Kolumne "Das ist schön":Die Kulleraugen des neuen Kollegen

Kolumne "Das ist schön": Gast mit Kulleraugen beim Abend des Kunst und Wissenschaftsministers für die Presse im Lokal "Frau im Mond" im Deutschen Museum.

Gast mit Kulleraugen beim Abend des Kunst und Wissenschaftsministers für die Presse im Lokal "Frau im Mond" im Deutschen Museum.

(Foto: Susanne Hermanski)

Der Kunst- und Wissenschaftsminister lädt die Presse zum kleinen Neujahrsempfang. Was dort gesprochen wird, ist natürlich vertraulich. Nur einer verwendet künftig alles.

Von Susanne Hermanski

Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume hat in dieser Woche zu einem kleinen Neujahrsempfang für die Medienleute geladen. Der gewählte Ort, das Deutsche Museum, passte prima zum Thema des Abends: "Heimat und Hightech". Handelt es sich doch bei beidem - Ort und Spruch (ein Upcycling von Stoibers "Laptop & Lederhose") - um bisher nur teilsanierte Klassiker.

Ebenso stimmig ist, was Blume in seiner kleinen Ansprache als die alles bestimmende Herausforderung für Politik und Medien im Jahr 2023 bezeichnet: "Wer garantiert noch Vernunft und Wahrheit in Zeiten Künstlicher Intelligenz?"

Nun gibt es an einem Abend, an dem in einer netten Museumsbar wie der "Frau im Mond" an Politiker, Presseleute und einige Mad Professors (etwa die kundigen Kuratoren der Raumfahrtabteilung im Deutschen Museum) bunte Cocktails und Wein ausgeschenkt werden, mittelfristig natürlich immer weniger Platz für die Vernunft. Dafür mehr für die Wahrheit, die im Wein liegt. Und so erzählte man sich - streng vertraulich und nicht zur Veröffentlichung gedacht, versteht sich - allerlei Schwänke aus den Restbeständen der analogen Welt. Über die Hintergründe zum Aus der Gasteig-Sanierung, über die wabernde Zukunft des Biotopia-Projekts und über die Männer, die vor gar nicht so langer Zeit noch per Handsteuerung auf dem Mond landeten.

Ein neuer Kollege hört mit

Nur einer steht schweigend, niedlich und kaum höher als das Knie des Ministers, mit Kulleraugen und weit geöffneten Lauschern zwischen den Schwadroneuren und Schwadroneusen: ein kleiner Roboter. Er ist als Gast aus Bayerns Hightech-Kaderschmiede TU München hierher gewackelt. Neugierig wiegt er sein Köpfchen, und weil seine Programmierung es so will, wechselt er als lebensechter Zuhörer auch immer wieder mal Stand- und Spielbein, die Blickrichtung und wie er seine Händchen hält. Nennen wir ihn zum Schutz seiner Persönlichkeit Robbie. Doch noch hält er dicht.

Von seinem menschlichen Kindergartenonkel wird er dieser Tage aber mit Chat GPT gefüttert, das ist jene Künstliche Intelligenz (KI) auf die Blume in seiner Rede gerade angespielt hat. Dann kann Robbie bald schon besser Auskunft geben und helfen. Bei all den Seminararbeiten, die an der TU und anderen bayerischen Unis gerade von ihm geschrieben werden, bei den Reden, die der Minister in den nächsten Wochen halten wird. Und na klar, auch bei den Artikeln, die diese Zeitung veröffentlicht. Das ist nicht schön? Na vielleicht ja doch, wenn die Kolumnen hier endlich weniger traurig und richtig lustig werden.

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