Kritik:Breaks und impressionistisches Flair

Der Pianist Vikingur Ólafsson und das Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia in der Isarphilharmonie.

Von Klaus P. Richter

Maurice Ravel steht oft unter dem Verdacht spanischer Tanzfolklore einerseits und des Impressionisten andererseits. Aber schon im ersten Satz seines Klavierkonzerts G-Dur mischt er mit lässigem Blues allerhand Jazziges zwischen seine polytonale Harmonik und im letzten gibt es sogar richtige "breaks". Vikingur Ólafsson übertrieb es aber nicht und gab auch impressionistischem Flair eine Chance.

Der besondere Isländer war für die aus gesundheitlichen Gründen pausierende Martha Argerich in der Isarphilharmonie eingesprungen und führte wieder vor, wie er analytisches Spiel fesselnd in Tiefsinn verwandeln kann. Das ist in den beiden Ecksätzen mit ihrem Kaleidoskop funkelnder Inventionen gar nicht so einfach.

Ravel selbst bemerkte dazu, dass er anfangs die Absicht hatte, das Konzert mit "Divertissement" zu betiteln. Im Nocturne-Ton des Adagio assai allerdings mit seinem aristokratischen Melos zelebrierte Ólafsson bewegende Tranquillo-Andacht. Das virtuose Schluss-Presto animierte dann aber so viel begeisterte Bravi, dass sie nur mit zwei sanfteren Zugaben beruhigt werden konnten.

Antonio Pappano, der englisch-italienische Maestro des Abends, folgte mit seinem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom dem pianistischen Konzept bemerkenswert kongenial, wuchs aber dann in der fünften Sinfonie von Sibelius weit darüber hinaus - nicht nur zum inspirierenden Gestalter sinfonischer Erzählkunst, sondern auch optisch zum leidenschaftlich agierenden Musikdarsteller. Vollendet in der Steigerungsstrategie des Finalsatzes illustrierte auch das Orchester seinen Rang in der Reihe "Große Orchester" des Veranstalters mit seiner maßgeblich durch Pappano wiedergewonnenen, grandiosen Strahlkraft. Auch dafür gab es so viel Beifall, der dann mit dem hymnische "Nimrod" aus Edward Elgars Enigma-Variationen als ebenso unerwartete wie noble Zugabe gestillt wurde.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version es Artikels gab es bei der Nennung der Zugaben eine Verwechslung, die korrigiert wurde.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusKultur in München
:Der Gasteig-Sanierung droht der Stillstand

Es findet sich kein Investor, der das Vorhaben mit dem vom Stadtrat beschlossenen Kostendeckel von 450 Millionen Euro übernehmen will. Nun soll die Verwaltung alle Optionen nochmals prüfen - an eine erneute schnelle Ausschreibung ist nicht zu denken.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: