Der Beruf Immobilienmakler:Makler kann sich jeder nennen

Schwarze Schafe unter den Münchner Maklern gibt es einige. Bis zu 2,38 Monatsmieten dürfen sie als Provision verlangen. Profiausbildung soll Abhilfe schaffen.

Michael Ruhland

Das Angebot im Internet klang vielversprechend. Haidhausen, Altbau, drei Zimmer, 85 Quadratmeter, Parkett, ruhig, Südbalkon, 1080 Euro plus Nebenkosten. Von Provision kein Wort. Nur ein Name samt Handynummer. Beim Besichtigungstermin führt ein solariumgebräunter Mann mittleren Alters mit schulterlangem Haar und weit aufgeknöpftem Hemd durch die Wohnung.

Die Überraschung kommt, als es um die Frage nach dem Vertrag geht. Der Herr, von Beruf Schauspieler, sagt, er handle im Auftrag der Eigentümerin. Für die Vermittlung will er 2,38 Monatsmieten, das maximal Erlaubte also. Erst später stellt sich durch einen Zufall heraus, dass er der Liebhaber der Eigentümerin ist. Makeln in gemeinsamer Sache also.

2000 Euro Provision für nichts

Sicher ein Einzelfall. Und doch symptomatisch für einen Markt, in dem sich viele tummeln, weil fast alles möglich scheint. Wer eine Wohnung sucht, gerät in München schnell an seine Grenzen - an finanzielle und nervliche. Zum Beispiel Birgit Kuntz (Name geändert):

Sie war überglücklich, als sie von der Hausverwaltung, die sie auf einen privaten Tipp hin selbst kontaktiert hatte, erfuhr, dass sie die ersehnte Wohnung gegenüber der Schrannenhalle haben könne. Sie müsse nur noch mit dem Makler reden.

Der war zwar gar nicht als Vermittler in Erscheinung getreten, hatte aber das Plazet zum Mitverdienen. Man könnte auch sagen: die Lizenz zum Gelddrucken. "Ich dachte, das sei ein Witz", erzählt die junge Mutter. War es aber nicht. Sie konnte sich die 2000 Euro Provision nicht leisten.

Gewerbeschein kostet 1000 Euro

An Maklern kommt man in München kaum vorbei, und dass der Berufsstand nicht gerade gut beleumundet ist, liegt auch daran, dass er keinen klaren Prinzipien gehorcht. Wer Makler werden will, muss keine fachlichen Voraussetzungen vorweisen. Es gibt nur ein Ausschlusskriterium, und das legt der Paragraph 34c der Gewerbeordnung fest:

Man darf nicht wegen eines Eigentumdelikts vorbestraft sein oder in zerrütteten wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Das sind nicht gerade hohe Hürden angesichts eines Immobilienmarktes, in dem im Spitzenjahr 2006 in Deutschland 175 Milliarden Euro umgesetzt wurden; wohlgemerkt ohne Mietmarkt, der sich statistisch gar nicht erfassen lässt.

"Sie können heute noch schnell beim Kreisverwaltungsreferat vorbeischauen, 1000 Euro für den Gewerbeschein zahlen und sich Makler nennen", sagt Stephan Kippes, und allein schon sein Tonfall lässt erkennen, dass er so ein Vorgehen nicht gutheißt. "Es geht ja um Vermögenswerte, da braucht man fundierte Fachkenntnis."

Kippes fungiert als Leiter des Marktforschungsinstituts des Immobilienverbands Deutschland. Und der IVD ist die Berufsorganisation der Makler. Entstanden ist er im Jahr 2004 als Fusion der Verbände "Ring Deutscher Makler" und "Verband Deutscher Makler".

IHK-Prüfung als Qualitätsstempel

Stephan Kippes hält zwar schwarze Schafe in der Branche für eher selten. Dennoch setzt er sich für eine Professionalisierung ein. "Wer unserem Verband beitritt, muss einen Fachkundenachweis erbringen", erklärt er. Als Vorbereitung biete die IHK Kurse an.

Die Prüfung sei eine Art Qualitätsstempel - allerdings einer, der nur die Minimalstandards zertifiziert. Am liebsten sieht es Kippes, wenn sich junge Menschen langsam an die Aufgabe herantasten. "Der Ausbildungsberuf Immobilienkaufmann ist eine sehr gute Voraussetzung", sagt er.

Kippes selbst lehrt als Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Dort können Studenten den Zweig Immobilienwirtschaft wählen. Das "Highend der Skala", wie Kippes das nennt, ist der eigenständige Bachelor-Studiengang Immobilienwirtschaft, den einige Unis anbieten.

Und was, wenn der Makler unseriös arbeitet? Der IVD hat eine eigene Ombudsstelle eingerichtet. Sie soll im Streitfall erst einmal vermitteln. Kippes: "Wenn einer bei uns vor den Ehrenrat zitiert wird, ist das schon recht unangenehm."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: