Festival:Im Blütenrausch

Lesezeit: 6 min

In einen solchen Blütenrausch wie Lawrence Alma-Tadema mit seinem Gemälde "Die Rosen des Heliogabalus" von 1888 will das Flower-Power-Festival München die ganze Stadt versetzen. (Foto: Studio Sébert Photographes)

München lädt zum Flower-Power-Festival. Bis Herbst locken Kunst, Musik, Film, Theater, Tanz, Workshops und Wanderungen in Hallen und Hörsäle, Glashäuser und Labore, Gärten und Parks. Ein paar Empfehlungen zum Einstieg.

Von Evelyn Vogel

Das Flower-Power-Festival will München die kommenden acht Monate in einen Blütenrausch verwandeln. Das Festival lädt vom 3. Februar an ein zu Ausstellungen, Installationen, Performances, Konzerten, Filmen, Theater, Puppenspiel, Gesprächsformaten, Workshops, Führungen, Wanderungen, Tanzveranstaltungen und vielen weiteren Events, darunter auch vieles für Kinder und Familien. Bespielt werden Kunsträume, Hörsäle, Glashäuser, Labore, Restaurants und Kinos, aber auch Parks, Gärten und Plätze.

Vieles ist zum Ansehen, vieles auch zum Anfassen und Mitmachen und manches überaus lehrreich. Denn es geht nicht nur um die Ästhetik der Blüte in Kunst und Kultur, sondern auch um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Klimawandel, Biodiversität und Lebensräume. Vor allem aber soll diese "Feier der Natur in der Stadt" ein großer Spaß werden.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Die Hauptinitiatoren sind die Kunsthalle München, der Botanische Garten in Nymphenburg, das Naturkundemuseum Bayern/Biotopia Lab und der Gasteig, der das HP8 zum Festivalzentrum macht. Inzwischen haben sich mehr als 200 Anbieter mit 500 Veranstaltungen angemeldet. Und das Programm wächst weiter, die Website (www.flowerpowermuc.de) wird ständig aktualisiert. Hier eine kleine Auswahl.

Ausstellungen

Nachhaltigkeit ist das dominierende Thema in der Ausstellung "Die Natur der Sache" mit Collagen von Juli Gudehus im Botanischen Garten München-Nymphenburg. (Foto: Juli Gudehus)

Viele Ausstellungen erwarten die Besucher des Flower Power Festivals, allen voran Flowers Forever in der Kunsthalle, die - wie schon beim Faust-Festival vor fünf Jahren - die zündende Idee hatte, damit aus einer Veranstaltung ein ganzes Festival wurde. Die aufwendig inszenierte Schau widmet sich der Kunst- und Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute und zeigt 170 Werke aus Kunst, Design, Mode und Naturwissenschaft. Außerdem kann man durch die Installation von Rebecca Louise Law wandern, die sie aus von Münchnern gesammelten und getrockneten Blüten geschaffen hat, oder eine psychedelische Erfahrung in Miguel Chevaliers Extra-Natural-Installation machen. Und die Kunsthalle bietet natürlich wie immer ein umfangreiches Begleitprogramm an. (Kunsthalle München, 3.2.-27.8.)

Ganz besonders seltsame Blüten treibt Juli Gudehus in ihrer Ausstellung Die Natur der Sache im Botanischen Garten, der erstmals mit dabei ist und gleich rund 40 Veranstaltungen anbietet. Gudehus' Strauß aus "Tafelwasserlilie, Heckendose, Orchideo" besteht aus Flaschen, Bechern und Verschlüssen aus Plastik - eine Mahnung an die Wegwerfgesellschaft. (Botanischer Garten München-Nymphenburg, 3.2.-4.10.)

Wie riecht die Vergangenheit? Das kann man herausfinden bei Verlorene Düfte im Biotopia Lab, wo Kunst auf Biologie trifft. Auf Granitsteinen kann man die Gerüche beispielsweise eines ursprünglich in Afrika heimischen Strauchs erschnuppern und über Bildwelten sich dem Lebensraum der Pflanze annähern. (Biotopia Lab, bis 6.3.)

Zu einer Intervention in der Porzellan Manufaktur Nymphenburg lädt die Sammlung Goetz mit der Blumenprojektion Herbst von Peter Fischli & David Weiss ein. Ihre Zwei-Kanal-Dia-Installation, deren Blumenfülle dank Überblendungen wild wuchert, trifft auf die floralen Entwürfe in Porzellan. (Porzellan Manufaktur Nymphenburg, 3.2.-18.3.)

Bereits eröffnet hat die Ausstellung Symmetrie der Natur - Natur der Symmetrie des Fotografen Daniel Kreissl im Tschechischen Zentrum. Sie zeigt, dass Symmetrie keine menschliche Erfindung, sondern auch in der Natur häufig anzutreffen ist - bei Blüten und Blättern, Schneeflocken, Schmetterlingen oder Seesternen. ( Tschechisches Zentrum, bis 3.3.)

