Israel:Tote und Verletzte bei Militäreinsatz im Westjordanland

Israel: Im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland kam es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern.

Im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland kam es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern.

(Foto: Mohamad Torokman/Reuters)

Beim israelischen Versuch, Mitglieder einer militanten Gruppe festzunehmen, kommen mindestens neun Menschen ums Leben. Es ist einer der tödlichsten Militäreinsätze seit Jahren.

Bei einem israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet. Etwa 20 weitere wurden verletzt, darunter vier schwer, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Es war einer der tödlichsten Militäreinsätze seit Jahren im Westjordanland. Die Lage vor Ort sei unübersichtlich, teilte der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond mit.

Das israelische Militär teilte mit, die Einsatzkräfte seien bei dem Versuch, mehrere Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad festzunehmen, unter Beschuss geraten. Daraufhin sei mit Schüssen geantwortet worden. Drei bewaffnete Verdächtige wurden demnach getroffen. Vier weitere seien festgenommen worden. Die Zelle wird den Angaben zufolge verdächtigt, einen Terroranschlag geplant zu haben. Berichte über weitere Tote würden geprüft, hieß es.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums handelt es sich bei den neun Toten um eine ältere Frau und acht Männer. Weitere Details zu den Opfern wurden nicht genannt. Die bewaffneten palästinensischen Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad erklärten, ihre Mitglieder kämpften gegen israelische Soldaten, die in das Flüchtlingslager von Dschenin eingedrungen seien. An den Eingängen zu den engen Gassen des Lagers bewarfen einheimische Jugendliche Fahrzeuge der israelischen Armee mit Steinen. Zudem waren Schüsse und gelegentlich Explosionen zu hören.

Ein Mitglied des Islamischen Dschihad sagte, man habe sich an die Vermittler früherer Waffenstillstände mit Israel gewandt und davor gewarnt, dass die Gewalt in Dschenin zu einer Eskalation in anderen Gebieten führen könne. Dschenin gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser. Die Stadt gehört zu den Gebieten im nördlichen Westjordanland, in denen Israel seine Razzien gegen militante Palästinenser verstärkt hat, nachdem Extremisten Messerattacken und andere Anschläge in israelischen Städten verübt hatten. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf politische Kreise in Jerusalem, man müsse sich nach dem Einsatz auf eine mögliche Eskalation im Konflikt mit den Palästinensern einstellen.

Die Gewalt hat die Aussicht auf eine Wiederbelebung der ins Stocken geratenen Gespräche über eine Friedenslösung weiter getrübt. Israel hat 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

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