Klimawandel in München:Noch stehen die Zeichen auf Verschlechterung

Klimawandel in München: Düstere Gewitterwolken über der Stadt München: Im Sommer drohen "Hitzeinseln" - mit mehr Grün wäre dem zu begegnen.

Düstere Gewitterwolken über der Stadt München: Im Sommer drohen "Hitzeinseln" - mit mehr Grün wäre dem zu begegnen.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

SZ-Leser wünschen sich weitaus größere, entschiedenere Anstrengungen bei der Begrünung, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen.

"Düstere Aussichten" vom 24. Januar:

Hitzeinsel München

Wie im Artikel beschrieben, wird der Klimawandel der Hitzeinsel München in Zukunft immer mehr zu schaffen machen. In einer Studie der Universitäten von Changsha, China, und Michigan State, USA, aus dem Jahre 2014/15 wurde der Einfluss des konventionellen Autoverkehrs sowie die Auswirkung einer Umstellung auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf das Temperatur-Niveau in Städten untersucht. Der sehr elegante Ansatz der Untersuchung war die Annahme, dass der in einer Großstadt verkaufte Treibstoff dort auch verbrannt wird und zur Erwärmung beiträgt. Wer im Sommer am Altstadtring entlanggeht, kann das bestätigen.

Am Beispiel Peking wurde damals aufgezeigt, wie neben den bekannten Effekten - Reduzierung der Schadstoffbelastung durch Abgase - auch die lokale Erwärmung von sogenannten "Urban Heat Islands" in verkehrsreichen Zonen deutlich reduziert werden kann. Als Nebeneffekt kann der Bedarf an Klimatisierung deutlich reduziert werden. Für Peking wurde damals ermittelt, dass etwa 30 Prozent der für das elektrische Fahren notwendigen Energie durch Einsparung beim Betrieb von Klimaanlagen geholt werden kann. In Peking wurde die Untersuchung vom Leiter des Elektrifizierungsbüros damals auch als Argument genutzt, um die Umstellung auf Elektroantriebe weiter zu forcieren. Ich würde mir wünschen, dass solche Untersuchungen auch bei uns durchgeführt und bewertet werden.

Werner Bauer, München

Flächen entsiegeln

Die städtische Auflage zur Begrünung von Flachdächern in den Bebauungsplänen hat zweifellos Früchte getragen, genau wie das Förderprogramm zur Fassaden- oder Hofbegrünung. Aber in Summe ist das ein Tropfen auf den heißen Stein und zeigt nur marginale Wirkung in Hitzesommern. Dachbegrünungen beispielsweise wirken sich im Straßenraum kaum aus, viel weniger als Straßenbäume. Die negative Baumbilanz auf Privatgrund ist deshalb ein Armutszeugnis für die Stadt, zumal die Ausgleichspflanzungen unzureichend kontrolliert werden. Ein Pflanz- und Pflegeprogramm für Straßenbäume auf öffentlichen Grund müsste her. Der Platz dafür ist da, wenn Parkstreifen aufgelöst, Fahrspuren aufgelassen und Parkplätze stärker bepflanzt werden als nur mit ein paar Alibibäumen. Wie wäre es mit einem "100 000 Bäume für München"-Programm?

Außerdem fehlt es in der hochversiegelten Stadt München an einer Entsiegelungsstrategie, um die städtebaulichen Fehler von Jahrzehnten zu reparieren, wo das noch möglich ist. Wenn man keine Häuser abreißen will, bleiben zur Entsiegelung nur Verkehrsflächen übrig. Wir brauchen eine Stadt, in der Bäume den Straßenraum prägen, und urbane Plätze, die eher dem Orleansplatz ähneln als den Steinwüsten am Pasinger Marienplatz oder am Willy-Brandt-Platz. Es wird zweifellos eine lebenswertere, grünere und gesündere Stadt sein als die jetzige.

Außerdem fehlt eine Strategie zum Umgang mit Regenwasser, denn das gehört in den Boden zur Verdunstung und zur Grundwasserneubildung, nicht in die Kanalisation. Aufgefangen in Zisternen oder Becken kann es zur Bewässerung von Gärten, Parks oder Straßenbäumen benutzt werden. Oder für die WC-Spülung statt des kostbaren Trinkwassers. Bei der Umsetzung des Schwammstadtprinzips kann München noch einiges von Städten wie Rotterdam und Kopenhagen lernen, die bereits über ein Regenwassermanagement verfügen.

Zur Anpassung an den Klimawandel ist ein langfristig angelegter Stadtumbau in den Bestandsquartieren notwendig. Ergo sind politischer Mut und die Bereitstellung der notwendigen Mittel gefragt. Das unaufhaltsame Wachstum der Stadt sollte den Stadtrat darüber hinaus veranlassen, gerade an Neubaugebiete strenge Maßstäbe anzulegen hinsichtlich Klimaschutz und Klimaanpassung. Denn obwohl Neubaugebiete mehr Gestaltungsspielraum als schon bebaute Bereiche bieten, läuft die Entwicklung bislang stets auf höhere CO2-Emissionen und stärkerer Versiegelung hinaus. Klimaneutrale Siedlungen liegen in weiter Ferne und jeder neue Stadtteil bringt neue Bodenversiegelung. Damit trägt die Baupolitik der Stadt im Hoch- und Tiefbau zur Erderwärmung bei, während München zunehmend unter dem Klimawandel mit seinen Hitzewellen, Tropennächten und sintflutartigen Regenfällen leidet. Bei Klimaschutz und Klimaresilienz ist also noch viel zu tun.

Reinhardt Kleinöder, München

Grünanteil deutlich steigern

Um aus München eine so genannte Schwammstadt zu machen oder um den Grünanteil deutlich zu steigern, bedarf es riesiger Anstrengungen. Ich sehe viel mehr eine gegenteilige Entwicklung: Wo man hinschaut, werden alte Bäume gefällt, unter dem Deckmantel, es würden Fußgänger geschützt. Wann wurde eigentlich im Stadtgebiet je ein Mensch von einem umstürzenden Baum verletzt?

So kommen wir niemals von der Stadtversiegelung und Hitzebelastung weg!

Wolfgang Webersinke, Markt Schwaben

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