Aus dem Umland beteiligt sich beispielsweise das Buchheim Museum der Phantasie in Bernried mit der Ausstellung Flores y Mucheres. Sie beschäftigt sich mit Blumen und Frauen und dem Wandel des Frauenbildes in der Kunst. ( Buchheim Museum der Phantasie Bernried, noch bis 26.2.)

In ein leuchtendes Paradies verwandelt Miguel Chevalier ein Schaufenster von Ludwig Beck am Marienplatz. Extra-Natural heißt die magische Lichtkunst des franco-mexikanischen Wegbereiters virtueller und digitaler Kunst. (Ludwig Beck, 1.2.-18.6.)

Inspiriert von lyrischen Beiträgen ist die interdisziplinäre Gruppenausstellung So luxuriös im Blattlabyrinth in der Gedok. Hier soll die Vielfalt betörender Düfte in Musik und Kunst übersetzt werden. (Galerie Gedok, 4.2.-24.3.)

Sechs Vertreterinnen des Künstlerkreises Ammersee widmen sich in der Seidlvilla dem Thema Flower Power. Blühe heißt die Ausstellung, die dem Werden und Vergehen von Pflanzen gewidmet ist. ( Seidlvilla, 11.3.-28.4.)

Einen Gegenakzent zu all der Schönheit setzt die Eres-Stiftung. Unter dem Titel Böse Blüten präsentiert sie in ihrem neuen Projektraum Schönes und Böses aus Kunst und Naturwissenschaft. Zu sehen sind Pflanzen wie der giftige Schierling, Parasitenpilze und pflanzenvernichtende Schädlinge, die ihre Boshaftigkeit geschickt tarnen. (Eres Projects, 2.-31.3.)

Dem Münchner Künstler Martin Blumöhr zusehen, wie er auf vier Leinwänden einen riesigen grotesk-verwunschenen Stadtgarten erblühen lässt, kann man bei der Live-Malaktion Hortusurbis. Blumöhr macht zwischen Mai und September an mehreren Tagen und an drei verschiedenen Orten Station. Am Ende wird er das Gesamtkunstwerk an einem zentralen Ort in München ausstellen. (Fünf Höfe, HP8, Archäologische Staatssammlung, Mai bis Sep.)

Der Gasteig im HP8 wird nicht nur Festivalzentrum sein, es gibt hier natürlich auch zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen sowie während des gesamten Festivals in der Halle E die interaktive Installationskunst Florescent. Geschaffen hat das KI-gesteuerte Kunstwerk das Kollektiv We Are Video. Das dürfte zu einem großen Spaß für alle werden, denn die Installation reagiert auf die Menschen, die sich in sie hineinbegeben. (HP8, 3.2.-7.10.)

Tanz und Party

Der Gasteig im HP8 wird zum Flower-Power-Festivalzentrum. In der Halle E wird auch getanzt. (Foto: Benedikt Feiten)

Bleiben wir beim Gasteig im HP8. Hier wird in der Langen Nacht der Musik nicht nur viel Musik erklingen, hier darf auch getanzt werden - und zwar im Stil der Blumenkinder. Dafür präsentiert das Kulturzentrum unter anderem eine eigene Flower-Power-Bühne. (HP8, 6.5.) Getoppt wird dies vermutlich nur noch von der tanztechnisch gesehen größten Flower-Power-Sause des Jahres: Tanz den Gasteig, der in diesem Jahr ganz im Zeichen von Siebzigerjahre-Sounds stehen wird. Und egal ob auf Plateau oder in Jesus-Latschen, getanzt wird, bis die Sohle brennt. (HP8, 3.6.)

Gleiches gilt auch für das Künstlerhaus am Lenbachplatz. Das widmet seinen traditionellen Gauklerball ebenfalls dem Motto Flower Power. Und ob man "Hair", Woodstock oder Abba als Vorbild nimmt, oder einfach als Pril-Blume kommt - Hauptsache wild, bunt und blumig und mit viel Durchhaltevermögen. (Künstlerhaus, 4.2.)

Dass es beim Tanzen auch ganz anders zugehen kann, beweist die Tanzperformance Flora von und mit Matteo Carvone. Das experimentelle Tanzprojekt in der ehemaligen Industriehalle des HP8 setzt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur auseinander. (HP8, 16.5.)

Musik und Theater

Beim Horizonte-Konzert wird Gregor A. Mayrhofers "Recycling Concerto" für Recycling-Percussion und Orchester mit Instrumenten aus Plastikflaschen, Blumentöpfen und Kaffeekapseln aufgeführt. (Foto: Peter von Felbert)

Die Orchesterakademie der Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker wird in der Kunsthalle ein Kammerkonzert geben. Welche Stücke inmitten der Ausstellung "Flowers Forever" erklingen werden, steht allerdings noch nicht fest. (Kunsthalle, 30.3.)

