Mainz

Irgendwie war es ja logisch, dass Sébastian Haller und Giovanni Reyna in der Nachspielzeit beim Jubeln gar nicht mehr voneinander lassen konnten. Zusammen waren sie ja nach 62 Minuten eingewechselt worden, dann hatten sie eine zerfahrene Partie in der Nachspielzeit gedreht, also musste diese Freude ein bisschen länger Seite an Seite ausgekostet werden. Zumal die für Dortmund entscheidenden Joker beim 2:1 (1:1) in Mainz zuletzt schwierige Zeiten durchgemacht hatten.

Der schon gegen Augsburg (4:3) erfolgreiche US-Amerikaner Reyna hatte von der WM in Katar ein ernstes Zerwürfnis mit Nationalcoach Gregg Berhalter aufzuarbeiten, beim Ivorer Haller war es bekanntlich viel schlimmer, weil ihn eine Hodenkrebs-Erkrankung außer Gefecht setzte. Nun genügte ihm der zweite Kurzeinsatz, um sich gleich mal als Unterschiedsspieler zu betätigen. Nach einer von Julian Brandt getretenen Ecke verlängerte eben Haller die Kugel, die Reyna am langen Pfosten über die Linie drückte (90.+2).

"Das sind die emotionalsten Siege", jubelte Nationalspieler Brandt. "Wir merken momentan, dass wir uns die Siege 90 Minuten plus X verdienen müssen, auch wenn es nicht immer schön aussieht." Sein Sonderlob ging an den Wegbereiter mit der Nummer neun: "Man redet bei "Seb' immer über seine Tumorerkrankung und nicht darüber, dass er uns besser macht", stellte Brandt heraus.

"Wir sind natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis", sagte BVB-Trainer Edin Terzic

Nach einem trügerischen Blitzstart, bei dem die Tore von Jae-Sung Lee (2.) und Julian Ryerson (4.) lange vergebliche Hoffnung auf gute Abendunterhaltung weckten, hatten die Gäste also das bessere Ende für sich. "Wir sind natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis", sagte BVB-Trainer Edin Terzic, "auch wenn wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben." Es sei indes kein Zufall, "dass wir die Mannschaft mit den meisten Standardtoren sind". Auch die erste Torbeteiligung von Haller sei nach einer angesagten Variante nicht zufällig zustande gekommen. "Es ist völlig logisch, dass er nicht bei 100 Prozent ist. Aber jede Minute hilft ihm - und er hat eine Präsenz, die uns einfach gut tut."

So dienen die schwer erkämpften und irgendwie auch glücklichen Erfolge im Jahr 2023 als Mutmacher für einen langen Weg im neuen Jahr, der für die Schwarz-Gelben mindestens wieder in die Königsklasse führen soll. Allerdings hätte der mit der Kapitänsbinde betraute Abwehrmann Niklas Süle nichts dagegen, wenn auch der Fünf-Punkte-Abstand zum FC Bayern noch verkürzt werden würde. Die Basis sei dafür ja nach Abschluss der Hinrunde gelegt, erklärte der vielkritisierte WM-Teilnehmer: "Wir haben im Trainingslager in Marbella nicht Däumchen gedreht. Wir wollen uns in einen Strudel spielen, Spiele gewinnen und keine Geschenke mehr verteilen."

Dabei hatte die Begegnung gegen "eklige Mainzer", wie Süle sie nannte, denkbar schlecht begonnen: Kaum waren die üblichen Karnevalslieder gesungen, legten die Nullfünfer einen sehr stimmungsvollen Beginn hin. Die erste Ecke genügte, um durch den nur 1,81 Meter großen Mittelfeldmann Lee das 1:0 zu köpfeln. Der ihm in dieser Szene zugeteilte Julian Ryerson bemühte sich allerdings erfolgreich schon im Gegenzug um Wiedergutmachung: Der von Union Berlin verpflichtete Rechtsverteidiger zog nach einem beherzten Sololauf vor der Strafraumgrenze mit seinem linken Fuß ab - dann half beim 1:1, dass Edimilson Fernandes den Ball unerreichbar für den Mainzer Ersatzkeeper Finn Dahmen abfälschte. Das Chancenplus zur Pause konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Dortmunder einige Auszeiten nahmen und insgesamt im letzten Drittel selten Lösungen fanden.

"Das ist sicherlich maximal unglücklich für uns - und maximal unverdient", urteilte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt, "für unser Team ist das hart." Der Schweizer empfahl der Mannschaft, "mit ein, zwei Tagen Abstand auch das Positive mitzunehmen." Er verschwieg aber nicht, dass die Heimelf speziell in der erste Hälfte viel zu vorsichtig gespielt hatte. Mit der Halbzeitbilanz von 20 Punkten sei ein Minimalziel erreicht, doch im Heimspiel gegen den VfL Bochum sei jetzt aber "verlieren verboten" - sonst sind die Mainzer schneller in den Abstiegskampf verwickelt als ihnen lieb ist.

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