Fürstenfeldbruck:Nicht auf jedem Altbau ist Photovoltaik möglich

Fürstenfeldbruck: Der Landkreis möchte mehr Photovoltaikanlagen auf seinen Gebäuden. Doch nicht überall ist das möglich.

Der Landkreis möchte mehr Photovoltaikanlagen auf seinen Gebäuden. Doch nicht überall ist das möglich.

(Foto: Johannes Simon)

Kreisräte wollen den Ausbau auf landkreiseigenen Gebäuden voranbringen. Doch Alter und Zustand erweisen sich ebenso als Hindernisse wie die Personalengpässe in der Verwaltung.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Überall dort, wo es technisch möglich ist, sollen auf Schulgebäuden und Liegenschaften, die im Besitz des Landkreises sind, Photovoltaikanlagen errichtet werden. Das haben Fürstenfeldbrucks Kreisräte vor zweieinhalb Jahren vereinbart, um die Energiewende voranzubringen. Bis 2025 soll eine "möglichst große Fläche mit Photovoltaikanlagen belegt werden", heißt es aus der Kreisverwaltung. Bei der Untersuchung der potenziellen Standorte ist sie allerdings zu dem Ergebnis gelangt, dass das Vorhaben bei vielen Altbauten durchaus problematisch und es auch aus personellen Gründen in der Behörde nicht möglich ist, die Planung zu beschleunigen. Dies hatten die Grünen in einem Antrag gefordert.

"Unser hauseigener Fahrplan ist bisher wenig ambitioniert", schrieb noch im alten Jahr Grünen-Kreisrat Jan Halbauer in dem Antrag und legte in der Sitzung des Kreistags, in der das Thema behandelt wurde, nach: "Wir müssen liefern!" Ohne ausreichende erneuerbare Energien bleibe man "weiterhin abhängig und erpressbar". Unter anderem forderte seine Fraktion, die defekte Anlage auf dem Altbau des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck "unverzüglich" instand zu setzen und zu erweitern. Dies aber sei nicht mehr möglich, die Anlage mehr als zwanzig Jahre alt, lautete die Antwort der Kreisverwaltung. Bevor eine neue Anlage angebracht werden könne, müsse allerdings die dringend erforderliche Fassadensanierung erfolgen.

Bei Altbauten kann auch die Statik Probleme machen

Bei Neubauten oder Generalsanierungen ist die Installation von Photovoltaikanlagen nach Angaben der Verwaltung "selbstverständlicher Bestandteil der Planung". Die meisten Gebäude der weiterführenden Schulen und sonstigen Liegenschaften aber sind Altbauten, die schon mehrere Jahrzehnte alt, vielfach sanierungsbedürftig oder in statischer Hinsicht problematisch seien. Schwierig seien auch Flächen, die größere Eingriffe in den Dachaufbau erforderten. So auf dem Dach der Mensa des Viscardi-Gymnasiums oder beim Erweiterungsbau der Realschule Maisach. Am Förderzentrum in Fürstenfeldbruck oder am Gymnasium Gröbenzell ist die Traglast nicht ausreichend, um zusätzliche Lasten aufnehmen zu können. Andere potenzielle Standorte wie das Dach auf dem Ganztagsschulgebäude der Realschule Unterpfaffenhofen oder an der Parkplatzüberdachung am Viscardi sind zu stark verschattet. Beim Neubau am Carl-Spitzweg-Gymnasiums in Germering liegen die Dinge anders: Finanzmittel für Photovoltaik waren bereits 2022 beantragt, wurden dann aber an anderer Stelle benötigt. Neuer Versuch 2023.

Bei Fassaden und Außenanlagen ließen sich ebenfalls kaum gut geeignete Flächen ausmachen, so die Verwaltung. Für die Realschule Maisach wurde das zum Beispiel untersucht. Ergebnis: Das Verhältnis von Investitionskosten zum Ertrag nennt die Verwaltung unwirtschaftlich und überhaupt nur mit enormen Kosten und Eingriffen in die bestehende, vor 15 Jahren sanierte Fassade möglich. Auch die Überbaubarkeit der Parkplätze am Landratsamt war untersucht worden, der Energie-, Umwelt- und Planungsausschuss des Kreistags hatte ein solches Vorhaben aber abgelehnt.

CSU-Kreisrat Johann Wörle betonte, "nicht gegen Photovoltaik" zu sein, riet aber dazu, "ein Stückchen Geduld zu haben, bis geprüft und saniert ist". Deswegen könne man auch die geplante Photovoltaikanlage am Gymnasium Gröbenzell nicht zeitlich vorziehen, wie die Grünen dies wünschten. UBV-Kreisrat Jakob Drexler empfahl indes, "dass wir uns nicht im Klein-Klein verlieren". So sei die Kilowattstunde Strom etwa bei Freiflächen-Photovoltaik günstiger zu erzeugen, und solche Vorhaben fielen dann in die Zuständigkeit von Städten und Gemeinden und nicht des Landkreises. In der Kreistagssitzung plädierte auch Energiereferent Max Keil (ÖDP) dafür, neue Anlagen "im Einklang mit Sanierungsmaßnahmen" zu schaffen: "Wir sollten realistisch damit umgehen."

Auch Kapazitätsgründe im Referat Kreiseigener Hochbau im Landratsamt stehen einer zügigen Umsetzung mancher Vorhaben entgegen. So würde auf den Flachdächern des Max-Born-Gymnasiums in Germering die notwendige Abtragung der Kiesschüttung und die Projektierung der Anlage größere finanzielle und personelle Kapazitäten erfordern und "kann deswegen nicht beschleunigt werden", heißt es in den Informationsunterlagen an die Kreisräte.

Eine Prioritätenliste regelt die zeitliche Umsetzung

Auf acht von 20 kreiseigenen Liegenschaften befinden sich bereits eine oder mehrere Photovoltaikanlagen, fünf weitere sind im Rahmen von größeren Sanierungen geplant. Vier weitere werden gerade realisiert. Einer Prioritätenliste zufolge sollen die Vorhaben zeitlich gestaffelt umgesetzt werden. Dem stimmte der Kreistag gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion zu. Die Kreisverwaltung weist allerdings noch darauf hin, dass die Liste einen aktuellen Sachstand abbilde. Technische Neuerungen oder baukonstruktive Änderungen würden immer wieder zu einer Neueinschätzung oder auch zu einer Änderung der Priorisierung führen. Die AfD hatte in einem eigenen Antrag dazu geraten, den Grünen-Antrag abzulehnen - mit der Begründung, dass weder Wind- noch Solarenergie konstant und verlässlich zur Verfügung stünden. AfD-Kreisrat Rolf Ertel schrieb in seinem Antrag: "Die sogenannte Energiewende ist ein Irrweg."

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