Bekannt hingegen ist das Programm beim Horizonte-Abend der Münchner Symphoniker im Rahmen des Flower-Power-Festivals. Unter anderem kommt Gregor A. Mayrhofers "Recycling Concerto" für Recycling-Percussion und Orchester zur Aufführung. Gespielt wird - schön nachhaltig - auf Instrumenten aus Plastikflaschen, Blumentöpfen und Kaffeekapseln. (Prinzregententheater, 10.5.)

Blumen waren in Musikkompositionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein beliebtes Thema. Bei den Klangblumen werden Studierende der Hochschule für Musik und Theater Stücke interpretieren, die sich - passend zum Ort - ausschließlich dem Thema widmen. (Botanischer Garten, 23.5.)

Bei Flower Power darf das Musical natürlich nicht fehlen - allen voran das Hippie-Musical "Hair", das aber nicht nur die freie Liebe feiert, sondern auch ein Statement gegen den Krieg ist - Love and Peace forever! (Deutsches Theater, 14.7.) Und natürlich ebenso passend in die Zeit ist die Rockoper "Tommy", die von der Münchner Band Tommy Who! auf die Bühne gebracht wird. (Deutsches Theater, 10.6.)

Für Kinder

Der Insektenflug Birdly ist ein VR-Erlebnis im Biotopia Lab im Rahmen des Flower Power Festival. (Foto: Biotopia)

Viele der Veranstaltungen sind natürlich auch für Kinder und Familien geeignet. Explizit an Kinder richtet sich Der Gasteig brummt! Dieses Mal wird die zweitägige Musikveranstaltung mit Workshops, Mitmachaktionen und Mini-Konzerten ganz dem Thema Blumen gewidmet sein. (HP8, 3.3.)

Um Wissenschaft zum Anfassen geht es bei den Mitmachprogrammen im Museum Mensch und Natur/Biotopia Lab. In Workshops können die jungen Forscherinnen und Forscher essbare Blüten verarbeiten oder die Artenvielfalt von Algen unter dem Mikroskop erkunden. (Biotopia Lab, 3.2.-7.10.) Um den Spaß an der Fotografie und das Interesse an der Natur geht es beim Fotowettbewerb Natur im Fokus. Viele Kinder und Jugendliche haben teilgenommen. In einer Sonderausstellung werden die Siegerbilder gezeigt. (Naturkundemuseum Bayern, 14.2.-16.4.)

Ein VR-Erlebnis nicht nur für Kinder ist der Insektenflug Birdly. Ein paar Minuten lang kann man da wie ein Schmetterling alle Sinne von Insekten nutzen und im Flug ein Ökosystem mit Pflanzen, Insekten, Vögeln, Schnecken und Säugetieren erkunden. (Biotopia Lab, 3.2.-7.10.)

Draußen

Natur in der Stadt, das heißt natürlich auch jede Menge Flower Power im Außenraum. Südpark - die Münchner Naturkunstbiennale widmet sich mit 16 Kunstprojekten 20 Wochen lang Mensch und Natur. Naturkunst zum Begehen und Erleben im Wald und für den Wald - ein nachhaltiges Landart-Projekt mitten in der Stadt. (Sendlinger Wald, 27.5.-14.10.)

Zwar liegen die Isar-Auen nicht weit, aber von April an soll es noch grüner rund um den Gasteig HP8 werden. Das Kollektiv "Die Städtischen" eröffnet auf dem Platz die Kulturinsel. Kreativ gestaltete Sitzmöbel aus Holz eröffnen die Möglichkeit, Hochbeete anzulegen, den Platz zu begrünen und das Flower-Power-Feeling auf dem Kulturareal noch mehr grünen und blühen zu lassen. (Gasteig HP8, 15.4.-7.10.)

Um Landwirtschaft und Artenvielfalt in der Stadt geht es bei Flower Bauer München, einer Spazierroute entlang urbaner Landwirtschaftsflächen. Entlang von fünf Themenstationen kann man Neues zur engen Verbindung von Landwirtschaft und Biodiversität erfahren und weiterdenken. (Landwirtschaftserlebnispfad, 16.5.-31.10.)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKlimawandel
:Warum die Aussichten für München düster sind

Unwetter führen zu Überschwemmungen, die Temperaturen steigen. Die am stärksten versiegelte Stadt Deutschlands entwickelt Strategien, um sich an den Klimawandel anzupassen. Trotzdem gibt es immer mehr Beton und weniger Bäume.

Von Ulrike Steinbacher

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: