Umweltverträgliche Ernährung:Der CO₂-Fußabdruck von Käse-Spaghetti

Umweltverträgliche Ernährung: Wie viel Kohlendioxid-Ausstoß hat das Essen verursacht, das auf dem Teller liegt? Bald soll es darüber Angaben in den Mensen der Münchner Unis geben.

Wie viel Kohlendioxid-Ausstoß hat das Essen verursacht, das auf dem Teller liegt? Bald soll es darüber Angaben in den Mensen der Münchner Unis geben.

(Foto: Florian Peljak)

Wer weiß, wie viele Emissionen sein Essen verursacht, isst bewusster. Das hat ein Forschungsteam der LMU heraus gefunden. Das Münchner Studentenwerk will das jetzt für seine Mensen nutzen.

Von Benjamin Probst

München hat viele Studierende, die durchgefüttert werden wollen. Mit rund 17 Standorten versucht das Studentenwerk München, den Hunger zu stillen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf umweltverträglicher Nahrungsproduktion. Jetzt gehen die Mensabetreiber einen Schritt weiter, wollen die Gäste künftig besser über ihre Essensauswahl informieren. Ganz konkret: Sie wollen anzeigen, wie umweltschädlich oder -verträglich die angebotenen Gerichte sind.

Steht man also künftig an der Essenausgabe, liest man neben den Namen der Gerichte und Allergiehinweisen bald auch, wie groß der CO₂-Fußabdruck des Essens ist. Neben einer Portion Penne Quattro Formaggi könnte dann in Rot die Angabe "411 Gramm CO₂" stehen, bei einem Teller Falafel dagegen ein sanftes Grün auf die "143 Gramm CO₂" pro 100-Gramm-Portion hinweisen.

Der Ausstoß an Treibhausgasen durch die Nahrungsproduktion könnte dadurch etwa um zehn Prozent sinken. Das geht zumindest aus einem Experiment an der Mensa Leopoldstraße hervor.

Rund zehn Tage lang wurden dort Kohlendioxid-Emissionen ausgewiesen. Die Gäste wählten dadurch umweltverträglichere Mahlzeiten, ohne zu wissen, dass sie Teil eines Experimentes waren. Insgesamt nahmen - ohne es zu wissen - rund 8000 Studierende und Gäste teil, die 20 000 Mahlzeiten verspeisten.

Umweltverträgliche Ernährung: Innehalten vor dem Zugreifen in der Mensa: Eine kleine Dampfnudel mit Vanillesauce wird mit 130 Gramm CO₂-Ausstoß angegeben.

Innehalten vor dem Zugreifen in der Mensa: Eine kleine Dampfnudel mit Vanillesauce wird mit 130 Gramm CO₂-Ausstoß angegeben.

(Foto: TRR 266)

Ein internationales Forscherteam rund um Thorsten Sellhorn, Professor an der Ludwigs-Maximilians-Universität, hat das Experiment im vergangenen November durchgeführt. Das Ergebnis: Die Umweltkosten mit Ampelfarben und in Euro anzugeben sei am effektivsten. Farbkennzeichnungen bei Lebensmitteln gibt es beispielsweise schon beim Nutri-Score, der den Nährwert von Lebensmitteln anzeigt. Für CO₂-Angaben habe es dies bisher noch nicht gegeben, so Sellhorn. Hier sei der Vorteil, dass man eine einheitliche Größe vergleichen könne und nicht wie beim Nutri-Score "Äpfel mit Birnen" verglichen würden.

Die Umweltkosten orientierten sich an den Beschlüssen des Pariser Klimaabkommens. Das demnach weltweit verbleibende CO₂-Budget wurde auf die einzelnen Gäste heruntergerechnet und der tägliche Anteil für Nahrungsmittel mit der Bilanz des Gerichtes verglichen. Die Emissionen der einzelnen Speisen wurden mithilfe der Initiative Klima Teller errechnet, die unter anderem vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Vor allem habe aber die Mensaleitung und die Angestellten mitspielen müssen. Um andauernd die volle Auswahl an Gerichten zu garantieren, musste die Mensa mehr Essen vorbereiten als regulär.

Das Studentenwerk München möchte bereits Ende des Jahres die CO₂-Kennzeichnung in seinen Mensen dauerhaft einführen, spätestens jedoch Anfang 2024. Das begleitende Projekt soll schon kommendes Sommersemester starten. Auch aus anderen Bereichen sei die Rückmeldung positiv, berichtet Professor Sellhorn. So könnten Unternehmen mit der besseren Kennzeichnung ihrer CO₂-Bilanz auf den Produkten künftig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen; die Anwendungsbereiche seien also sehr groß.

Sellhorn betont, man hätte die Studie auf jeden Fall veröffentlicht, egal wie die Ergebnisse ausgefallen wären: "Dass wir positive Ergebnisse haben, freut uns natürlich", sagt Sellhorn.

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